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Fussball-WM 2022
Engpässe bei der Wüsten-WM

Der Weltfußball-Verband FIFA entscheidet an diesem Freitag endgültig: Die Fußball-WM 2022 in Katar wird in den Winter verlegt. Eine unvermeidbare Entscheidung mit weitreichenden Folgen für den gesamten internationalen Sportkalender. Doch das ist bei weitem nicht das einzige Problem, dass die Wüsten-WM mit sich bringt.

18.03.2015
    Ein Stadion in dem arabischen Emirat Katar. Da findet 2022 die Fußball-Weltmeisterschaft statt
    2022 findet die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar statt (picture alliance / dpa / Qatar 2022 World Cup Bid)
    Angenommen die WM 2006 wäre nicht in ganz Deutschland ausgetragen worden, sondern ausschließlich in Düsseldorf. Ein dutzend hochmoderne Stadien: alle in und um Düsseldorf herum. 32 WM-Quartiere samt Trainingsanlagen für die Nationalteams: in Düsseldorf. Und aus der ganzen Welt kommen die WM-Touristen, alle auf einen Schlag, alle nach - genau - Düsseldorf.
    Klingt absurd. Doch genau so wird die WM in Katar. Genauer in der einzig nennenswerten Stadt dort: Doha. Eine Stadt so groß wie Düsseldorf. Während der WM werden zwischen 600.000 und 1 Million Menschen nach Katar kommen. Das wird nicht leicht zu händeln sein. Für 30 Tage verdoppelt sich die Bevölkerung. "Das ist ein logistisches Problem", sagt Harold Mayne-Nicholls. Der ehemalige Chef des chilenischen Fußballverbandes hat im Auftrag der FIFA vor der umstrittenen WM-Vergabe alle Bewerber auf Herz und Nieren geprüft. Hätten die Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees seinen Bericht gelesen, Katar hätte niemals gewählt werden dürfen.
    „Bei drei Spielen an einem Tag: Wie leitet man 120.000 Menschen mehr oder weniger durch die gleichen Straßen? Dazu noch die vielen anderen Fragen: Nur eine Stadt, nur ein Flughafen. Alles wird ein bisschen schwieriger in Katar."
    Insbesondere der Flughafen könnte nach Ansicht vieler Experten zum Problem werden. Der neue Hamad International Airport in Doha soll bis zur WM eine Kapazität für rund 50 Millionen Fluggäste jährlich erreichen. Klingt groß, aber ...
    "Auf dem Landwege ist kaum was möglich, wir leben hier quasi auf einer Insel. Am Ende muss alles über diesen Flughafen."
    Sagt Hans-Günther Jäger von der Bahn-Tochterfirma DB-International. Der Ingenieur plant in Doha das neue U-Bahnnetz. Er glaubt, während der WM könnte es für normale WM-Touristen schon schwierig werden, nach Katar reinzukommen.
    „Also, so wie man das vielleicht bei uns kennt. Man geht zu einem WM-Spiel und fährt da mal schnell hin kurzentschieden und guckt, dass man 'ne Karte kriegt ... Ich denke hier wird sehr viel mehr Planung vorrauseilen müssen und sehr viel mehr logistische Überlegung, das entsprechend zu organisieren."
    Droht bei einer WM in Katar also der Verkehrskollaps? Nein, sagt das katarische Organisationskomitee. Angesprochen auf die Bedenken der Experten, erhalten wir eine schriftliche Antwort:
    "Katar wird ein Weltklasse-Transport-System haben, das sowohl die regionale als auch die internationale Erreichbarkeit deutlich verbessern wird."
    So werde es bis 2022 auch eine Bahnverbindung in die Vereinigten Arabischen Emirate geben, sagen die WM-Macher. FIFA-Prüfer Mayne-Nicholls bleibt skeptisch:
    "Was auf dem Papier steht, ist eine Sache. Die Wirklichkeit sieht oft ganz anders aus. Ich sage nicht, dass sie es nicht hinkriegen werden. Aber es wird logistische Probleme geben, ganz sicher."