Fußball
Frauenrechtsgruppen kritisieren Gewalt von Profi-Fußballern

In einem offenen Brief fordern drei Frauengruppen den englischen Fußballverband und die Premier-League auf, mehr gegen eine Kultur geschlechtsspezifischer Gewalt zu tun. Erst vergangene Woche hatte Nationalspieler Mason Greenwood wegen schwerer Gewaltvorwürfe vorübergehend im Gefängnis gesessen.

Von Gabi Biesinger |
    Mason Greenwood von Manchester United
    Mason Greenwood von Manchester United (imago images/PRiME Media Images)
    Die drei Frauen-Gruppen "End Violence Against Women Coalition", "The Three Hijabis" und "Level Up" fordern verpflichtende Schulungen für Spieler, Trainer, Eigentümer und Manager zu geschlechtsspezifischer Gewalt und "klare Richtlinien zu sexuellem Fehlverhalten", die die Möglichkeit beinhalten, Spieler ohne Bezahlung zu sperren und lebenslange Sperren zu verhängen. In dem Brief steht: "Es ist klar, dass unser schönes Spiel eine hässliche Kehrseite hat, wenn es um Gewalt gegen Frauen geht", und weiter heißt es: "Es ist Zeit für den FA und die Premier League, sich einer Kultur der geschlechtsspezifischen Gewalt zu stellen."

    Organisationen sollen sich bekennen

    Die Organisationen fordern, dass FA und Premier League "zeigen, auf welcher Seite sie stehen, wenn es um Gewalt gegen Frauen und Mädchen geht". Der Brief fordert außerdem eine Charta zu geschlechtsspezifischer Gewalt im Fußball und Präventionsprogramme in den Ausbildungsakademien. In einer Fragestunde im Sportausschuss des Parlaments musste sich der Geschäftsführer der Professional Footballer's Association, Maheta Molango, den Fragen von Abgeordneten stellen und versuchte zu beschwichtigen.
    "Völlig klar, häusliche Gewalt ist nicht akzeptabel, sie sollte nicht Teil unserer Gesellschaft sein, Fußball reflektiert ja nur die Gesellschaft, das ist also kein Problem des Fußballs alleine. Aber wir müssen da unsere Rolle spielen, indem wir Vorbilder werden und positive Veränderungen voranbringen, und da müssen Fußballprofis einen besseren Job machen", sagte Molango.

    Greenwood und Mendy in Untersuchungshaft

    Nachdem der französische Weltmeister-Verteidiger Benjamin Mendy von Manchester City im August wegen des Verdachts mehrfacher Sexualverbrechen in Untersuchungshaft saß und sich im Sommer einem Prozess stellen muss, haben vergangene Woche zwei neue Fälle die Öffentlichkeit erschüttert.
    Der englische Nationalspieler Mason Greenwood von Manchester United hatte wegen Gewaltvorwürfen seiner Freundin in U-Haft gesessen und war gegen Kaution freigekommen. Seine Partnerin hatte auf Instagram erschreckende Fotos gepostet, die sie blutend zeigen und mit blauen Flecken übersäht. ManUnited unter dem deutschen Trainer Ralf Rangnick, suspendierte Greenwood "bis auf Weiteres" und verurteilte erneut "jegliche Art von Gewalt". Man werde sich aber nicht weiter äußern, solange die Fakten nicht geklärt seien.

    Schottland: Proteste nach der Verpflichtung eines Vergewaltigers

    In einem anderen Fall hatte der schottische Zweitligist Raith Rovers für Proteste gesorgt, als er den wegen Vergewaltigung schuldig gesprochenen Spieler David Goodwillie verpflichten wollte. Das hatte zu einem öffentlichen Aufschrei geführt, allen voran protestierte die berühmte Krimi-autorin Val McDermid, großzügige Sponsorin des Clubs in ihrer Heimat Kirkcaldy. 
    "Als Krimiautorin kenne ich mich natürlich aus mit Rehabilitation und Vergebung von Schuld. Aber hier gerät die Perspektive des Opfers völlig in den Hintergrund. Und außerdem: wir haben Teams mit jungen Mädchen unter 10 bis hin zu Frauenmannschaften. Die finden diese Spielerverpflichtung abscheulich. Das sendet die komplett falschen Signale", sagte McDermid.
    Raith Rovers entschied dann, Goodwillie doch nicht zu holen. Man habe sich bei der ursprünglichen Entscheidung zu sehr auf den Fußball konzentriert und zu wenig darauf, was dies für den Club und die gesamte Gemeinschaft bedeuten würde, dafür entschuldige man sich.

    Forderung: Fußball muss Frauenfeindlichkeit bekämpfen

    In der späteren Debatte im Sportausschuss war der Parlamentsabgeordnete John Nicolson trotzdem noch außer sich: "Nach allen Vorfällen häuslicher Gewalt, die an die Öffentlichkeit gelangt sind, nach allen Diskussionen, die wir über Gewalt auf und um den Fußballplatz gehabt haben, Gewalt gegen Frauen, den Zusammenhang zwischen Niederlagen, Alkohol und häuslicher Gewalt, da wollte ein Club einen Vergewaltiger beschäftigen, das zeigt, dass das Fußballgeschäft komplett die Bodenhaftung verloren hat."
    Die drei Frauengruppen formulieren in ihrem Schreiben weiter, die Seele des Fußballs gehöre ihnen allen, den Fans, und nicht den gesichtslosen Multimillionären, die auf dem Platz stünden. Damit Fußball wirklich ein sicheres und integratives Spiel für alle werde, müsse der Sport Frauenfeindlichkeit direkt bekämpfen und Rechenschaftspflicht und Transparenz für alle bieten, die durch den Sport Schaden erlitten. Man glaube an die Kraft der Einheit und Solidarität und wisse, dass man als Fans, Veränderungen auch durchsetzen könne.