Die französischen Sicherheitsbehörden haben die Situation in den Stadien, auf den Fanzonen, an den Bahnhöfen und in den Städten bisher absolut unter Kontrolle. Deshalb ist Jean-Francois Martins auch sehr zufrieden. Martins ist verantwortlich für die Stadt Paris in allen Belangen von Sport und Tourismus und deshalb auch für die EM:
"Die Hauptaufgabe in Sachen Sicherheit sind nicht die Kontrollen in den Fanzonen, die sind schnell eingeführt. Die schwerste Aufgabe ist es, dass alle 1.500 Sicherheitskräfte 30 Tage lang mit der gleichen Konzentration und Energie dabei sind und zwar in jeder Kontrolle."
Kontrollen gehören zum Alltag
An die Vielzahl der Kontrollen haben sich die Franzosen gewöhnt nach den Anschlägen des vergangenen Jahres und auch bei den Fans vom ganzen Kontinent ist das akzeptiert. Das bestätigt Nikolaus Meyer-Landrut, der deutsche Botschafter in Frankreich:
"In einem Umfeld, in dem die französischen Sicherheitsbehörden ja auch noch vor vielen anderen Herausforderungen stehen. Insofern Dank und Anerkennung an die Sicherheitskräfte, die hier wirklich einen Riesenjob machen."
Die anderen Herausforderungen sind vor allem die sozialen Probleme im Land, die sich in massiven und lautstarken, teils gewalttätigen Protesten gegen geplante Reformen äußern.
"Die Situation im Land, so wie sie ist, ist natürlich auch für alle präsent. Und dass dann natürlich nicht zu überschwänglicher Euphorie führt, kann ich auch nachvollziehen."
Paris ist mehr als nur EM
Euphorie ist wirklich nicht ausgebrochen bei den Franzosen, wenngleich nach dem Halbfinal-Einzug sich der Eindruck verdichtet, dass die Begeisterung langsam spürbar wird. Fahnen an den Autos oder Häusern, Trikot-tragende Menschen in der Metro oder in der Stadt sind aber immer noch weitgehend Fehlanzeige. Jean-Francois Martins aus der Stadtverwaltung sieht dafür auch noch andere Gründe:
"Paris ist natürlich eine magische Stadt. Aber hier passieren so viele Dinge gleichzeitig, nicht nur die EM 2016. Die Pariser suchen sich ihren Moment, heute ist es vielleicht Fußball und morgen Kultur."
Und noch etwas viel Grundlegenderes komme dazu, dass man durch die gerade beginnende Tour de France noch einmal verstärkt wahrnehmen kann:
"Es ist wahr, dass die Franzosen nicht die gleiche Fankultur haben als andere Staaten. Die Isländer zum Beispiel waren so unglaublich. Unsere Kultur ist noch nicht so weit."
Franzosen sind Fans, wenn die Mannschaft siegt
Außerdem sei ganz klar, meint Martins und lacht: "Es ist vielleicht typisch französisch. Wir unterstützen die Sieger. Wir warten auf den Sieg und dann trägt jeder das Trikot."
Davor wartet das Halbfinale gegen die deutsche Mannschaft, ein vorgezogenes Endspiel für viele. Auch für Botschafter Meyer-Landrut, der zustimmt: Die ganz große Euphorie wird es in Frankreich nur beim EM-Titelgewinn geben.
"Allerdings würde ich mir wünschen, dass andere den euphorischen Sonntag am 10. Juli erleben."
EM bereits ein Erfolg
Einig sind sich aber beide in der Einschätzung, dass die EM trotz aller Bedenken ein Erfolg war, sowohl sportlich als auch abseits des Platzes. Das lässt sich, so Jean-Francois Martins auch in Zahlen ausdrücken.
"Wir konnten bisher 1,1 Millionen Menschen in der Fanzone am Eiffelturm begrüßen. Wenn Frankreich ins Finale kommt, werden es vielleicht 1,3 oder 1,4 Millionen. Das ist ein Erfolg für uns."
Das sei auch der Beweis, so hofft Martins, dass Paris als sympathischer Gastgeber wahrgenommen werde, und hat dabei schon sein nächstes Projekt im Kopf: die Bewerbung um die Olympischen Sommerspiele 2024.