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Fußball-Randalierer in der Bahn
"Wir nehmen das nicht mehr hin"

Etwa 100.000 Fußballfans fahren nach Angaben der Deutschen Bahn an Wochenenden mit dem Zug in die Stadien der Republik - darunter auch Gewalttäter. Die will die Bahn nun stärker überwachen und härter bestrafen. Ein regionales Verkehrsunternehmen hat bereits erfolgreiche Maßnahmen ergriffen.

von Moritz Cassalette |
    Von Fußball-Randalierern verwüstetes Zugabteil eines Regionalzuges der Deutschen Bahn in Braunschweig.
    Von Fußball-Randalierern verwüstetes Zugabteil eines Regionalzuges der Deutschen Bahn in Braunschweig. (imago - localpic)
    November 2015: Gut einhundert Fans von Werder Bremen randalieren im Bahnhof von Hannover. Flaschen fliegen über einen Bahnsteig, vermummte Chaoten sprühen mit Feuerlöschern Richtung Polizei, die behelmten Beamten setzen Pfefferspray ein. Im Januar dieses Jahres erlebte Zugbegleiter Christian Krause, wie HSV-Fans einen Zug des privaten Unternehmens Metronom zerstörten. "Deckenplatten wurden eingeschlagen. Sonnenrollos wurden herausgerissen. Sitze wurden beschädigt. Und die Fußballfans sind brüllend herausgesprungen, haben geschrien, haben Bengalos gezündet auf dem Bahnsteig. Und dadurch ist es einfach zu einer Panik gekommen unter den Fahrgästen, unter Familien. Es war einfach ein Durcheinander." Und es war bei weitem kein Einzelfall.
    Jedes Fußball-Wochenende fahren rund 100.000 Fans mit Zügen zu den Spielen. Ein Prozent davon gilt als gewaltbereit. Andere Fahrgäste werden eingeschüchtert. Der Deutschen Bahn entsteht nach eigenen Angaben pro Jahr einen Schaden von rund zwei Millionen Euro durch randalierende Fußballfans. "So kann es nicht weitergehen", sagte Sicherheitschef Hans-Hilmer Rischke. "Zugpersonal wird von Fußballfans, die stark alkoholisiert sind, angegriffen, mitunter auch schwer verletzt. Das nahmen wir nicht mehr hin und aus diesem Grund bauen wir den gesamten Sicherheitsapparat um."
    Mehr Beföderungsausschlüsse, mehr Videoüberwachung
    Gemeinsam mit dem Bundesinnenministerium investiert die Bahn 85 Millionen Euro in die Videoüberwachung. Zudem will sie Krawallmachern vermehrt die Rote Karte zeigen. "Wer die Deutsche Bahn schädigt, dem sprechen wir einen Beförderungsausschluss aus. Sollte der Fußballfan verstoßen gegen die Beförderungsausschluss, macht er sich des Hausfriedensbruchs schuldig", sagt Sicherheitschef Rilke.
    Aktuell sind rund 70 Fußball-Fans von der Fahrt mit der deutschen Bahn ausgeschlossen. Das private niedersächsische Bahnunternehmen Metronom geht sogar noch einen Schritt weiter mit der klaren Ansage: Wer sich daneben benimmt, sieht das Spiel nicht. Bei Zwischenfällen halten die Doppeldeckerzüge sofort an. Ein erfolgreiches Konzept, sagt Pressesprecher Björn Pamperin: "Wir haben diese Ankündigung an die Fans 2014 gemacht und seitdem nur einen etwas schwereren Zwischenfall gehabt. Ansonsten haben die Fußballfans verstanden, dass wir sie gerne zum Spiel fahren, dafür aber auch erwarten, dass sie sich vernünftig benehmen."
    Vereine wollen keine Kosten für Schäden übernehmen
    Wie die Deutsche Bahn wünscht sich auch Metronom, dass die Verbände und Vereine mehr Verantwortung übernehmen. Für entstandene Schäden mit aufzukommen, lehnen die Klubs ab. Viele verweisen darauf, dass die Bahn mit reisenden Fußballfans schließlich auch Millionen verdiene. Die Deutsche Fußball-Liga verweist an den DFB, und der DFB fühlt sich nicht zuständig. Er antwortete per Email: "Für das genannte Thema ist der DFB nicht originär verantwortlich. Die Zuständigkeit liegt hier in erster Linie bei der Bundespolizei und den Eisenbahnverkehrsunternehmen." Und bei denen bleibt es am Ende hängen. Und bei den Normalreisenden und Steuerzahlern. Die müssen den Irrsinn Woche für Woche ertragen und bezahlen.