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Fußball
"Wie lange wollen wir noch die Clowns der FIFA sein?"

Eine Frau sorgt kurz vor der Frauen-WM im Ausrichterland für schlechte Stimmung. Die Anwältin Amélia Fouques, Vorstandsmitglied des kanadischen Fußballverbands, fordert, Kanada solle ein Beispiel setzen und aus der FIFA austreten.

Von Jürgen Kalwa | 31.05.2015
    Banner für den Fifa-Kongress
    Banner für den Fifa-Kongress (dpa/picture-alliance/)
    Genau genommen ist Kanada im Weltfußball ein unbedeutendes Land. Die Männer haben es gerade einmal – 1986 – bis in die Endrunde der WM geschafft und rangieren derzeit auf Platz 115 in der Welt. Aber man müht sich. Drei kanadische Teams spielen in der nordamerikanischen Profiliga MLS – in Montreal, Toronto und Vancouver. Und die Basis wächst. Mehr als zwei Millionen Spieler sind im Verband organisiert.
    Für Sepp Blatter hegt man hier keine großen Sympathien. Der Vertreter der Canadia Soccer Association stimmte am Freitag in Zürich beim FIFA-Kongress für seinen Gegenkandidaten Prinz Ali. Doch als der Schweizer sich einmal mehr durchsetzte, gab das Amélia Fouques den Rest. Der kanadische Verband solle aus der FIFA austreten, forderte sie öffentlich und erläuterte in einem Telefongespräch dem Deutschlandfunk ihre Haltung:
    "Wie lange wollen wir noch die Clowns der FIFA sein? Von dort kommen keine Veränderungen. Die Gelegenheit dazu gab es und wurde nicht genutzt. Es ist schlimmer, als ich gedacht habe. Damit will ich nichts zu tun haben. Ich will zu einer neuen Organisation gehören, die nicht in der Schweiz sitzt. Wenn nur ein Fünftel der dortigen Korruption in den USA passiert wäre, hätte man den Laden geschlossen."
    Fouques ist Mitglied des zwölfköpfigen Vorstandes des kanadischen Verbandes und keine typische Soccer Mom. Von Berufs wegen ist sie nämlich Anwältin. Ihr Spezialgebiet Sportrecht. Doch ihre Expertise wird auf höchster Ebene nicht unbedingt geschätzt. Schon der Versuch, den Vertrag mit der FIFA über die Ausrichtung der Frauen-WM einzusehen, stieß intern auf unerwarteten Widerstand.
    Diese Weltmeisterschaft wird am Samstag mit dem Spiel der Gastgeberinnen gegen China eröffnet und produzierte bereits im Vorfeld eine heftige Kontroverse. Die Frauen müssen auf Kunstrasen antreten. Im Vergleich zu Naturrasen ein Spielfeld zweiter Klasse. Fouques, die seit Tagen ihre kritischen Anmerkungen zur Korruption in der FIFA auf Twitter publiziert, sorgt nun für die nächste Auseinandersetzung. Nachdem sie verbandsintern gebeten wurde, die Äußerungen zu löschen, griffen kanadische Medien das Thema auf.
    Die Tochter einer deutschen Mutter und eines iranischen Vaters, die in Montreal lebt, sagt, sie möge ja naiv sein. Aber sie nähme ihre Verantwortung ernst.
    "Ich muss mich gegenüber den kanadischen Fußballspielern rechtfertigen. Natürlich habe ich Angst. Aber es kommt der Zeitpunkt, an dem man so etwas anprangern muss. Ich habe drei Söhne. Einer ist zehn und hat mich gefragt: Leute betrügen, aber sind noch immer da? Was sagt du da einem Kind?"
    Wohl besser nicht das, was sie vor einem Jahr in Costa Rica als offizielle Vertreterin des Verbandes bei der U17-WM der Frauen in Costa Rica erlebte. Denn solche Verhältnisse lassen sich kaum noch erklären.
    "Leute haben Angst vor der FIFA und sagten, 'lass uns keine Emails schicken, lass uns nicht telefonieren. Sie sind überall'. Sie haben Angst vor ihren eigenen Leuten."