Yoshimi Yamashita war die erste Schiedsrichterin, die bei der WM direkt mit dem Publikum im Stadion und vor den Empfangsgeräten sprach. Sie ging an den Bildschirm, fasste einen Entschluss und sprach ins Mikrofon: "After on-field review the decision is: penalty!" ("Nach Ansicht der Bilder lautet die Entscheidung: Strafstoß").
Die Ansage der Entscheidungen nach einem Videobeweis ist Teil eines Tests der FIFA und des Regelgremiums International Football Association Board (IFAB). "Wir möchten mehr Transparenz herstellen und die Entscheidungen verständlicher machen", sagte FIFA-Schiedsrichterchef Pierluigi Collina vor der WM.
Die Ansagen gehen über das hinaus, was bisher auf Anzeigetafeln stand
Als Yamashita ihre Entscheidung verkündet hatte, war am Fernseher jedoch kaum mehr klar als bei früheren Videobeweisentscheidungen. Die Frage: Sagen die Schiedsrichterinnen bei der WM letztlich nur das an, was bislang auch auf den Anzeigetafeln in den Stadien zu lesen war? Nur bei genauem Hinhören wurde deutlich, dass die Ansagen bei der WM deutlich mehr enthalten.
Wie von Collina vorab angekündigt, war in mehreren Spielen zu hören, dass die Schiedsrichterinnen grundsätzlich vier Dinge mitteilen:
- Welche Entscheidung getroffen wurde, beispielsweise Strafstoß oder ein nicht gegebenes Tor
- Welche Spielerin mit welcher Rückennummer das strafbare Vergehen begangen hat
- Welche Art des Vergehens bewertet wurde, also beispielsweise Handspiel oder Foul
- Eine kurze Beschreibung dessen, was passiert ist - beispielsweise ein zu weit abgespreizter Arm bei einem Handspiel.
Problem: Vieles ist im Getöse nicht verständlich
"Weil die Entscheidung nach dem Gang zum Monitor kurz begründet wird, empfinde ich es als Gewinn, das über die Mikros mitzuteilen", sagt Alex Feuerherdt, Mediensprecher der DFB-Schiedsrichter im Gespräch mit dem Deutschlandfunk. "Es sorgt für etwas Transparenz, wenn ein Grund genannt und kurz ausgeführt wird. Es wird klarer."
Das Problem ist die Akustik im Stadion. Nach dem ersten und wichtigsten Teil der Durchsagen, dass beispielsweise ein Elfmeter verhängt wird, folgt vom Publikum eine lautstarke Reaktion. Alle weiteren Teile gehen dadurch oft im Lärm unter. "Dadurch ist es manchmal schwierig, die volle Durchsage zu verfolgen."
Ein Fall für die Bundesliga? Abwarten
Ob die Praxis auch bei den DFB-Schiedsrichterinnen und -Schiedsrichtern und damit in der Bundesliga der Männer angewendet werden könnte, ist noch nicht klar. "Erstmal muss die FIFA entscheiden, ob sie die Ergebnisse des Tests für gut und die Vorgehensweise weiter für verfolgenswert hält", sagt Feuerherdt. Der DFB werde das "beobachten und auswerten".
IFAB und FIFA hatten Anfang März angekündigt, die Durchsagen durch die Unparteiischen für zwölf Monate bei von der FIFA organisierten Turnieren zu testen. Die Vorgehensweise wurde schon bei der U20-WM der Männer und bei der Klub-WM der Männer angewendet. Später wurde bekannt gegeben, dass die FIFA auch bei der WM der Frauen die Durchsagen tätigen lassen wird.