Prozess gegen Blatter und Platini
Aussage von Ex-FIFA-Finanzdirektor sorgt für Wende

Im schweizerischen Bellinzona hat der Betrugsprozess gegen die beiden früheren Fußball-Funktionäre Sepp Blatter und Michel Platini eine brisante Wendung genommen. Die Aussage des ehemaligen FIFA-Finanzdirektors Markus Kattner rückt die Frage in den Vordergrund, warum Platini so kurz vor der FIFA-Präsidentschaftswahl belastet wurde.

Von Thomas Kistner |
Der frühere FIFA-Finanzdirektor Markus Kattner (Archivbild aus dem Jahr 2016).
Der frühere FIFA-Finanzdirektor Markus Kattner (Archivbild aus dem Jahr 2016). (imago/ITAR-TASS)
Der vom Gericht nachgeladene Zeuge Kattner, dessen Auftritt die FIFA und die Schweizer Bundesanwaltschaft unbedingt verhindern wollten, widersprach am Dienstag der Kernaussage des früheren Bundes-Ermittlers Olivier Thormann. Dieser hatte Markus Kattner Tage zuvor als Hinweisgeber benannt, der ihn angeblich im Jahr 2015 frühzeitig und proaktiv auf eine Zwei-Millionen-Franken-Zahlung der FIFA an Platini aufmerksam gemacht habe.
Um diesen Geldtransfer geht es im Prozess, die Anklage bezeichnet ihn als betrügerisch. Kattner bestritt nun aber glaubwürdig, dass er Thormann auf diese Zahlung hingewiesen habe, zudem seien beim Besuch der Strafermittler 2015 im FIFA-Haus ständig die FIFA-Anwälte zugegen gewesen. Auch hätte sich Kattner damals selbst belastet, hätte er eine Millionenzahlung angezeigt, die er ja als FIFA-Finanzdirektor selbst geprüft und abgesegnet hat.

Platini zeigt Ermittler wegen Falschaussage an

Platinis Anwalt stellte am Dienstag Strafanzeige gegen Thormann wegen Falschaussage. Aber auch das Gericht dürfte die Version des Ex-Ermittlers nun anzweifeln. Diese Entwicklung rückt den Hintergrund des Prozesses in den Fokus: Die Frage, wie und warum die Bundesanwaltschaft damals überhaupt so eilig ein Verfahren zur Zahlung an Platini eröffnet hatte.
Immer stärker wird der Verdacht, dass die Behörde damals unter ihrem schillernden Chef Michael Lauber das Ziel verfolgt hatte, Platinis bevorstehende FIFA-Präsidentschaft zu verhindern. In der Tat war der Franzose damals gesperrt worden, den Thron ergatterte der Schweizer Gianni Infantino. Heute laufen gegen den FIFA-Boss ebenfalls Strafermittlungen – und auch gegen Lauber, weil sich beide immer wieder geheim getroffen hatten.