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Fußball-EM
"Fußball hat viel mit Religion zu tun"

Die ganze Metaphorik des Fußballs sei auf Religion abgestimmt, auch in unserer säkularen Zeit, sagte Rainer Moritz, Chef des Hamburger Literaturhauses. Ebenso hätten Intellektuelle gemerkt, dass der Fußball philosophisch betrachtet werden könne.

Rainer Moritz im Gespräch mit Birgid Becker |
    Rainer Moritz, deutscher Germanist, Literaturkritiker, Autor und Leiter des Literaturhauses Hamburg.
    Rainer Moritz, deutscher Germanist, Literaturkritiker, Autor und Leiter des Literaturhauses Hamburg. (picture alliance/dpa - Erwin Elsner)
    Bis vor 25 Jahren hätten Intellektuelle und Trillerpfeife noch nicht zusammengepasst. Aber seit 1992/1993 seien plötzlich Fußballbücher geschrieben worden, die nicht von klassischen Sportreportern stammten, sagte der Schriftsteller Rainer Moritz im Deutschlandfunk. Er nannte unter anderem "Die Angst des Torwarts beim Elfmeter" von Peter Handke. "Seither ist ein Damm gebrochen."
    In den Feuilletons komme mindestens ebensoviel Fußball wie auf den Sportseiten vor. Fußball sei "in unseren Breiten nun mal das populärste Spiel". Intellektuelle hätten gemerkt, dass sie den Fußball aus gesellschaftlicher, soziologischer und ästhetischer Sicht betrachten könnten. Dies sei ein "ideales Projektionsfeld". Dabei komme aber natürlich auch "viel Unsinn" heraus.
    Der Reiz liegt im offenen Ausgang des Fußballspiels
    Der Fußball lebe davon, dass er eine große Offenheit habe. Moritz zitierte den ehemaligen Bundestrainer Sepp Herberger: "Die Leute gehen zum Fußball, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht".
    Der Philosoph Martin Heidegger habe über Franz Beckenbauer gesagt, das sei ein "unverwundbarer Spieler". Hier merke man sofort die metaphysische Ebene. Nicht umsonst habe der Fußball auch sehr viel mit Religion zu tun. "Die ganze Metaphorik ist auf Religion abgestimmt - und das in unserer säkularisierten Zeit." Das sei mehr als ein Sympton.
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