Die Nachwuchsfußballer aus dem Fußball-Verband Mittelrhein stehen im Kreis zusammen. Sie spielen gleich gegen die Auswahl aus Hamburg und Trainer Markus Schenk stimmt die Mannschaft ein letztes Mal vor dem Anpfiff ein.
"Okay kommt und jetzt schlagen wir sie."
Die Mittelrhein-Auswahl des Jahrgangs 1999 ist hier in Duisburg sozusagen der Titelverteidiger. Im vergangenen Jahr gewann sie das Turnier, an dem Mannschaften aller 21 Landesverbände des Deutschen Fußballbundes (DFB) teilnehmen. In erster Linie geht es für Markus Schenk, seine Trainerkollegen aus den anderen Landesverbänden und die rund 350 Spieler aber nicht um Titel und Pokale, sondern darum,
"...dass die Landesverbände dem DFB-Trainer talentierte Spieler vorstellen und er sich hier die Talente raussucht, die Deutschland in den ersten Länderspielen vertreten."
Das Spiel beginnt. Mittelrhein gegen Hamburg. Zwei Mal 30 Minuten. Beobachtet von U16-Bundestrainer Mikel Schönweitz:
"Also es ist sehr, sehr viel Engagement da, sehr ehrgeizig geführt, ein großer Siegeswille bei allen da, also am Engagement und Einsatz scheitert es auf keinen Fall."
Am Ende des Sichtungsturniers mit insgesamt 44 Spielen werden 30 Spielernamen im Notizblock des Nachwuchs-Bundestrainers stehen. Vielleicht ja auch der von Keanu Born, Abwehrspieler von Alemannia Aachen. Sein großer Traum ist natürlich, irgendwann einmal...
"...in der Nationalmannschaft zu spielen."
Oder Torwart Jannick Bruhns vom 1. FC Köln. Sein Vorbild: René Adler, vom Hamburger SV. Bei der Fußball-WM in Brasilien hat sich Jannick aber auch etwas von Weltmeister-Torwart Manuel Neuer abgeguckt:
"Ja überhaupt jetzt wie er mitspielt und so, das heißt fußballerisch, dass er weit aufrückt, ich versuch das auch so umzusetzen."
Vorbild Nationalmannschaft
Die WM in Brasilien. Besonders der Teamgeist der deutschen Mannschaft ist bei den 15-jährigen Auswahl-Spielern gut angekommen. Alle für einen, vielleicht auch für zwei oder drei heißt denn auch das Motto der Mannschaft um Abwehrspieler Keanu Born von Alemannia Aachen:
"Also bei uns spielen wir als Team zusammen und helfen jedem einzelnen aus unserer eigenen Mannschaft, ihm die Möglichkeit zu geben, am Ende in der Nationalmannschaft zu spielen."
In der U16-Nationalmannschaft! Bis zur A-Nationalmannschaft ist es dann noch ein sehr, sehr langer Weg. Verbandstrainer Markus Schenk ist immer stolz, wenn einer seiner Spieler dann irgendwann den Sprung auf die ganz große Fußballbühne schafft.
"So hab ich mich gefreut, dass mit Lukas Podolski und Ron Robert Zieler zwei ehemalige Spieler von mir in Brasilien dabei waren, das freut einen immer ganz besonders."
Die Auswahlmannschaften der Landesverbände waren schon immer das Sprungbrett für die ganz große Karriere. Seit dem Jahr 2000 sei die Qualität der Auswahlspieler aber deutlich besser geworden, sagt Spielerberater Jörg Neblung, der sich in Duisburg die Spiele anschaut und den Markt nach potentiellen neuen Kunden absucht:
"Insgesamt ist festzuhalten, dass die Ausbildung deutlich besser geworden ist, dass wir bessere Trainer und Lehrkräfte auch in den unteren Bereich haben."
Effektive Nachwuchsarbeit
Und dass alle Profivereine Nachwuchsleistungszentren haben müssen, seit die Nationalmannschaft bei der EM 2000 in der Vorrunde desaströs ausschied. Ziel dieser Leistungszentren ist es, Talente intensiver zu fördern. Darüber hinaus gibt es in den einzelnen Landesverbänden sogenannte Stützpunkte. Die bieten den besten Nachwuchsspielern aus allen Vereinen einer Region eine zusätzliche Trainingseinheit pro Woche an und erleichtern die Suche nach Talenten. Das Pilotprojekt wurde im Jahr 2000 im Fußball-Verband Mittelrhein gestartet. Zwei Jahre später ging diese Art der Talentsichtung dann auch in den anderen Landesverbänden an den Start:
"Wenn man sieht, es gibt über 300 Stützpunkte, in ganz Deutschland, also flächendeckend, so dass man sagen kann, es dürfte also kein Talent mehr durch das Netz flutschen."
Die 15-jährigen Talente aus dem Fußball-Verband Mittelrhein spielen an diesem Nachmittag gegen die Auswahl aus Hamburg nach einem 0:1-Rückstand noch Unentschieden 1:1. Sie hatten sich mehr vorgenommen, Trainer Markus Schenk muss trösten:
"Kommt mal her, Jungs. Es ist schade, hatten halt ein bisschen Pech, treffen im Moment noch ab und zu die falsche Entscheidung, oder Torschüsse, kommt eben noch gerade einer dran.....".
Am Ende belegt die Auswahl des Fußballverbandes Mittelrhein den neunten Platz. Den Titel hat die Mannschaft also nicht verteidigt, aber dafür ist sich Markus Schenk sicher:
"Dass wir den einen oder anderen Spieler aus dem Jahrgang 99 vielleicht 2022, das wäre dann die früheste Möglichkeit, bei der WM sehen werden - davon bin ich überzeugt."