Sie seien Sportsleute, keine Weltpolitiker, hatte Tönnies dem "Handelsblatt" gesagt. Angesichts der derzeitigen Lage in der Ukraine löst das heftige Kritik aus. Peter Tauber, CDU-Generalsekretär, kritisiert in der "Bild"-Zeitung: Sport könne aufgrund seiner großen gesellschaftlichen Bedeutung nie völlig politikfrei sein. In der momentanen Lage eine Einladung in den Kreml anzunehmen und sich so instrumentalisieren zu lassen, das zeuge nicht von Fingerspitzengefühl.
Unterstützung hingegen kommt von der sportpolitischen Sprecherin der SPD im Bundestag, Michaela Engelmeier-Heite: "Herr Tönnies hat eine Geschäftsbeziehung mit Gazprom, dann finde ich das mehr als legitim, dass er, wenn er eine Einladung von Wladimir Putin, wo wir ja alle wissen, dass er der Chef von Gazprom ist, bekommt, dass er die auch annimmt."
Empörung allerdings bei vielen Fans. Roman Kolbe, langjähriger Redakteur beim Fan-Magazin "Schalke Unser" schreibt im Internet, man dürfe nicht als Steigbügelhalter für einen Autokraten fungieren und diesen mit einem Besuch adeln.
Der russische Gasriese Gazprom ist Hauptsponsor von Schalke und zahlt dem Verein pro Saison 17 Millionen Euro. An dieser Partnerschaft wolle man festhalten, betont Tönnies. Es gebe auch eine Zeit nach der Krise, man dürfe nicht alle Bande zerreißen.
Der Vorsitzende des Europa-Ausschusses im Bundestag, Gunther Krichbaum, CDU, hingegen vermutet bei Tönnies persönliche Motive. Tönnies ist Geschäftsführer eines Fleischunternehmens, das zukünftig bis zu 600 Millionen Euro in Russland investieren will, unter anderem für Mastbetriebe. Tönnies missbrauche Schalke 04 wahrscheinlich für seine wirtschaftlichen Interessen, sagte Krichbaum der "Bild"-Zeitung.
Der Unternehmer selbst hat solche Spekulationen zurückgewiesen. Angesichts der heftigen Reaktionen ruderte Tönnies Inzwischen zurück. Er ließ mitteilen, dass aktuell keine Reise der Mannschaft nach Russland geplant sei und es aufgrund der aktuellen politischen Situation auch keine Beschäftigung mit dieser Frage gebe.