28. Mai 2010. UEFA-Präsident Michel Platini verkündet kurz und knapp den Triumph seines Landes. Mit nur einer Stimme Vorsprung gewinnt Frankreich gegen Mitbewerber Türkei und erhält den Zuschlag als Ausrichter der Euro 2016. Platini jubelt im Stillen. Als Präsident muss er eigentlich unparteilich bleiben. Zurückhaltung auch bei der anschließenden Pressekonferenz.
Er habe keine besonderen Gefühle nach der Wahl, sagt er. Das Ergebnis sei eher Ausdruck der Demokratie innerhalb der UEFA.
Platini hat die Strippen gezogen
Dabei ist diese EM vor allem Platinis persönlicher Triumph. Er hatte selbst den damaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy als Unterstützer zur Wahlparty an den Genfer See gelotst. Platini hat im Hintergrund die Strippen gezogen und viele Jahre an diesem Projekt gearbeitet.
Seine Mission begann 2007. Vor allem mit Unterstützung der kleineren Verbände wird er zum UEFA-Präsidenten gewählt. Geködert hat er deren Stimmen zuvor unter anderem durch seine Ankündigung, die Europameisterschaft erstmals von 16 auf 24 Teilnehmer aufzustocken.
"Das ist ein großer Fortschritt für den europäischen Fußball. Weitere acht Mannschaften, bedeuten höhere Werbeeinnahmen, mehr TV-Gelder und mehr Zuschauer."
So schwärmte Platini noch vor einem Jahr von seiner Idee, fast jeden zweiten Verband an der Endrunde teilnehmen zu lassen. Das Turnier in Frankreich sollte der vorläufige Höhepunkt seiner Amtszeit werden. Frankreichs Fußball-Idol, das sie dort liebevoll Platoche nennen, wollte sich, nach seiner Zeit als Spieler und als Trainer, nun auch als Funktionär unsterblich machen.
Sperre wegen dubioser Zahlung
Daraus wird nun vorerst nichts. Er wird nicht den Siegerpokal nach dem Finale am 10. Juli überreichen dürfen. Wegen einer dubiosen Zwei-Millionen-Franken-Zahlung an ihn vom ehemaligen FIFA-Boss Sepp Blatter im Jahr 2011 ist er gesperrt. Laut Platini ein verspätetes Gehalt für seine Dienste um die Jahrtausendwende. Belege dafür fehlen allerdings.
"Ich nehme die Entscheidung des CAS zur Kenntnis, halte sie aber für eine gravierende Ungerechtigkeit."
Das teilt Platini nach der Sperre durch den Internationalen Sportgerichtshof Anfang Mai in einer persönlichen Erklärung mit. Schuldbewusstsein Fehlanzeige. Wenig einsichtig zeigte er sich auch in der so genannten Uhrenaffäre nach der WM 2014 in Brasilien. Nur widerwillig und als letzter aller Funktionäre gab er eine Luxusuhr im Wert von 25.000 Dollar an den brasilianischen Verband zurück. Ein vermeintliches Gastgeschenk, das gegen die FIFA-Ethik-Regel verstieß.
Tiefpunkt der Karriere
Die "Neue Zürcher Zeitung" zitiert einen langjährigen UEFA-Mitarbeiter mit den Worten: "Platini fühlte sich mehr und mehr unantastbar." Das hat er mit vielen anderen Fußball-Funktionären derzeit gemeinsam. 32 Jahre nach seinem EM-Titel mit der "Equipe Tricolore" als Spieler ist der Machtmensch Platini am Tiefpunkt seiner Karriere angekommen.