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Fußball-EM der Frauen
Zuschauerrekorde und gute Stimmung

Die Fußball-EM der Frauen in England ist ein Turnier der Rekorde. Fast 69.000 Menschen haben das Eröffnungsspiel zwischen England und Österreich besucht. Auch das Finale in Wembley ist ausverkauft. Von der Debatte um die Auswahl der Stadien ist mittlerweile nicht mehr viel übrig.

Von Hendrik Buchheister | 23.07.2022
Fans bei der Fußball-EM der Frauen in England
Fans bei der Fußball-EM der Frauen in England (dpa/picture alliance / DeFodi Images)
England feiert. 2:1-Sieg gegen Spanien nach Verlängerung, das Halbfinale bei der Heim-EM erreicht. Vor fast 30.000 Fans in Brighton. Eine beeindruckende Atmosphäre. Und ein Heimvorteil, der ihren Spielerinnen geholfen habe, meinte Englands Trainerin Sarina Wiegman nach dem Spiel.
“Heute hat man gesehen: Was die Fans in diesem Stadion gemacht haben, war ein richtiger Heimvorteil. Es war unglaublich, das zu erleben. Es hat den Spielerinnen richtig geholfen."

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Finalspiel seit Monaten ausverkauft

Die EM in England, sie ist ein Turnier der Rekorde, ein Turnier, das zeigt, wie sehr der Fußball der Frauen gewachsen ist. Fast 69.000 Menschen haben das Eröffnungsspiel zwischen England und Österreich im Old Trafford besucht, in dem sonst die Männer von Englands Rekordmeister Manchester United mit Cristiano Ronaldo spielen. Es war die größte Kulisse, die es jemals bei einem EM-Spiel der Frauen gab.
Beim Finale in Wembley soll der Rekord schon wieder gebrochen werden. Das Spiel ist seit Monaten ausverkauft. 87.200 Menschen werden erwartet. Das wäre Rekord für ein EM-Spiel – Männer-Turniere eingeschlossen. Ob diese Bestmarke tatsächlich erreicht wird, dürfte davon abhängen, ob Gastgeber England zu den Finalisten gehört.
Schon jetzt steht fest: Das Turnier ist die bestbesuchte Frauen-EM, die es jemals gab. Die Organisatoren sind zufrieden. Laut der deutschen Ex-Nationalspielerin Nadine Keßler, die bei der UEFA für Frauenfußball zuständig ist, sei das Turnier genau das, worauf man hingearbeitet und was man sich erhofft habe.

Gute Stimmung in den Stadien

Auch im deutschen Nationalteam ist man von der Atmosphäre angetan, wie Stürmerin Svenja Huth berichtet: “Ich kann nur für Deutschland sprechen. Wir haben schon das dritte Mal in Brentford gespielt mit einer Kapazität von knapp 17.000 Zuschauern. Das Stadion war bisher immer voll. Von daher habe ich eine tolle Stimmung wahrgenommen, ob von den deutschen oder den gegnerischen Fans.”
Die Atmosphäre bei der EM ist fröhlich und ausgelassen. Fans aus den Niederlanden, Schweden, Deutschland, Österreich und anderen Ländern sitzen in den Stadien friedlich nebeneinander. Fan-Trennung ist nicht nötig. Der Anteil von Frauen und Kindern auf den Rängen ist deutlich höher als bei Männer-Spielen. Bei vielen Partien wandert die Welle über die Ränge. Den Soundtrack zur EM in England bilden die Klatschpappen, die bei allen Spielen verteilt werden.
Die Stimmung mag nicht unbedingt den Vorstellungen deutscher Ultras entsprechen. Es ist eine Event-Atmosphäre. Julia Weidemark ist mit Freundinnen und Freunden aus Schweden angereist. Sie sagt über die Stimmung: “Sie ist großartig. Und die schwedischen Fans? Jesus! Sie sind einfach unglaublich. Die ganze Atmosphäre ist toll. Wir haben drei Spiele gesehen: Eins an der Bramall Lane in Sheffield und zwei in Wigan & Leigh. Es macht Spaß, zu sehen, dass die Stadien so voll sind. Es ist fantastisch.”

Debatte um Auswahl der Spielorte in den Hintergrund gerückt

Eine Woche vor dem Ende des Turniers ist nicht mehr viel übrig von der Debatte um die Auswahl der Stadien, die es vor der EM gegeben hatte. Die isländische Nationalspielerin Sara Björk Gunnarsdottir hatte sich im Podcast Their Pitch darüber beschwert, dass ihr Team im Academy Stadium spielen müsse, dem Stadion der Frauen von Manchester City, das zum Trainingsgelände des Klubs gehört. Bei der EM bietet es nur nur 4700 Menschen Platz.
“Es ist schockierend. Wir sind in England. Es gibt hier so viele Stadien, und wir müssen auf einem Trainingsplatz spielen. Es ist einfach peinlich. Der Frauenfußball füllt mittlerweile die Stadien. Dass wir in einem so kleinen Stadion spielen müssen, ist einfach respektlos dem Frauenfußball heutzutage gegenüber.”
Auch das Leigh Sports Village in Wigan & Leigh bei Manchester war mit einer Kapazität von 8100 für einige Beobachter nicht EM-tauglich. Außerdem ist es schwer erreichbar. Die Verteidigung der UEFA: Andere Stadien hätten sich nicht als Spielorte beworben.
Und so musste die UEFA die Balance finden zwischen den kleinen Stadien, den mittelgroßen Spielstätten wie den Premier-League-Stadien in Brighton, Brentford und Southampton und den ganz großen Bühnen für das Eröffnungsspiel und das Finale.

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Rahmen ist für die EM angemessen

Der bisherige Turnierverlauf zeigt aber: Dieser Rahmen ist für die EM angemessen. Die Stadien sind bei den meisten Spielen gut gefüllt, aber auch nicht komplett voll. Man sieht immer wieder einzelne leere Sitzschalen, aber Bilder von komplett verwaisten Blöcken sind die Ausnahme. Die Fans sind bei der Frage nach den EM-Stadien unterschiedlicher Meinung. Viele sagen: lieber kleinere und dafür volle Stadien als große, halbleere. Aber es gibt auch Kritik. Zum Beispiel von Karl Bridgewood, einem Engländer, der mit seiner Verlobten viele EM-Spiele besucht. Er findet die Stadien zu klein.

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“Ich denke, das sind sie. Old Trafford beim England-Spiel zum Auftakt – das verstehe ich. Aber ich denke, man hätte insgesamt auf Stadien zwischen 30.000 und 50.000 Zuschauern gehen sollen. Wir haben bei vielen Spielen versucht, Karten zu bekommen, aber wir hatten Probleme. Hätte man sich für größere Stadien entschieden, hätte es mehr Zuschauer gegeben. Man sieht bei vielen Spielen, dass die Leute Interesse haben und kommen. Es hätte eine noch bessere Stimmung gegeben und noch mehr Menschen hätten die EM aus erster Hand erleben können.” Trotz solcher Stimmen kann sich die UEFA freuen – über Zuschauerrekorde und gute Stimmung bei der EM in England