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Fußball
"Unter dem Etikett Korruptionsverdacht"

Auch vier Tage nach der Verhaftung hochrangiger Fifa-Funktionäre gibt es fast täglich neue Wendungen und Enthüllungen. "Die Sache gehe erst richtig los", sagte SZ-Redakteur Thomas Kistner im DLF.

Thomas Kistner im Gespräch mit Marina Schweizer | 31.05.2015
    FIFA-Präsident Joseph Blatter presst die Lippen aufeinander.
    FIFA-Präsident Joseph Blatter erhielt im ersten Wahlgang nicht die nötige Mehrheit. (imago/Ulmer)
    US-Fahnder haben erneut bestätigt, dass Ermittlungen gegen den ehemaligen US-Funktionär Chuck Blazer wegen Steuervergehen der Auslöser für die Untersuchungen im Fußball-Geschäft gewesen sind. Teile der Vernehmung des Kronzeugen und früheren FIFA-Vorstandes würden in der kommenden Woche veröffentlicht werden, sagte Thomas Kistner, FIFA-Experte der Süddeutschen Zeitung, im DLF. "Dann werden auch die Fragen der Medien an die FIFA konkreter."
    Ein paar Fragen gebe es jetzt schon. So soll der frühere Chef des Organisationskomitees der Fußball-WM in Südafrika 2010 eine Sonderzahlung von 10 Millionen Dollar eingeräumt haben – "natürlich deklariert als Entwicklungshilfe!" Die FBI-Agenten seien aber schon auf den "Dreh" gekommen, "dass man im Weltfußball überall dort, wo Entwicklungshilfe draufsteht, ganz besonders unter dem Etikett Korruptionsverdacht nachschauen muss", versicherte Kistner. Diese zehn Millionen seien erklärungsbedürftig, weil sie über die FIFA geflossen seien. "Und damit haben wir schon einen Fragenkomplex, den Sepp Blatter persönlich beantworten muss", so Kistner.
    Zur Rolle Franz Beckenbauers, dessen Name am Sonntag im Zusammenhang mit der FIFA fiel, sagte Kistner, es sei als gesichert anzunehmen, "dass Beckenbauer von der Schweizer Bundesanwaltschaft zu den WM-Vergaben an Russland und Katar befragt werden wird." Hier seien noch spannende Fragen offen, insbesondere wie es dazu kam, "dass er kurz nach der Abstimmung sein Vorstandsmandat in der FIFA aufgab und Werbetestimonial für Gazprom und die russische Gasindustrie wurde.
    Das vollständige Gespräch können Sie bis mindestens 31. November 2015 nachhören.