Fast die ganze Welt ist gegen Wladimir Putin. Politik und Wirtschaft verhängen Sanktionen, der Sport schließt russische Verbände und Vereine aus. Jetzt weitet sich das Szenario auch auf die Medien aus. Politische Statements während Sportveranstaltungen sollen bei Übertragungen die russische Propaganda unterlaufen.
Manche Verträge sind schon gekappt. Bestes Beispiel ist der Vertrag zwischen der französischen Ligue 1 und dem russischen Sender Match TV. Der ist auch der Partner der Deutschen Fußball-Liga. Die DFL hält vorerst an den Vertrag mit dem russischen Medienunterunternehmen fest und begründet das so:
"Auf eine außerordentliche Kündigung des Vertrags wird vorerst verzichtet, damit die Anti-Kriegs-Aufrufe und Friedensappelle aus den deutschen Stadien auch weiter die russische Bevölkerung erreichen kann."
Über den Fußball russische Fans erreichen
Blaugelbe Eckfahnen und Kapitänsbinden, Friedensbotschaften auf den Trikots oder noch viel deutlicher sichtbar auf dem Rasen des Wolfsburger Stadions, sie sollen auch in Russland zu sehen sein.
Reporter: „An einem Anstoßkreis, der heute ein Peace-Zeichen darstellt. Es gibt vom Anstoßpunkt zwei Striche zur Seite und so hat man das Peace-Zeichen gebildet.“
Vielleicht, so die Hoffnung, erreichen diese Botschaften und Symbole dann auch russische Fans der Bundesliga.
Wird geschnitten, kündigt die DFL
"Voraussetzung dafür ist, dass "Match TV" am kommenden Spieltag und darüber hinaus das von der DFL zur Verfügung gestellte Basissignal unverändert sendet – inklusive Ukraine-bezogener Botschaften von Liga, Spielern, Klubs und Fans", so die DFL.
Wird diese Forderung nicht erfüllt, dann folgt die außerordentliche Kündigung. Die DFL wollte am Wochenende mögliche Zensurvorhaben aus Russland genau beobachten. Match TV ist das geistige Kind von Wladimir Putin. Der Staatschef wollte einen Pay-Sportsender. Umgesetzt hat dies Gazprom Media, faktischer Besitzer ist die Gazprom-Bank. Die steht mittlerweile auf der schwarzen Liste der USA, der EU und Großbritanniens.
In Brasilien kündigt der Sender der russischen Liga
Die dortige Premier League hat ebenfalls Verträge mit Match TV und Rambler Media. Dieses Medienunternehmen gehört der ebenfalls sanktionierten Sberbank. In Englands oberster Spielklasse ist noch keine Entscheidung gefallen. Liga-Chef Richard Master sagte auf einer Sportbusiness-Konferenz:
"Unsere Senderverträge in Russland werden natürlich überprüft. Und in vielerlei Hinsicht würde ich mir wünschen, dass die russische Bevölkerung an diesem Wochenende die starken Gefühle für die Ukraine in der Premier League und im englischen Fußball sieht. Aber in Anbetracht der aktuellen Umstände prüfen wir die Verträge sehr genau im Hinblick auf eine Aussetzung oder Beendigung."
Wie in Deutschland gibt es auch in der englischen Top-Liga Solidaritätsaktionen mit der Ukraine von Fans, Spielern und Vereinen, die über die Fernsehbilder weltweit verbreitet werden sollen. Nur im Russland nahestehenden China nicht: Vertragspartner QIYI hat angekündigt, wegen der Solidaritätsaktion die Partien der Premier League nicht zu zeigen. Hat sich China bei den politischen Resolutionen der Stimme enthalten, bezieht die asiatische Großmacht erstmals Stellung.
Aber es geht anders herum: Die brasilianische Mediengruppe Bandeirantes hat wegen des Einmarsches in die Ukraine die Übertragung der russischen Premier League eingestellt. Die Liga ist in Brasilien populär, weil dort viele brasilianische Spieler aktiv sind.