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Fußball-Weltverband
Blatter bleibt FIFA-Präsident

Kein Wechsel an der FIFA-Spitze: Amtsinhaber Joseph Blatter bleibt trotz der neuesten Korruptionsaffären Präsident des Weltfußballverbands. Sein einziger Herausforderer zog seine Kandidatur während der Wahl überraschend zurück. Noch in seiner Dankesrede kündigte Blatter Reformen an.

    Sepp Blatter beim 65. FIFA-Kongress in Zürich 2015
    Blatter leitet für weitere vier Jahre die FIFA. (AFP / Fabrice Cofferini)
    Joseph Blatter geht in eine fünfte Amtszeit als Präsident des Weltfußballverbands FIFA. Der 79-jährige Schweizer erhielt auf dem FIFA-Kongress in Zürich zwar im ersten Wahlgang nicht die die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit, sein Herausforderer Prinz Ali bin al-Hussein verzichtete aber auf ein zweites Votum. Für Blatter stimmten im ersten Gang 133 Delegierte, für al-Hussein 73 - bei 206 gültigen Stimmen.
    Schon vor dem Votum war die knappste Entscheidung bei einer FIFA-Wahl erwartet worden, seitdem Blatter 1998 den Chefposten übernommen hatte. Unter dem Eindruck des jüngsten Korruptionsskandals um die FIFA mit der Festnahme mehrerer Fußball-Spitzenfunktionäre hatte vor allem Europas Dachverband UEFA vehement für eine Ablösung Blatters geworben. Dieser hat die Verantwortung für den neuerlichen Skandal stets von sich gewiesen und alle Rücktrittsforderungen ignoriert.
    Im Anschluss an die Entscheidung kündigte Blatter Reformen für den Weltfußballverband an. Das Exekutivkommitee sollte umgebaut werden, erklärte er. Die Anzahl der Nationen in den Konföderationen müsse sich auf die Zusammensetzung des Komitees auswirken, betonte Blatter. Derzeit ist Europa in dem Gremium am stärksten vertreten. Zugleich erklärte Blatter, dass er nach 2019 nicht mehr als Präsident amtieren werde.
    Kritik kam am Abend von wichtigen Werbepartnern. Der langjährige FIFA-Sponsor Coca-Cola forderte umfassende Aufklärung. Der Weltfußballverband müsse konkrete Schritte unternehmen, um die Probleme zu beheben, teilte der US-Konzern mit. Coca-Cola ist seit 1974 Fifa-Partner und sponsert seit 1978 die Fußball-Weltmeisterschaft.
    "Evolution statt Revolution"
    In seiner Bewerbungsrede hatte Blatter zuvor um Rückhalt bei den FIFA-Mitgliedsverbänden geworben. "Es ist eine Frage des Vertrauens", sagte er. "Wir befinden uns inmitten eines Sturms, der uns in letzten Tagen durchgewirbelt hat." Er wolle die FIFA in einer weiteren Amtszeit ordnen und am Ende seiner Zeit geordnet abgeben. "Wir brauchen keine Revolution. Wir brauchen eine Evolution."
    Al-Hussein versuchte, sich als den besseren Mann zur Bewältigung des Korruptionsskandals zu präsentieren. "Ich verspreche ihnen, dass ich mich nicht hinter euch verstecken werde, wenn die Dinge schlecht laufen", sagte er - ein Seitenhieb gegen Blatter. "Die Augen der Welt liegen auf uns, nicht für das erste Mal und dieses Mal geht es um alles", erklärte al-Hussein. "Für das Spiel und die Welt."
    FIFA-Vizepräsident Prinz Ali bin Hussein von Jordanien 
    Verpasste Blatter zumindest einen Denkzettel: Herausforderer Prinz Ali bin Hussein aus Jordanien. (AFP / Fabrice Cofferini)
    Auch Briten nehmen Ermittlungen auf
    In die Ermittlungen wegen Korruption haben sich inzwischen auch die britischen Strafverfolgungsbehörden eingeschaltet. Die US-Behörden klagten insgesamt 14 Funktionäre, darunter die FIFA-Vizepräsidenten Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo, der Korruption in einem Umfang von mehr als 150 Millionen US-Dollar an. In einem zweiten Verfahren werden die WM-Vergaben an Russland (2018) und Katar (2022) wegen "Unregelmäßigkeiten" von der Schweizer Bundesanwaltschaft überprüft.
    (fwa/ach)