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Fußball-EM vor Zuschauern?
„Die Anreise ist die Krux“

Der Aerosolexperte Gerhard Scheuch ist überzeugt, dass mit Blick auf die Fußball-EM Zuschauer mit Masken im Stadion keine große Corona-Infektionsquelle darstellen. Scheuch sagte im Dlf, auch kurzzeitiger Jubel stelle keine Gefahr dar. Das große Problem seien die An- und Abreise sowie der Aufenthalt in den Innenräumen der Stadien.

Gerhard Scheuch im Gespräch mit Marina Schweizer |
Einige wenige Zuschauer im San Siro Stadion in Mailand beim Spiel gegen Mönchengladbach im Oktober 2020 mit Abstand und Mund-Nasenschutz.
Weniger Zuschauer, mit Abstand und Maske - sieht so auch die Belegung bei der Fußball-EM im Sommer aus? (www.imago-images.de)
Scheuch betonte: "Zuschauer im Stadion werden sich nicht in Massen anstecken. Das große Problem bei diesen Veranstaltungen ist die An- und Abreise beziehungsweise der Aufenthalt in Innenräumen im Stadion." Auf die Kontrolle dieser Orte müsste das Augenmerk gelegt werden. Die Platzbelegung in den Stadien selbst hält er "für sehr unkritisch". Im vergangenen Sommer sei kein Infektionsgeschehen im Zusammenhang mit geöffneten Stadien festgestellt worden.
Auch Schreien und Jubel sind dem Physiker zufolge weitgehend unproblematisch, wenn alle Zuschauerinnen und Zuschauer Maske trügen und nur Haushalte zusammensäßen. In der Zeit des Jubels, die beispielsweise eine halbe Minute dauerte, würden nicht so viele Aerosole ausgestoßen, dass eine Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus bestünde.

Für die Anreise müssten Konzepte entwickelt werden

Die Anreise sei die Krux. Bei der Europameisterschaft seien vermutlich nicht alle Zuschauerinnen und Zuschauer aus München, sondern auch von weiter her. Studien aus Schweden zeigten, dass die Berufsgruppe mit den meisten Covid-19-Infektionen Fahrlehrer seien. Daran sehe man, dass in einem geschlossenen Fahrzeug die Ansteckung signifikant sei. Man müsste "vernünftige Konzepte entwickeln, wie man die Leute an das Stadion heranbringt". Ähnliches gelte für den Fall, dass sich Menschen kurze Zeit in den Armen lägen.
Tests hält Scheuch für eine gute Strategie, da so Super-Spreader, oder Super-Emitter, die viele infektiöse Teilchen ausatmen, herausgepickt werden könnten.
Der Physiker betonte, dass nur ein sehr geringer Teil der Infektionen draußen stattfinde. Er betonte: "Wir haben ein Innenraumproblem. Wir müssen den Leuten klarmachen, draußen ist es nicht so gefährlich. Wir müssen uns um die Innenräume kümmern. Und wenn man das klar kommuniziert, dann kann man auch mehr als nur ein Fußballstadion öffnen."