Antonino La Rocca ist ein Hauslehrer besonderer Art. Er kümmert sich um die etwa 30 Jugendlichen im Fußballinternat von Empoli, wenn sie nach dem normalen Schulbesuch und dem Training auf dem grünen Rasen Nachhilfe und vor allem Lebenshilfe brauchen. Denn viele der jungen Talente, die nach strenger Selektion in die Fußballerschule aufgenommen werden, können zwar traumhaft mit dem Ball umgehen, aber von einem normalen Leben haben sie oft keine Ahnung.
"Mein Hauptproblem mit diesen Jungs ist nicht nur ihnen etwas beizubringen. Ich muss sie überhaupt erst einmal an einen regelmäßigen Unterricht gewöhnen. Die meisten von ihnen sind bisher praktisch nicht zur Schule gegangen. Die waren in ihrem Leben nicht ein einziges Mal fünf Tage am Stück in der Schule. Wenn sie hier aufgenommen werden, ändert sich das schlagartig. Die Jungen wissen, dass sie was lernen müssen, auch wenn sie sich schwer tun. Sie haben keinerlei Lernmethodik und meist auch überhaupt keine Lust. Für sie war die Schule bisher nur ein gelegentlicher Zeitvertreib. Sie hatten im Ganzen vielleicht drei oder vier Schulbücher, und in die haben sie jahrelang nicht ein einziges Mal rein gesehen."
Viele kommen aus Neapel und Umgebung, sie haben zwar einigermaßen schreiben gelernt, hat Antonino La Rocca festgestellt, aber richtig italienisch sprechen können sie nicht, sie beherrschen nur ihren heimischen Dialekt. Lehrer La Rocca sieht darin fast so etwas wie Methode
"Das ist eine im Unterbewusstsein verankerte Verweigerungshaltung gegen jede Art von Erziehung. Diese Jungs kennen keine Regeln. Sie wissen, dass jeden Morgen die Sonne aufgeht, aber sie wissen auch, dass sie den Tag nicht überleben könnten."
Eine überaus düstere Einschätzung des Professsore La Rocca, die aber nicht verwundern muss. Wenn man weiß, aus welchen Verhältnissen manche der neapolitanischen Fußballwunderkinder kommen: Camorra, Mafia ist ihre Welt.
"Was immer man auch gegen den Fußball im Allgemeinen einwenden kann, ohne Fußball wären diese Jungs heute Verbrecher. Der Fußball hat heutzutage viele negative Seiten, aber für manche ist er ausgesprochen positiv. Mit Hilfe des Fußballs kann man auch ein paar Lebensregeln vermitteln, fernab vom Traum vom großen Geld."
Das ist die Gefahr für die Kids, die aus der Gosse kommen: dass sie sich schon für Stars halten, bevor sie sich einer jahrelangen Disziplin unterwerfen. Für den Hauslehrer La Rocca keine einfachen Bedingungen. Er muss versuchen die negativen Effekte auszugleichen, die das Leben in der Horde auf der Straße ohne Schule und Elternhaus und nur für den Fußball geschaffen hat. Antonio La Rocca arbeitet vor allem mit Geduld und Verständnis, aber er kann auch streng sein, wenn er die ehemaligen Straßenkinder auf den rechten Weg führen muss:
"Wenn ich ihnen verbiete, abends wegzugehen, dann fließen die Tränen. Oder androhe, dass sie beim sonntäglichen Spiel nicht aufgestellt werden, das ist sogar noch schlimmer. Aber meist rede ich mit dem Trainer, der dann die geeigneten Maßnahmen ergreift."
Der Trainer heißt Marcello Carli. Er war einst Mannschaftskapitän des Erstligavereins Livorno und hat sich in seinen aktiven Jahren einen untadeligen Ruf als Fußballer erworben. Den setzt er heute für den Nachwuchs ein:
"Ich würde meinen eigenen Sohn hier ohne Zögern herbringen. Vielleicht wird er kein Fußballstar, aber mit 18 hat er genug gelernt für seinen weiteren Lebensweg, Regeln und Respekt vor seinen Mitmenschen. Wenn er Glück hat, wird er ein Fußballstar, wenn nicht, dann eben Anwalt oder Straßenfeger. Was auch immer - auf jeden Fall ist er Diskotheken und allem anderen ungesunden Leben ferngeblieben. Ich bin überzeugt, wer unsere Schule abgeschlossen hat, ist auch ein besserer Mensch geworden."
Marcello Carli zeigt auf das frisch renovierte Clubhaus mit Kantine und den Zimmern seiner Zöglinge. Alles einfach und ohne Luxus, wie er stolz erklärt. Dass hier früher mal Mönche lebten, hat für Carli durchaus symbolische Bedeutung.
Wer zu uns kommt, muss wissen, dass das hier eine andere Welt ist. Hier müssen Regeln eingehalten werden, man lebt spartanisch und muss Opfer bringen wollen. So bilden wir Athleten heran, die mit Zuversicht in die Zukunft blicken können.
"Mein Hauptproblem mit diesen Jungs ist nicht nur ihnen etwas beizubringen. Ich muss sie überhaupt erst einmal an einen regelmäßigen Unterricht gewöhnen. Die meisten von ihnen sind bisher praktisch nicht zur Schule gegangen. Die waren in ihrem Leben nicht ein einziges Mal fünf Tage am Stück in der Schule. Wenn sie hier aufgenommen werden, ändert sich das schlagartig. Die Jungen wissen, dass sie was lernen müssen, auch wenn sie sich schwer tun. Sie haben keinerlei Lernmethodik und meist auch überhaupt keine Lust. Für sie war die Schule bisher nur ein gelegentlicher Zeitvertreib. Sie hatten im Ganzen vielleicht drei oder vier Schulbücher, und in die haben sie jahrelang nicht ein einziges Mal rein gesehen."
Viele kommen aus Neapel und Umgebung, sie haben zwar einigermaßen schreiben gelernt, hat Antonino La Rocca festgestellt, aber richtig italienisch sprechen können sie nicht, sie beherrschen nur ihren heimischen Dialekt. Lehrer La Rocca sieht darin fast so etwas wie Methode
"Das ist eine im Unterbewusstsein verankerte Verweigerungshaltung gegen jede Art von Erziehung. Diese Jungs kennen keine Regeln. Sie wissen, dass jeden Morgen die Sonne aufgeht, aber sie wissen auch, dass sie den Tag nicht überleben könnten."
Eine überaus düstere Einschätzung des Professsore La Rocca, die aber nicht verwundern muss. Wenn man weiß, aus welchen Verhältnissen manche der neapolitanischen Fußballwunderkinder kommen: Camorra, Mafia ist ihre Welt.
"Was immer man auch gegen den Fußball im Allgemeinen einwenden kann, ohne Fußball wären diese Jungs heute Verbrecher. Der Fußball hat heutzutage viele negative Seiten, aber für manche ist er ausgesprochen positiv. Mit Hilfe des Fußballs kann man auch ein paar Lebensregeln vermitteln, fernab vom Traum vom großen Geld."
Das ist die Gefahr für die Kids, die aus der Gosse kommen: dass sie sich schon für Stars halten, bevor sie sich einer jahrelangen Disziplin unterwerfen. Für den Hauslehrer La Rocca keine einfachen Bedingungen. Er muss versuchen die negativen Effekte auszugleichen, die das Leben in der Horde auf der Straße ohne Schule und Elternhaus und nur für den Fußball geschaffen hat. Antonio La Rocca arbeitet vor allem mit Geduld und Verständnis, aber er kann auch streng sein, wenn er die ehemaligen Straßenkinder auf den rechten Weg führen muss:
"Wenn ich ihnen verbiete, abends wegzugehen, dann fließen die Tränen. Oder androhe, dass sie beim sonntäglichen Spiel nicht aufgestellt werden, das ist sogar noch schlimmer. Aber meist rede ich mit dem Trainer, der dann die geeigneten Maßnahmen ergreift."
Der Trainer heißt Marcello Carli. Er war einst Mannschaftskapitän des Erstligavereins Livorno und hat sich in seinen aktiven Jahren einen untadeligen Ruf als Fußballer erworben. Den setzt er heute für den Nachwuchs ein:
"Ich würde meinen eigenen Sohn hier ohne Zögern herbringen. Vielleicht wird er kein Fußballstar, aber mit 18 hat er genug gelernt für seinen weiteren Lebensweg, Regeln und Respekt vor seinen Mitmenschen. Wenn er Glück hat, wird er ein Fußballstar, wenn nicht, dann eben Anwalt oder Straßenfeger. Was auch immer - auf jeden Fall ist er Diskotheken und allem anderen ungesunden Leben ferngeblieben. Ich bin überzeugt, wer unsere Schule abgeschlossen hat, ist auch ein besserer Mensch geworden."
Marcello Carli zeigt auf das frisch renovierte Clubhaus mit Kantine und den Zimmern seiner Zöglinge. Alles einfach und ohne Luxus, wie er stolz erklärt. Dass hier früher mal Mönche lebten, hat für Carli durchaus symbolische Bedeutung.
Wer zu uns kommt, muss wissen, dass das hier eine andere Welt ist. Hier müssen Regeln eingehalten werden, man lebt spartanisch und muss Opfer bringen wollen. So bilden wir Athleten heran, die mit Zuversicht in die Zukunft blicken können.