"Eine Körperschaft wird als gemeinnützig erklärt, wenn sie gemeinnützige Zwecke verfolgt", sagte der Ökonom Wolfram Richter im Deutschlandfunk. Dafür müsse sie die Gesellschaft ideell fördern, das heißt "auf materiellen, sittlichen oder geistigen Gebiet." Man müsse der Allgemeinheit quasi selbstlos dienen ohne eine Absicht selber Gewinne zu generieren.
Ideeller Bereich marginal
Beim DFB habe man die Situation, dass der wirtschaftliche Geschäftsbetrieb das Bild des DFB nach außen präge "und die Förderung des Breitensports, der ideelle Bereich, marginalisiert wird.", so Richter. "Da werden die Verhältnisse vollkommen umgekehrt und deswegen kann man natürlich fragen, ob das Ganze noch im Sinne des Gesetzgebers ist."
"Überschüsse nicht in die Taschen der Mitglieder"
Richter ist nicht von der Gemeinnützigkeit des DFB überzeugt, denn wenn man nüchtern darüber nachdenken würde, "würde man niemals den DFB in dieser Weise als gemeinnützig erklären." Darüber hinaus bezweifelt Richter das Kriterium der Selbstlosigkeit, denn das bedeute, "man darf da Löhne zahlen, aber Überschüsse, die erwirtschaftet werden, die dürfen nicht in irgendwelche Taschen von Mitgliedern oder Nahestehenden fließen." Die Deutsche Fußball-Liga werde nämlich prozentual an den Überschüssen aus dem wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb des DFB beteiligt.
Keine Gemeinnützigkeit gegeben
Richter fährt fort "Kurzum: Ich würde dem DFB die Gemeinnützigkeit entziehen oder ich würde ihn zwingen, sich aufzuspalten in einen echt gemeinnützigen Bereich und einen kommerziellen Bereich."
Modell: Bundesbank
Richter würde sich da an der Organisation der Bundesbank orientieren, denn "die Bundesbank agiert mit den Geschäftsbanken wie der DFB mit der Profiliga agiert." "Und bei der Bundesbank kämen wir auch nicht auf die Idee, die Geschäftsbanken an den Überschüsse der Bundesbank zu beteiligen." Denn wenn die Bundesbank Gewinne erwirtschafte, flössen die in den Bundeshaushalt. "Und so würde ich das auch beim DFB handhaben." Der Steuerzahler würde demnach die enormen Gewinne abschöpfen.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.