Die Fußballspiele im Lager Theresienstadt hätten eine sehr wichtige Funktion gehabt, erklärt der Historiker Stefan Zwicker:
"Für die Insassen waren sie sehr, sehr wichtig. Es wird immer wieder berichtet - sowohl von denen, die mitgespielt haben, als auch denen, die zugeschaut haben, dass das eine kurze Flucht in ein normales Leben war. In das Leben, dass sie vor ihrer Deportation geführt hatten." Es gab zwei Jahre lang einen regelrechten Ligabetrieb.
Zwicker erklärt aber auch, warum diese Fußballliga nur eine kleine Flucht bot: "Allein Fußballspieler zu sein, bedeutete aber noch keinen Schutz vor der Deportation." So gab es viel Wechsel in den Mannschaften, weil laufend Spieler verschwanden, die in die Vernichtungslager weiter deportiert wurden.
Fußballspiele unter Insassen nutzten teilweise auch die Nazis - als Propagandamittel, wenn sie Spiele filmten: "Und dann zeigen wir der Menschheit draußen, wie human doch wir Nationalsozialisten sind", erklärt Zwicker die Intention.
Wobei die Spiele in Theresienstadt für die Insassen ganz anders war als in den Konzentrationslagern. Sie mussten nicht gegen die Nazis oder ihre Gehilfen antreten. In Theresienstadt wurde der Fußball von der jüdischen Selbstverwaltung initiiert, die ein Zivil- und Kulturleben organisierte und 1943 bis 1944 auch eine Fußballliga. Das Niveau war durchaus hoch. Teilweise spielten ehemalige Nationalspieler aus der Tschechoslowakei und Österreich mit.
Gespielt wurden in den Innenhöfen der ehemaligen Kasernen, die die Insassen bewohnten, erklärt Zwicker. Es gab daher ein kleineres Feld, gespielt wurde eine Stunde mit sieben gegen sieben. Bis zu 4.000 Zuschauer sahen sich ein Spiel an.
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