"Grundsätzlich prallen da die Sichtweisen von eher sensiblen Betrachtern und Pragmatikern zusammen", analysiert Kistner: Die sensiblen wollten nicht, dass der Verein ihres Herzens für ein paar Dollar mehr in Länder gehe, "in denen weniger der Ball und eher die Menschenrechte mit Füßen getreten werden". Die Pragmatiker meinten dagegen, "dass so ein Fußballverein längst ein nüchternes Wirtschaftsgebilde ist und es deshalb Heuchelei sei, wenn man das Bayern-Engagement in Saudi Arabien mit einer anderen moralischen Elle misst, als die Bundesregierung oder ein Militärkonzern, der dort seine Waffengeschäfte macht."
Der Fußball-Experte betont, er könne beide Seiten verstehen, nur: Wenn man einen Verein mit einem Wirtschaftskonzern gleichsetze, müsse man ihn auch damit vergleichen, "da darf man dann auch nicht akzeptieren, dass sich so ein Fußballkonzern an anderer Stelle plötzlich wieder als Sozialstation, Gutmenschenbetrieb, als treibende gesellschaftliche Kraft für Vorbildliches darstellen kann."
Eine Kolumne auf der Website des Vereins, die lediglich ein Autoren-Pseudonym nennt, mischt die Debatte nun erneut auf: Dort wird Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger scharf angegangen - er hatte deutliche Kritik an der Bayern-Reise geübt. "Für solche Attacken ist das Thema zu wichtig", findet Thomas Kistner "zumindest, wenn das im Einverständnis mit dem FC Bayern passiert." Diese Art wirke auf ihn unsouverän, "da sollte der Verein und alle, die sich in seinem Namen äußern, eine gewisse Haltung zeigen."
Das vollständige Gespräch können Sie als Audio-on-Demand nachhören.