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Fußball-Übertragungen
Millionenschäden durch gehackte Livestreams

In der kommenden Woche wird die Entscheidung des Bundeskartellamtes über den Verkauf der Medienrechte der Fußball-Bundesliga erwartet. Den aktuellen und künftigen Lizenznehmern droht aber Reichweitenverlust durch illegale Livestreams. Die organisierte Kriminalität sorgt für Schäden in Millionenhöhe.

Von Heinz Peter Kreuzer |
    Fußball ist im Fernsehen allgegenwärtig
    In Deutschland ist vor allem der Pay-TV-Sender Sky von dem Geschäft der illegalen Streamingseiten betroffen. (imago Sportfoto)
    In Deutschland ist in erster Linie der Pay-TV-Kanal Sky der Leidtragende. Vor allem, wenn Spiele nur im Bezahlfernsehen zu sehen sind, boomt das Geschäft der illegalen Streamseiten, wie Sascha Tietz, Director Anti-Piracy & Content Security bei Sky, erläutert:
    "Also zum Beispiel die Bundesligaspiele am Wochenende oder exklusive Champions League-Spiele. Bayern gegen Lissabon am vergangenen oder das Rückspiel von Real Madrid gegen Wolfsburg am kommenden Dienstag."
    "Diese Seiten sind schädlich für unser Geschäftsmodell"
    In Zahlen ist der Schaden nicht seriös zu beziffern, sagt Tietz. Aber nicht nur Sky wird geschädigt, sondern auch die Vereine, so Volker Rieck, Geschäftsführer von File Defense Service. Das Unternehmen analysiert solche Seiten unter anderem auf Schadsoftware.
    "Im Grunde schade ich meinem eigenen Verein, weil mein Verein sich zum Großteil aus TV-Geldern finanziert. Diese TV-Gelder müssen über Pay-TV, in diesem Fall Sky, refinanziert werden. Das heißt: in dem Augenblick, wo ein Sender wie Sky Reichweite verliert. Und die verliert er immer, wenn solche Streams unreguliert distribuiert werden. Das bedeutet am Ende des Tages, dass mein Verein weniger Geld aus dem Sky-Topf bekommt."
    Sky selbst hat die Gefahr erkannt. Sascha Tietz:
    "Es steht aber außer Frage, dass diese Seiten der organisierten Kriminalität zuzurechnen sind. Sie sind schädlich für unser Geschäftsmodell. Wir werden alle zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um unser Geschäftsmodell zu schützen."
    "Solche Seiten leben davon, dass dort Klickbetrug stattfindet"
    Dafür arbeitet ein auf das Aufspüren illegaler Streamingseiten spezialisiertes Team im Schichtdienst. Die Mitarbeiter verhalten sich wie normale User, die im Internet nach entsprechenden Seiten suchen. Spüren die sie auf, werden die Seiten gemeldet und wenn möglich abgeschaltet. Seiten, wie die in Russland beheimatete livetv, sind bekannt, aber immer noch aktiv. Im vergangenen Jahr verzeichnete livetv 359 Millionen Aufrufe, davon alleine in Deutschland etwa 70 Millionen. Und immer wieder tauchen neue auf, die ihr Geld aus verschiedenen Quellen generieren. Die klassische Bannerwerbung ist die eine, aber selbst die ist nicht immer legal.
    "Solche Seiten leben davon, dass dort Klickbetrug stattfindet. Das heißt, wir haben viele Werbungen analysiert, die man auf dieser Seite niemals sehen wird, für die der Werbende aber trotzdem Geld bezahlt," sagt Volker Rieck, Geschäftsführer von File Defense Service. Hier wird Werbung abgerechnet, die nicht existiert. Ein weiteres Problem: Neben der klassischen Bannerwerbung tauchen immer wieder Popups auf, die zum Update des Flash Players und anderer Tools auffordern.
    "Und wenn ich diesen Bannern folge, weil ich wirklich denke, dass mein Player upgedatet werden muss oder sollte, dann habe ich sehr, sehr gute Chancen, am Ende des Tages Kreditkartendaten zu verlieren, denn sie werden irgendwann im Laufe des Registrierungsprozesses verlangt."
    Neben Bannerwerbung und dem Klau von Kreditkartendaten finanzieren sich solche Seiten auch über Schadsoftware.
    "Das heißt also, es gibt direkte Attacken, bei denen versucht wird, etwas auf meinen Rechner zu bringen. Das kann alles Mögliche (Malware oder andere Schadsoftware) sein, die versucht, meinen Rechner zu kapern, dass mein Rechner Teil eines Bot Netzwerkes wird, mit dem später weitere Attacken gefahren werden."
    Das vermeintlich kostenlose Fußball schauen im Netz kann also auch für den Fan, sprich User, im Nachhinein teuer werden.
    Auch werbende Unternehmen betroffen
    Und noch eine Gruppe verliert: Die vielen bekannten Unternehmen, die mit ihrer Werbung solche kriminellen Seiten mitfinanzieren. Firmen wie beispielsweise Vodafone, Sportwetten- oder Computerspielanbieter behaupten zwar, nicht bewusst dort zu werben. Die Unternehmen geben oft die Kontrolle über ihre Onlinewerbung an Spezialagenturen ab. Diese so genannten Affiliate-Netzwerke verteilen die Werbebanner untereinander auf bestimmte Websites. Aber ein kriminelles Umfeld und Pornowerbung in der "Nachbarschaft" sorgen nicht unbedingt für eine positive Markenbildung.
    Geraubte Live-Streams kennen also viele Verlierer: Sender, Vereine, Fans und Firmen. Gewinner sind einzig Kriminelle. Die Unternehmen können versuchen, diese Seiten wirtschaftlich auszutrocknen. Juristisch ist die Deutsche Fußball-Liga stärker gefordert. Das würde auch helfen, bei der kommenden Ausschreibung der Medienrechte die angestrebte Milliarde Euro pro Saison zu erreichen.