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Fußball
Wider den Transferwahnsinn

Was die Spielergewerkschaft FiFPro vorhat, klingt fast schon revolutionär: Sie will das geltende Transfersystem im internationalen Fußball abschaffen. Deshalb hat sie bei der EU-Kommission in Brüssel eine entsprechende Klage eingereicht.

Von Heinz Peter Kreuzer |
    Der Wolfsburger Kevin de Bruyne und der Frankfurter Makoto Hasebe kämpfen um den Ball.
    Einer der letzten Toptranfers: Keyin de Bruyne wechselte für fast 80 Millionen vom VfL Wolfsburg zu Manchester City. (picture alliance /dpa /Peter Steffen)
    Der Transferwahnsinn muss aufhören, fordert Theo van Segeleen, der Präsident der FiFPro: "Das derzeitige System fördert keine Solidarität. Große Teile der Transfergebühren zirkulieren zwischen den größten Klubs, aber erreichen kaum die kleineren Klubs und Ligen."
    Der englische Sportrechtsexperte Daniel Geey erkennt das Problem, dass die Gelder wie Transfererlöse und Einnahmen aus der Champions League immer nur nach oben wandern: "Für mich ist es schwer vorstellbar, das Transfersystem zu verändern. Keine Ablösesummen mehr, Spieler können einfacher wechseln, diese Vorschläge sind Details der Beschwerde, für normale Menschen ist es aber schwer nachvollziehbar, was FiFPro vorschlägt."
    Experte sieht dringenden Reformbedarf
    Der Münchner Rechtsanwalt Martin Stopper, der national wie international Verbände und Vereine berät, sieht dagegen dringenden Reformbedarf. Grundübel ist für ihn der Missbrauch der ordentlichen Gesetze. Wettbewerbsrecht und auch Arbeitsrecht seien nicht für den Fußball gemacht. Nach dem Bosman-Urteil hat man die Vorschriften des Arbeitsrechts bis an die Grenzen ausgereizt. Es wurden langfristige Arbeitsverträge geschlossen, um bei vorzeitigen Wechseln hohe Ablösesummen zu erzielen: "Alle allgemeinen Gesetze sind geschaffen worden, ohne dass jemals die Idee bestand, sie für den Profifußball zu erschaffen, sondern für ganz andere Sachverhalte."
    Ob Beschwerden und Klagen gegen Financial Fairplay, jetzt gegen das Transfersystem. Es ist nicht das erste Mal, dass der professionelle Fußball mit ordentlichen Gesetzen kollidiert: "Und dann sagen die Ligen oder der ECA-Vorsitzende Karlheinz Rummenigge, es ist doch schade, dass das nicht innerhalb des Fußballs geregelt wird. Das Gleiche sagt auch Gianni Infantino, der Generalsekretär der UEFA. Aber dann muss man etwas mehr regeln im Fußball."
    Wettbewerbsfähigkeit erhalten
    Ansonsten, wenn diese gesetzgeberischen Krücken weiter im Fußball herrschen, prognostiziert Stopper den Einsturz des Gebäudes. Der erfahrene Sportrechtler empfiehlt, von den US-Amerikanern zu lernen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten:
    "Das wird in Amerika in jeder, jeder erfolgreichen Liga so gestaltet und dafür gibt es echte Gesetze. Und zwar nicht nur verbandsautonome Vorschriften, die dann in Konflikt geraten mit echten Gesetzen. Sondern es gibt ordentliche Gesetze, sporting acts verschiedenster Natur, die diese Wettbewerbe regeln, und davon gibt es im Fußball nichts und wird deshalb immer chaotischer."
    Stopper schlägt vor, darüber nachzudenken, ein für Europa modifiziertes Draftsystem einzuführen. Das hätte für den 75 Millionen-Transfer Kevin de Bruynes von Wolfsburg zu Manchester City bedeutet: "Nach einem amerikanischen System müsste in de Bruyne, wenn er noch ein paar Jahre jünger ist, zu Darmstadt gehen, nicht zu Manchester City. Das macht die Wettbewerbsfähigkeit oder die Spannung in einem sportlichen Wettbewerb aus."
    Stattdessen wandert das Geld bisher immer nur in eine Richtung, nach oben zu den Spitzenklubs. Deswegen seien Veränderungen dringend notwendig, fordert Stopper. Dass ein solches Draftsystem aber eingeführt wird, ist unwahrscheinlich.