Im Dlf-Interview betont Thomas Kistner von der Süddeutschen Zeitung die Wichtigkeit der Stadt Chicago für die WM-Bewerbung: "Chicago ist die Heimatstadt des US-Fußballs, sozusagen das Wurzelwerk. Hier befindet sich der Hauptsitz des nationalen Fußballverbandes." Insgesamt sieht Kistner die Dreifach-Bewerbung um die WM 2026 in Gefahr. "Dass Minneapolis zurückzog, war zu verkraften, aber heftig wird es, wenn auch noch Los Angeles aussteigen würde. Denn auch dort haben die Kommunen Bedenken gegen die Finanzrisiken, die die FIFA den Städten aufbürden will." Und das sei nicht nur in den USA so, auch in Kanada hadere man mit den Forderungen der FIFA.
Absurde Forderungen der FIFA
"Alle rügen die absurden Finanzgarantien, die die FIFA von ihnen fordert." Im Verlauf des Interviews fasst Kistner die Ansprüche der FIFA zusammen: "Die Forderungen, die die FIFA hier stellt, die machen sie eben zum Herren in der Stadt und auch im Bundesland." Und das habe zum öffentlichen Aufschrei geführt. Im Detail sind das "Steuervergünstigungen über 10 Jahre hinweg. Weiterhin fordert die FIFA einen unkontrollierten, unversteuerten Devisenverkehr im WM-Land unterhalten zu können. Und schließlich will sie für ihre Belegschaft Visa-Freiheit und fundamentale Arbeitserlaubnisse herauspressen." Mit nicht absehbaren Folgen: "Welche Figuren dann in den Genuss dieser Genehmigungen kommen, das kann die FIFA dann selbst entscheiden.
WM nicht um jeden Preis
Kistner zeigt im Hinblick auf die FIFA-Forderungen Verständnis für die Rückzüge aus den WM-Bewerbungen. "Nimmt man alles zusammen, dann muss man sagen: Es wird Zeit, dass verständige Zivilgesellschaften langsam aufwachen und begreifen, dass man nicht mal für eine Fußball-WM um jeden Preis jeden Deal machen sollte."
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