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Manager, Spieler, Berater
Wie Transfers im Fußball funktionieren

Sie gehören zum Fußball wie die Abseitsregel: Transfers. Ob für Millionenbeträge oder kleinste Summen, jedes Jahr werden unzählige Spieler von Verein zu Verein transferiert. Viele Personen sind beim Zustandekommen der Deals involviert, viele wollen an ihnen verdienen.

Von Constantin Eckner |
Sadio Mané wechselte im Sommer vom FC Liverpool zum FC Bayern München.
Sadio Mané wechselte im Sommer vom FC Liverpool zum FC Bayern München. (IMAGO/MIS)
Es ist wieder die Zeit der großen Summen im europäischen Fußball: 45 Millionen Euro für Robert Lewandowski, 60 Millionen Euro für Erling Haaland, 70 Millionen Euro für Matthijs de Ligt. Während der Sommertransferperiode wechseln von den Top- bis zu den Amateurligen Spieler ihre Vereine.
Das Interesse rund um diese Spielerwechsel ist in den letzten Jahren enorm gewachsen. „Und man merkt, dass es neben Live-Fußball fast schon das zweitwichtigste Thema ist“, sagt Marc Behrenbeck. Er ist Transferexperte beim Bezahlsender „Sky“, moderiert für diesen eine eigene Transfersendung und teilt Insiderinformationen mit den Zuschauern.

Berichterstattung kann Transfers beeinflussen

Fans wird durch die Berichterstattung im Fernsehen und in den Sozialen Medien der Eindruck vermittelt, sie wären selbst am Verhandlungstisch dabei. „Gleichzeitig ist es so: Wir müssen nicht so vermessen sein, wir machen keine Transfers. Unser Einfluss ist beschränkt und trotzdem manchmal größer, als man denkt. Wenn eine Berichterstattung positiv oder negativ ist, wenn etwas rauskommt, kann es schon dafür sorgen, dass ein Transfer platzt oder schneller über die Bühne geht, oder, oder“, so Behrenbeck.
Verantwortlich für das Zustandekommen dieser Millionendeals sind natürlich andere: die Sportdirektoren, Trainer, Vereinspräsidien, Aufsichtsräte, Geldgeber, Ausrüsterfirmen, Berater und natürlich die Spieler selbst. Bei derart vielen involvierten Parteien braucht es Verhandlungsgeschick, wie Andreas Rettig bestätigt. Er ist der ehemalige Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL) und war Manager bei den Bundesligisten Freiburg, Köln und Augsburg. „In meiner eigenen Praxis, wenn ich Transferverhandlungen geführt habe, habe ich immer eine türkische Basar-Mentalität abgelehnt und mich versucht, immer direkt dem realistischen Marktpreis zu nähern oder als Verein, der aufnimmt, oder auch als abgebender Verein so realistisch wie möglich mit den Dingen umzugehen. Natürlich, wie überall, ist eine gewisse Schlitzohrigkeit nicht schlecht.“

Recht am Spieler wird transferiert

Die Gründe, weshalb Transfers von Spielern überhaupt zustandekommen, sind vielfältig. Ein Verein möchte den eigenen Kader aufbessern, eine Position neu besetzen oder vermutet, ein begabtes Talent entdeckt zu haben. Oder aber ein Verein möchte sich von einem schwächelnden Spieler trennen oder noch eine Transferzahlung kassieren, bevor dessen Vertrag ausläuft. Die oftmals zitierten Ablösesummen bedeuten nichts anderes, als dass damit ein bestehender Vertrag aufgelöst wird und ein neuer Vertrag bei einem anderen Verein geschlossen werden darf. Kurz gesagt wird das Recht am Spieler von einem zum anderen Verein transferiert.
Oftmals sind es auch die Spieler selbst, die wechseln wollen. Für ihre Interessen stehen Berater ein. Jörg Neblung ist ein solcher Spielerberater. Zu seinen Klienten zählt unter anderem der ehemalige Bielefelder Torwart Stefan Ortega. „In der Regel sind wir vom Spieler beauftragt und seinem Umfeld. Wir versuchen, den Markt transparent zu machen, Optionen aufzuzeigen, Absagen, Interessensbekundungen, wer sucht überhaupt auf welchen Positionen. Deshalb sind wir in der Regel zum überwiegenden Teil diejenigen, die mit einem Mandat arbeiten. Es gibt aber auch viele Spielerberater, die haben gar kein Klientel mehr. Die versuchen nur, eine Verbindung zwischen einem Verein und einem Spieler herzustellen und dann als Intermediary, als Zwischenhändler quasi zu fungieren.“

Mendes und Raiola nur Ausnahmen

Einen schlechten Ruf haben die Berater vor allem deshalb, weil einige von ihnen horrende Vermittlerprovisionen kassiert haben. Der Portugiese Jorge Mendes oder der kürzlich verstorbene Italiener Mino Raiola wurden zu notorischen Figuren im Fußballgeschäft. Allerdings seien das eher Ausnahmen, argumentiert Neblung: „Die Assoziationen der Provisionen, die rund um Mino Raiola kursierten und das dann auch rund um Haaland, das verwirrt natürlich die Leute. Und das weckt so eine Goldgräberstimmung. Die Wahrheit ist allerdings, dass eben in den unteren Bereichen genauso hart gearbeitet werden muss für ganz, ganz kleine Margen.“
Die Millionen fließen nur in einem Bruchteil des Fußballgeschäfts, aber sie geben der Branche zuweilen etwas Faszinierendes, meint auch „Sky“-Journalist Marc Behrenbeck: „Diese Summen sind natürlich nicht normal. Man kann sie auch verurteilen. Auf der anderen Seite, wenn es eine große Öffentlichkeit gibt, einen großen Markt – egal, ob es Schauspieler sind, Musiker, Profisportler – dann fließen diese großen Summen. Ich sage auch immer: Der Markt macht die Gehälter.“

Rettig: "Es braucht gute Nerven"

Und jeder möchte verdienen, die Spieler, die Berater, aber auch die Vereine. Deshalb gibt es laut Andreas Rettig wichtige Qualifikationen für jeden Manager: „Man sollte die Grundrechenarten beherrschen. Und vor allen Dingen in der heißen Zeit der Transfers braucht es gute Nerven, ganz sicher. Hier darf man sich auch nicht zu schnell Angst und Bange machen lassen.“
Das kann als Tipp an alle Verantwortlichen verstanden werden. Denn die aktuelle Transferperiode endet erst am 1. September. Die meisten Teams sind noch auf der Suche nach neuen Spielern oder nach Abnehmern für eigene. Medienhäuser wie „Sky“ freut es natürlich, wenn es viel zu berichten gibt. Behrenbeck sagt: „Wir merken auch, dass gerade die junge Zielgruppe sich noch mehr für Transfers interessiert als die ältere Zielgruppe. Und deswegen würde ich prognostizieren, das Thema wird eher größer.“