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Fußball-Übertragungsrechte
"Eurosport ist der große Gewinner"

Die Deutsche Fußball-Liga hat die Übertragungsrechte für die Bundesliga neu vergeben. Als großen Gewinner sieht der Sport- und Medienjournalist Daniel Bouhs den bisherigen Nischensender Eurosport, der ab 2017 neben Sky auch Live-Spiele übertragen darf. Für den Fußballfan werde diese Aufsplittung allerdings kompliziert, sagte Bouhs im DLF.

Daniel Bouhs im Gespräch mit Dirk Müller |
    Dirk Müller: Ein paar Zahlen müssen jetzt sein, denn es ist ein Rekord, ein absoluter Rekord, womit selbst die Optimisten im Fußballgeschäft nicht gerechnet haben. 4,6 Milliarden bekommt die Deutsche Fußball-Liga in den Jahren 2017 bis 2021 aus der Fernseh- und Hörfunkübertragung. Das ist fast doppelt so viel wie bisher. Das macht alle 36 Vereine der Ersten und der Zweiten Bundesliga reicher, vielleicht ja sogar besser, denn jeder kann im kommenden Jahr noch großzügiger einkaufen. Bei Sportschau und Sportstudio bleibt im Großen und Ganzen alles so wie es ist. Der Bezahlsender Sky darf weiterhin die meisten Bundesliga-Partien live übertragen. Die Freitagsspiele werden künftig bei Eurosport gezeigt. 4,6 Milliarden für die Deutsche Fußball-Liga in den kommenden vier Jahren - Herr Bouhs, woher kommt das ganze Geld?
    Daniel Bouhs: Das Geld kommt zu einem großen Teil, muss man sagen, natürlich aus der Auslandsvermarktung. Und dann gab es eben diese Steigerung, dass nicht mehr ein Bezahlsender, bislang Sky, sondern mit Eurosport/ Discovery-TV-Gruppe jetzt ein zweiter Bezahlsender mit einsteigt. Das war auch das erklärte Ziel der großen Vereine wie dem FC Bayern, dass durch einen Wettbewerb beim Bezahlfernsehen, der in Deutschland immer schwierig war, deutlich mehr Geld in die Kasse kommt, um damit letztlich auch Spieler halten zu können mit höheren Summen und auch auf dem Transfermarkt besser zuschlagen zu können.
    Müller: Wie kann das sein, dass die Großsumme feststeht, aber die einzelnen Summen noch nicht?
    Bouhs: Na ja. Das sind letztlich Geschäftsgeheimnisse. Das Bundeskartellamt guckt sich das an. Wir haben ja auch im Beitrag des Kollegen gehört, dass das Bundeskartellamt Vorgaben, auch sehr strenge Vorgaben gemacht hat, welche Rechtepakete überhaupt und schon gar nichts mehr exklusiv vergeben werden darf, und das Kartellamt kontrolliert letztlich die Vergabe dieser Rechtepakete.
    Müller: ARD und ZDF, gehen wir darauf noch mal genauer ein. Wenn ich das eben richtig verstanden habe, hat die ARD 45 Bundesligaspiele verloren. Das heißt, mit großer Wahrscheinlichkeit bezahlt man zumindest ja dieselbe Summe für weniger Inhalt.
    Bouhs: Weniger wird niemand bezahlen. Das ist ein rechter Bieterwettbewerb, der da letztlich läuft, und es ist für alle Beteiligten, letztlich vor allen Dingen für die, die bislang die Bundesligarechte hatten, auch immer das Filetstück gewesen. Nehmen wir die ARD: Die Sportredaktion der ARD, gerade des Westdeutschen Rundfunks, bei dem die Sportschau sitzt, die leben letztlich, wenn man so möchte, von der Bundesliga. Ohne Bundesliga geht da wenig, zumal ja auch die Olympischen Spiele demnächst nicht mehr übertragen werden. Und bei Sky ist das sicher auch noch bitterer, was da jetzt passiert, denn der Pay-TV-Markt, der sogenannte Bezahlsendermarkt in Deutschland ist ein sehr schwieriger immer gewesen. Man muss daran denken, das hatte ja schon probiert, in Deutschland zu etablieren, der Medienmogul Leo Kirch, der inzwischen verstorben ist, der damit ordentlich gescheitert ist. Dann hat Sky es versucht und Sky hat es erst vor Kurzem in die sogenannte operative Gewinnzone geschafft, verdient mit dem laufenden Geschäft überhaupt erst Geld, hat auch noch einen riesigen Schuldenberg letztlich abzutragen. Und gerade jetzt dort die Exklusivität, was die Bundesliga angeht, das einzige richtige Verkaufsargument im Bezahlfernsehen in Deutschland aufzubrechen und da einen zweiten Marktteilnehmer reinzulassen, das ist schon mindestens schwierig für den Sender in München.
    Müller: Sie sagen ganz klar, Sky verliert, weil jetzt Eurosport dazukommt.
    Bouhs: Genau.
    Müller: Gecovert, überdacht von Discovery Channel, ein milliardenschweres Imperium, Medienimperium. Ist Eurosport der Gewinner der ganzen Veranstaltung?
    Bouhs: Ja, absolut, muss man sagen. Eurosport und die Discovery-Gruppe ist der absolute Gewinner. Die kamen ja vor einigen Monaten wie aus dem Nichts letztlich, muss man sagen, hier auf den deutschen und auch den europäischen Markt, die Discovery-Gruppe mit Eurosport als Hauptmarke, hat sich hierzulande die Olympischen Spiele ab 2018 gesichert für ganz Europa, bislang exklusiv. Das war ein sehr schwerer Schlag für alle öffentlich-rechtlichen Sender in Europa und damit auch für ARD und ZDF, weil das auch Sportredaktionen letztlich unterhalten hat und auch legitimiert hat, so einen großen Apparat zu haben. Eurosport ist der große Gewinner, weil sich Eurosport letztlich hier von einem Nischensender für Sportverliebte aufsteigt, auch durch den Bundesliga-Deal, der Sportsender in Deutschland zu werden.
    [Nachträglich von der Redaktion nachgefragt ergänzte Bouhs: "Eurosport ist der große Gewinner. Der bisherige Nischenkanal will DER Sportsender in Deutschland werden – die Bundesliga hilft ihm dabei."]
    Müller: Kann das aber gut sein für den Fußballfan?
    Bouhs: Das ist erst mal vor allen Dingen kompliziert für den Fußballfan, weil sich der, ich sage mal, Hardcore-Fan, der tatsächlich alles live sehen möchte - und das sind ja erst mal nicht wenige -, erst mal mit dem Gedanken beschäftigen muss, dass er zwei Pay-TV-Abos vermutlich lösen wird. Das ist ein Modell, das es in Großbritannien, dem großen Vorbild der Deutschen Fußball-Liga, was die Medienerlöse angeht, schon gibt. Dort ist auch schon neben dem britischen Sky die britische Telekom mit Rechten bedient worden. Dort sind auch die Spiele letztlich gesplittet worden. Dort allerdings gibt es die Möglichkeit, die Sender im sogenannten Bundle zu lösen, also als Komplettpaket beide Pay-TV-Abos zu abonnieren. Ob das in Deutschland so angeboten wird, ist möglich, aber das ist noch nicht entschieden.
    Müller: Da muss ich noch mal nachfragen. Das habe ich nicht ganz verstanden, weil Eurosport läuft ja im Moment im Free-TV, mit Werbung, aber das kann ja jeder frei empfangen und braucht dafür nicht bezahlen. Wird das verändert?
    Bouhs: Eurosport hat zwei Kanäle in Deutschland. Der Nischensender für das etwas klassische Publikum, der auch zum Beispiel im digitalen Antennenfernsehen für alle frei empfangbar eingespeist ist, ist der klassische Eurosport-Kanal. Dann gibt es zusätzlich Eurosport II. Das ist jetzt schon seit einigen Jahren ein Bezahlsender, der unter anderem auch bei Sky im Abonnement dazugebucht werden kann oder im Paket mit anderen Sportsendern, aber auch bei anderen Anbietern wie Kabel Deutschland zum Beispiel gebucht werden kann. Und Eurosport II ist bislang noch nischiger als der Hauptsender Eurosport. Aber dieser Sender jetzt wird natürlich sehr aufgewertet, weil genau dort dann letztlich auch die Bundesliga-Live-Begegnungen zu sehen sein werden.
    Müller: Das steht schon fest, auf gar keinen Fall auf Eurosport I, auf gar keinen Fall auf Free-TV?
    Bouhs: Das geben die Rechte nicht her. Die Liga hat die Rechte ja sehr fein filetiert und ganz klar gesagt, es gibt die sogenannten Free-TV-Rechte, die frei empfangbaren Live-Spiele. Davon gibt es sehr wenige. Das sind die Anstoße, die ersten Spiele letztlich, wenn die Bundesliga startet und dann auch die Rückrunde startet. Davon gibt es Spiele und auch die sogenannten Relegationsspiele, wenn es um Aufstieg und Abstieg geht. Davon gibt es Spiele, die bislang die ARD übertragen hat und künftig das ZDF übertragen wird. Aber der Großteil der Live-Rechte, der absolute Großteil, der ist schon immer im Pay-TV gewesen, weil dort einfach letztlich die Bundesliga finanziert wird. Sky hat bislang sehr treu die Bundesliga finanziert und ist jetzt durch die Vorgabe des Kartellamtes dazu gebracht worden, dass es dort einen Wettbewerber gibt.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
    Das Gespräch mit Daniel Bouhs können Sie in Kürze hier nachhören.