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Fußball-WM 2022
Katar feiert PR-Auftritt bei der UNO

Das Organisationskomitee der umstrittenen Fußball-WM in Katar hat in New York eine PR-trächtige Veranstaltung zum Thema "Sport-Großereignisse" organisiert. Prominente Gäste gaben Katar die Ehre - unter ihnen der UNO-Generalsekretär, aber auch deutsche Vertreter.

Von Heinz Peter Kreuzer |
    Auf einem großen Wandbild wird in Katar die Vergabe der WM 2022 an das Land gefeiert.
    Auf einem großen Wandbild wird in Katar die Vergabe der WM 2022 an das Land gefeiert. (imago stock & people)
    Fußball-Bundesligisten wie Bayern München oder Borussia Dortmund werden für ihre Trainingslager in Katar oder Doha stark kritisiert. Dabei spielt die deutsche Politik auf der Weltbühne Doppelpass mit den umstrittenen Gastgebern der zukünftigen Sport-Großereignisse. Die Ständige Vertretung Deutschlands hat gemeinsam mit Katar, Russland, Südkorea und Tunesien im UN-Hauptquartier in New York eine Veranstaltung zum Thema "Sport-Großereignisse" organisiert. Hauptgastgeber war das OK der WM 2022 in Katar.
    Ban Ki-moon lässt klare Worte vermissen
    Die Organisatoren der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 feiern den gelungenen PR-Coup im UNO-Hauptquartier im New York. Denn prominente Sportler und Politiker waren zu Gast und gaben ihnen die Ehre. Kein geringerer als UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon hatte das Wort: Er thematisierte, wie Mega-Sportevents die soziale, wirtschaftliche und ökologische Entwicklung der Gastgeberländer nachhaltig beeinflussen. Der ehemalige Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning, kann nur mit viel gutem Willen den leisen Hauch von Kritik in Ban Ki-moons Rede herauslesen.
    "Aber er hätte da klarer sein müssen. Es ist eben nicht so, dass ein Mega-Sportevent zu einer Verbesserung der Entwicklung führt. Es gibt Beispiele, wo das funktioniert hat, wie zum Beispiel in London nach der Olympiade, aber es funktioniert in der Regel nicht, wenn es um autoritäre Staaten geht. Man schaue sich nur die Winter-Olympiade in Sotchi an, versunken im Sumpf aus Korruption und aus Umweltverschmutzung, also das war ein ökologischer Frevel was dort stattgefunden hat und hat Null zur Entwicklung im Land beigetragen."
    Behindertenbeauftragte der Bundesregierung zu Gast
    Nicht nur der UNO-Generalsekretär, auch Deutschland spielte eine umstrittene Rolle bei dieser Veranstaltung. Der UNO-Sonderbeauftrage für Sport, Willi Lemke, stand ebenso auf der Gästeliste wie auch die Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Verena Bentele. Merkwürdig nur: Während Katar und auch die UNO die Veranstaltung jetzt öffentlichkeitswirksam ausschlachten, ist auf der Website der Ständigen Vertretung Deutschlands bei den Vereinten Nationen nichts davon zu lesen.
    Löning, der jetzt Nichtregierungs-Organisationen und Unternehmen in Menschenrechtsfragen berät, wundert sich darüber: "Immerhin ist die Behindertenbeauftrage der Bundesregierung in New York gewesen und hat sich an diesem Podium beteiligt. Und wenn das keine Meldung auf der Website wert ist, kann man da ja Schlüsse draus ziehen."
    Die Bundesregierung dürfe nicht den falschen Leuten PR verschaffen, kritisiert Löning. Wie es besser geht, hat er zum Beispiel in der Vergangenheit bei den letzten Winterspielen in Russland 2014 gesehen: "Das war damals eine sehr gute Entscheidung von Bundespräsident Gauck nicht nach Sotschi zu fahren, auf Grund der Überlegung, dass er einem autoritären Herrscher einen PR-Vorteil verschafft, dass er ihm eine Legitimität verschafft in den Augen der Weltöffentlichkeit. Das muss man um jeden Preis vermeiden." Der Menschenrechtsexperte vermisst eine klare Aussage von Bundesaußenminister Franz-Walter Steinmeier, aber auch aus dem Fußballbereich von DFB oder FIFA.