Fahad Al-Muwallad ist ein Star in seiner Heimat. Er hat den Spitznamen "Lionel Messi Saudi-Arabiens". Sportlich gesehen, hinkt der Vergleich mit dem Star des FC Barcelona allerdings etwas: Al-Muwallad schoss in 40 Länderspielen neun Tore. Bis zum Sommer ist nun Valencia sein Domizil – als Praktikant beim Erstligisten UD Levante.
Als der 23-Jährige Ende Januar am Bahnhof von Valencia ankommt, erwarten ihn nur eine Handvoll Journalisten. Gerade mal ein Fan lässt ein Trikot von ihm unterschreiben. Immerhin: Al-Muwallad weiß, wo er hinkommt – zumindest sagt er das: "Ich kenne den Verein seit langem, habe die Spiele von Levante immer verfolgt und werde jetzt alles geben für den Club!"
Al-Muwallad ist einer von neun saudischen Fußballprofis, die in der zweiten Hälfte der Saison in spanischen Clubs spielen. Drei von ihnen sind Leistungsträger der Nationalmannschaft – wie Al-Muwallad – die anderen sechs gelten als heiße Anwärter auf einen Platz im Kader.
Wie viel Geld Levante für Al-Muwallads Praktikumsplatz bekommt, ist nicht genau bekannt. Spanische Sportzeitungen berichten, dass es zwischen einer und fünf Millionen Euro sind. Das Geld zahlt die saudische Regierung oder Sponsoren. Dem Verein kommt es gelegen: Bis auf die großen Player Real Madrid, Atletico Madrid und FC Barcelona hat fast jeder spanische Club Geldsorgen.
"La Liga" erhofft sich mehr Aufmerksamkeit im arabischen Raum
Die spanische Spieler-Gewerkschaft AFE findet dieses Geschäft allerdings überhaupt nicht gut. Vize-Präsident Jesus Barbadilla: "Die Liga hat hier ein System geschaffen, das schlecht für den Fußball ist und die Spieler allgemein. Es werden die Plätze im Kader der Vereine quasi an ausländische Spieler versteigert, deren Heimatländer bezahlen dafür. Die eigentliche Frage lautet: Hätte man diese Spieler auch genommen, wenn kein Geld dahinter gesteckt hätte?"
Es ist ein Deal zwischen spanischer Liga, dem Sportministerium in Madrid und dem Fußballverband von Saudi-Arabien. "La Liga" erhofft sich mehr Aufmerksamkeit im arabischen Raum. Zum Beispiel mehr Fernsehzuschauer oder auch bessere Geschäfte mit Merchandising-Artikeln.
Kritische Stimmen aus den Vereinen
Doch auch innerhalb der Vereine, an die die saudischen Spieler nun angedockt sind, werden kritische Stimmen laut: Der Coach des Erstligisten Leganés, Asier Garitano, sagte, er sei ein Angestellter des Vereins und müsse sich den Gegebenheiten anpassen.
Also daran, dass seit ein paar Tagen der saudische Profi Yahia Sheri zum Team gehört: "Es ist kompliziert. Er muss die Sprache lernen, um mich als Trainer zu verstehen, seine Aufgaben zu meistern und mit seinen Teamkollegen sprechen zu können. Wir hoffen, dass er sich anpasst – dann können wir uns auch besser kennenlernen."
"Glücklich bei Levante zu sein"
Ähnliche Worte kamen von Levantes Trainer Juan Ramón López. Er sprach von einer langen Eingewöhnungszeit, die sein Praktikant Al-Muwallad vor sich habe. Im Top-Spiel am vergangenen Wochenende gegen Real Madrid, das 2:2 unentschieden ausging, stand der Saudi nicht auf dem Platz.
Dennoch: Er freut sich auf seine Zeit in Spanien: "Ich bin glücklich, jetzt hier bei Levante zu sein. Ich hoffe, Erfahrung sammeln zu können und auch bald zum Einsatz zu kommen."
Ob sich das aufwändige Trainings-Geschäft für Saudi-Arabien lohnt, wird sich im Sommer zeigen. Die deutschen Fans werden aber noch vor der Weltmeisterschaft zu sehen bekommen, wie die saudische Nationalmannschaft spielt: Am 8. Juni tritt das Team in einem Testspiel gegen die deutsche Elf an.