EM 2024
Warum sich die UEFA weiter von Qatar Airways sponsern lässt

Momentan steht alles im Zeichen des europäischen Spitzenfußballs, die Europameisterschaft in Deutschland läuft. Allerdings nutzen auch außereuropäische Staaten und Unternehmen per Sponsoring die EM 2024 als Plattform – unter anderem China und Katar.

Von Constantin Eckner |
Das Logo von Qatar Airways ziert eine Bande bei der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland.
Bei der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland ist sie häufig zu sehen: Werbung der katarischen Unternehmen Visit Qatar und Qatar Airways. (picture alliance / Peter Schatz / Peter Schatz)
Perfektes Timing. Inmitten der ersten EM-Woche gibt Qatar Airways bekannt, das Sponsoring der UEFA auszuweiten. Die Fluglinie ist nicht mehr nur Sponsor des EM-Turniers, sondern jetzt auch offizieller Airline-Partner aller UEFA-Wettbewerbe für Herrennationalmannschaften.
Ein Erfolg für das Emirat, das seit längerem über die Investmentfirma "Qatar Sports Investments" alle Anteile am französischen Spitzenclub Paris Saint-Germain hält und sich zuletzt auch an einer Übernahme von Manchester United versucht hat. Letzteres gelang nicht.

Mehrere Gründe für EM-Sponsoring Katars

Aber Katar wird auf keinen Fall aus dem europäischen Fußball verschwinden, sagt Stanis Elsborg von der Organisation "Play the Game": "Das Sponsorship der EM durch Qatar Airways und zudem auch Visit Qatar erfolgt aus mehrerlei Gründen. Vorrangig ist es ein wichtiges Element in Katars Sportstrategie – mit dem Ziel, den globalen Einfluss des Landes über hochkarätige Sportevents und das Sponsoring von diversen Klubs und Sportverbänden zu steigern."
Außerdem, so erklärt Elsborg: "Durch die Verbindung mit der EM 2024 auf Basis des Sponsorings durch Qatar Airways und Visit Qatar werden eben nicht nur die Unternehmen beworben, sondern es handelt sich auch um Werbung für den Staat Katar."

Multifunktionär Al-Khelaifi: Katars Strippenzieher im Sport

Eine zentrale Rolle in Katars Bemühungen nimmt Nasser Al-Khelaifi ein, der 2013 der Regierung von Sheikh Tamim beigetreten ist und einige wichtige Positionen im internationalen Fußball besetzt.
Stanis Elsborg unterstreicht: "Aufgrund seiner diversen Ämter, sei es als Minister in Katar, Präsident von Paris Saint-Germain, als Vorsitzender von Qatar Sports Investments, Mitglied des UEFA Exekutivkomitee und als Vorsitzender der European Club Association, ist er bei vielen Schlüsselentscheidungen und Verhandlungen im europäischen Fußball involviert. Das ermöglicht es ihm, die Interessen Katars in Europa und generell international voranzutreiben."
Al-Khelaifis Macht ist in den vergangenen Jahren zunehmend gewachsen. Auch weil er während des Versuchs einiger Spitzenclubs im Jahr 2021, eine Super League gegen den Willen der UEFA zu etablieren, dem europäischen Verband zur Seite stand.

Staatliche Interessen im internationalen Fußball

Al-Khelaifi ist ein Beispiel dafür, wie staatliche Interessen mit unternehmerischen Tätigkeiten verknüpft werden, die Rolle von staatlichen Unternehmen ein anderes. Saudi-Arabien nutzt zum Beispiel die Erdölgesellschaft Aramco, um durch Sponsoring seinen Einfluss auszuweiten. Aramco hat erst im April einen Vertrag mit dem Weltfußballverband FIFA abgeschlossen.
Sowohl dieses Engagement als auch die neue Partnerschaft zwischen Qatar Airways und der UEFA wirft aber noch einen zweiten Kritikpunkt auf. Die FIFA und UEFA propagieren auf der einen Seite Nachhaltigkeit im Zuge der Austragung von Turnieren und Wettbewerben, kooperieren aber auf der anderen Seite mit Unternehmen, deren Geschäftsmodell äußerst klimaschädlich ist.

Scharfe Kritik von "Fossil Free Football"

Darauf hat die Organisation "Fossil Free Football" zusammen mit anderen Partnern vor der EM hingewiesen. Peter Crisp, Vertreter von "Fossil Free Football", erklärt: "Was an sich passiert, ist, dass diese großen Unternehmen ihre Botschaften an Milliarden von Menschen senden, die das Publikum sind, die zu solchen Wettbewerben einschalten."
Crisp ergänzt: "Also müssen wir darüber nachdenken, welche Botschaften sie erhalten. Es wird uns mitgeteilt, dass Flugreisen durch die ganze Welt und damit die weitere Verschmutzung der Umwelt in Ordnung sind. Also senden sie Botschaften, welche die Nachhaltigkeitsanstrengungen, die die Organisatoren dieser Turniere unternommen haben, untergraben. Es ist insofern sehr wichtig, dass die Organisatoren genau darüber nachdenken, welche Sponsoren sie akzeptieren."
Qatar Airways hat in der Vergangenheit zwar punktuell für nachhaltiges Reisen geworben. Davon ist aber bei der Partnerschaft mit der UEFA keine Rede. In der Pressemitteilung von Qatar Airways wirbt die Airline stattdessen damit, Tausende EM-Gäste nach Deutschland zu fliegen.
Nicht nur aufgrund der Menschenrechtslage wird die Kritik an staatlichen Sponsoren aus den Golfstaaten weiter anhalten – und damit auch die Kritik an den Verbänden, die sich für Gelder aus autokratischen Ländern offen zeigen.