Bernhard Krieger: Die Vorrunde ist beendet. Anlass für uns ein Zwischenfazit zu ziehen. Und das machen wir mit einer Expertin - nämlich mit Nia Künzer. 2003 haben sie die deutsche Elf bei der WM in den USA mit ihrem Golden Goal im Finale gegen Schweden zum WM-Titel geschossen. Trauen Sie dem deutschen Team nach den Eindrücken aus den ersten drei Spielen erneut den Titelgewinn zu?
Nia Künzer: Grundsätzlich traue ich den Mädels natürlich alles zu. Es wird natürlich ganz schwer – wir haben gesehen, dass es andere Mannschaften gibt, die einen sehr guten Eindruck machen. Die deutsche Mannschaft sieht ja selbst, dass sie noch Luft nach oben hat – es fehlen sicher noch so ein, zwei Prozent, gerade was die Ballsicherheit anbetrifft, die Chancenauswertung, um dann letztendlich die ganz engen Spiele zu gewinnen. Aber so ganz vorhersehen mag ich es nicht. Aber sicherlich wäre es großartig, wenn sie zumindest ins Halbfinale und damit die olympische Qualifikation schaffen würden.
Fehlende Ballsicherheit
Krieger: Wo muss sich die 11 konkret steigern, um in den KSpielen bestehen zu können?
Künzer: Was sich durch die drei Spiele in der Gruppenphase gezogen hat, ist die fehlende Ballsicherheit, das Umschaltspiel ist auch ein Punkt, der in der K.O.-Phase besser laufen muss und letztendlich auch im Bereich der Chancenverwertung muss man effektiver werden gegen die Top-Mannschaften kommt man nicht zu sehr vielen Chancen – und da muss eine sitzen. Dann muss man gucken, wie auch die Viererkette und der Defensiv-Verbund gegen Top-Mannschaften steht. Bisher wurden sie überschaubar gefordert, das wird sicher Richtung Achtelfinale – Viertelfinale mehr werden.
Krieger: Für Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg ist es der erste große Auftritt mit dem deutschen Team. Wie schlägt sie sich in ihren Augen?
Künzer: In meinen Augen macht das Martina Voss-Tecklenburg und ihr Trainerteam sehr gut. Sie findet eine gute Balance zwischen einer gewissen Lockerheit und Leichtigkeit, die sie vermitteln möchte – aber auch Zielstrebigkeit, Ehrgeiz und Anspruch, den sie selbst an die Mannschaft, an sich hat. Von daher macht das einen guten Eindruck. Sie ist sehr reflektiert, sehr kritisch und spricht es auch offen an. Das Team hinter dem Team scheint zu funktionieren. Die Mannschaft macht einen Eindruck, dass sie zusammengewachsen sind und das ist sicherlich auch ein Erfolg von Martina Voss-Tecklenburg.