Besonders der Ablauf des Neymar-Transfers hatte für Kritik gesorgt. Neymar hatte die Ablösesumme selbst gezahlt, damit sie nicht in den Vereinsbüchern auftauchte und der Verein nicht ins Minus gehen musste. Dieses Verfahren widerspricht jedoch den Regeln des Financial Fairplay.
Die Regeln, die sich die Fußballverbände geben seien das eine, so Müller. Der Wille zur Umsetzung das andere. "Ich beklage das auch ein wenig, dass in den Augen der Öffentlichkeit nicht mehr klar die Überzeugung herrscht, dass tatsächlich die Fußballverbände die Regeln auch konsequent durchsetzen." Das sei ganz deutlich am Beispiel des Neymar-Transfers zu erkennen.
"Die Fußballverbände scheren sich nicht besonders stark darum, was sie eigentlich in ihr Regelwerk aufgenommen haben."
Welchen Einfluss haben große Klubs?
Die Grundidee, dass ein Spieler dafür etwas bezahlt, dass er einen Vertrag einvernehmlich mit seinem Arbeitgeber vorzeitig auflösen kann, hält Müller jedoch für richtig. "Es geht dabei ja um einen Schadenersatz."
Aber: "Immer dann, wenn Regeln das Papier nicht wert sind, auf dem sie stehen, dann sollte man sie eigentlich beseitigen", forderte Müller. Es werde in Zukunft interessant zu sehen, wenn einflussreiche Klubs wie Barcelona oder der FC Bayern das Thema noch mal aufgreiften. "Es bleibt abzuwarten, wie die UEFA darauf reagiert." Noch habe keiner offen zugegeben, dass Financial Fairplay abgeschafft sei. "Als Beobachter und Fan ist man sich nicht mehr sicher, dass ein ernsthafter Wille zur Durchsetzung dieses Reglements besteht."
In der Bundesliga gibt es bisher noch die 50+1 Regel, die Investorenlösungen wie die von Paris verhindern soll. Christian Müller sieht auch dort "Aufweichungstendenzen", wie das Beispiel Hannover zeige. Für ihn ist es aber fraglich, ob für Hannover das gleiche gelte wie für die Werksklubs oder Hoffenheim. "Hannover ist eben ein Sportverein, den es schon 125 Jahre gibt."
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