Welchen Stellenwert hat die WM?
Wie steht es um den Fußball in Neuseeland und Australien?
Was ist mit dem deutschen Team?
Warum hat sich die Vergabe der TV-Rechte so gezogen?
Wie steht es um die Gleichberechtigung mit dem Männer-Fußball?
Wie soll es mit dem Frauenfußball in Deutschland weitergehen?
Wie steht es um den Fußball in Neuseeland und Australien?
Was ist mit dem deutschen Team?
Warum hat sich die Vergabe der TV-Rechte so gezogen?
Wie steht es um die Gleichberechtigung mit dem Männer-Fußball?
Wie soll es mit dem Frauenfußball in Deutschland weitergehen?
Welchen Stellenwert hat die WM?
Bei der neunten Fußball-WM der Frauen in Australien und Neuseeland treten ab dem 20. Juli insgesamt 32 Teams an – so viele wie nie zuvor. Es ist das erste Mal, dass ein Fußball-Turnier der Frauen in zwei Gastgeber-Ländern stattfindet. Zum ersten Spiel in Sydney zwischen Co-Gastgeber Australien und Irland werden 83.500 Zuschauende erwartet. Auch das Finale am 20. August im Stadium Australia in Sydney ist bereits ausverkauft. Insgesamt wurden laut der Fifa bereits mehr als 1,25 Millionen Karten verkauft.
„Man sieht, wie viel Begeisterung der Frauenfußball mittlerweile auf der Welt erzeugt hat“, sagte die ehemalige deutsche Fußball-Nationaltorhüterin Silke Rottenberg im Deutschlandfunk-Sportgespräch. Sie lobte die positive und vor allem globale Entwicklung des Frauenfußballs. Die Europameisterschaft in England im vergangenen Jahr habe für einen neuen Schub gesorgt, so Rottenberg.
Auch der Fußball-Weltverband Fifa preist die Frauen-WM seit Wochen als beste und größte aller Zeiten. Fifa-Präsident Gianni Infantino inszeniert sich als Frauen-Fußball-Förderer und spricht immer mehr über Gleichberechtigung. Er dürfte die Hoffnung hegen, mit einer erfolgreichen WM der Frauen die skandalbehaftete Männer-WM in Katar vergessen zu machen. Zudem will die Fifa das zuletzt stark gestiegene Interesse am Frauenfußball nutzen und monetarisieren. Ein Beispiel: Erstmals wurden die TV-Übertragungsrechte für die WM im Frauenfußball separat von der Männer-WM vermarktet.
Wie steht es um den Fußball in Neuseeland und Australien?
In Neuseeland ist Fußball bisher nur eine Randsportart und steht im Schatten des Nationalsports Rugby. Es gibt noch nicht mal eine Liga für Frauen-Teams. Den Veranstaltenden ist es daher schwergefallen, die Menschen für das Turnier zu begeistern. Um gegen das vergleichsweise geringe Interesse anzukämpfen, hat die Fifa kürzlich angekündigt, insgesamt 20.000 Tickets für Spiele in den vier Stadien in Neuseeland zu verschenken. In der Gruppe A mit Norwegen, der Schweiz und den Philippinen gilt Neuseeland als Außenseiter.
Der Frauenfußball in Australien hingegen boomt. Mehr als 300.000 Spielerinnen sind in Vereinen aktiv. Tendenz rapide steigend. Kein Sport ist beliebter bei Mädchen und jungen Frauen. International kann der australische Frauenfußball mit den Weltbesten mithalten. Allerdings ist es für den Fußball wie in Neuseeland auf nationaler Ebene schwierig, aus dem Schatten der noch viel beliebteren Sportarten wie Rugby, Cricket und Australian Rules Football zu treten. Mit der WM hoffen Aktive und Verantwortliche nun auf neuen Schwung.
Was ist mit dem deutschen Team?
Die deutsche Mannschaft reist mit der Silbermedaille von der EM im England 2022 im Gepäck an und dürfte erneut zu den Teams gehören, die um den Titel mitspielen können. Das starke Turnier, das mit der unglücklichen 1:2-Finalniederlage gegen England endete, hat Euphorie in Deutschland entfacht.
Das EM-Finale zwischen Deutschland und England im vergangenen Juli war das quotenstärkste Sportereignis des Jahres. In der darauf folgenden Bundesliga-Saison wurde der Zuschauerrekord in Deutschland gleich mehrfach gebrochen, mehrere Spiele wurden in den großen Stadien der Männer-Vereine ausgetragen. Das Pokalfinale zwischen den Fußballerinnen des VfL Wolfsburg und des SC Freiburg fand vor fast 40.000 Fans statt – so vielen wie noch nie.
Das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg will die Euphorie nutzen und die positive Entwicklung fortsetzen. In der eigenen Gruppe H mit Marokko, Kolumbien und Südkorea gelten die Deutschen als Favorit. Da im Achtelfinale aber Brasilien oder Frankreich und im Viertelfinale bereits England warten könnten, ist das Abschneiden in der K.o.-Runde völlig offen. Das deutsche Team will sich trotzdem zum dritten Mal nach 2003 und 2007 den Pokal sichern und hat dieses Ziel auch klar formuliert. "Wir wollen den Titel holen", sagte etwa Kapitänin Alexandra Popp.
Warum hat sich die Vergabe der TV-Rechte so gezogen?
Die Fifa sucht regelmäßig nach neuen Einnahmequellen. Erstmals hat der Weltverband deshalb die TV-Rechte der Fußball-WM der Frauen in Australien und Neuseeland von den Männer-Turnieren abgekoppelt und nicht wie sonst als Gesamtpaket verhandelt. Im Zuge dessen forderte Fifa-Präsident Gianni Infantino mehr Geld, als einige Sender bereit waren zu zahlen. Monatelang hatte die Fifa mit Sendern aus fünf europäischen Ländern, darunter auch Deutschland, über die Rechtekosten gestritten.
Gianni Infantino hatte sich im Frühsommer über "enttäuschende und nicht akzeptable" Angebote beklagt und die Möglichkeit ins Spiel gebracht, die Rechte nicht zu verkaufen - und die WM in den entsprechenden Ländern in Eigenregie zu zeigen. ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky hatte hingegen von einem "marktgerechten Angebot, das die anstehende Frauen-WM wie gewohnt bei ARD und ZDF prominent ins Bild setzen würde" gesprochen. Laut einem unbestätigten Bericht des Sportmagazins Kicker sollen ARD und ZDF jeweils 5 Millionen Euro geboten haben, während die Fifa 10 Millionen Euro von den Sendern verlangt hatte. Zum Vergleich: Bei der Männer-WM in Katar wurden 214 Millionen Euro gezahlt.
Erst Mitte Juni, fünf Wochen vor Beginn des Turniers, erzielte die Europäische Rundfunkunion (EBU) dann eine grundsätzliche Vereinbarung mit der Fifa. Die Märkte Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien wurden in den bestehenden Rechte-Vertrag für die WM aufgenommen. "Dies ist für die weitere Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland von enormer Bedeutung", kommentierte DFB-Präsident Bernd Neuendorf die Einigung.
Eigentlich wollte die Fifa durch die separate Vermarktung der TV-Rechte für die Fußball-WM der Frauen knapp 300 Millionen US-Dollar erlösen. Laut einem Bericht des Wall Street Journals wurde dieses Ziel nun aber offenbar um rund 100 Millionen US-Dollar verpasst.
ARD und ZDF übertragen alle Spiele der WM. Auch im linearen Programm von Deutschlandfunk informieren wir regelmäßig und ausführlich über diese Weltmeisterschaft und liefern die Hintergründe zu dem Turnier – kritisch, sportpolitisch und mit dem Blick auf alle Geschichten abseits des Platzes. Dazu erscheinen von vor Ort während der kompletten vier WM-Wochen im Zwei-Tage-Rhythmus Folgen des Deutschlandfunk-Podcasts "Players".
Wie steht es um die Gleichberechtigung mit dem Männer-Fußball?
Die Fifa weiß den Frauenfußball-Boom in Europa geschickt für sich zu nutzen: Im März hatte FIFA-Präsident Gianni Infantino nach seiner Wiederwahl verkündet, dass es ein großes Ziel seiner Präsidentschaft sei, bei Frauen-Turnieren in Zukunft die gleichen Preisgelder auszuschütten wie bei den Männern. Ende Juni hatte der Weltverband dann bekanntgegeben, dass bei der WM in Australien und Neuseeland erstmals rund 28.000 Euro an jede Spielerin allein für die Teilnahme ausgeschüttet werden. Für den WM-Titel gibt es pro Spielerin 252.000 Euro.
Die Prämienzahlungen vom Weltverband würden aber nicht direkt an die Spielerinnen gehen, sondern über die Verbände der Teilnehmerländer abgewickelt, betonte Infantino kurz vor dem Turnierstart. Die FIFA habe an die Verbände die Empfehlung ausgesprochen, die Prämien an die Spielerinnen weiterzuleiten, könne dies aber nicht garantieren, so Infantino.
Gemessen an den Prämien für den EM-Titel im vergangenen Jahr (60.000 Euro) sind die neuen Ausschüttungen eine erhebliche Steigerung – und bleiben doch weit hinter denen der Männer zurück. Denn bei der WM der Frauen schüttet die FIFA nun insgesamt rund 103 Millionen Euro aus. Bei den Männern in Katar waren es im vergangenen Jahr insgesamt 411 Millionen Euro. In der Vergangenheit waren die FIFA-Prämien an die jeweiligen nationalen Verbände verteilt worden, die wiederum selbst ihre Preisgelder für die Teams bestimmten und auszahlten. Nun soll das Geld der Fifa direkt für die Spielerinnen bestimmt sein. Das hatte unter anderem die internationale Spielergewerkschaft Fifpro seit Langem gefordert.
Da die Verbände nach dem WM-Turnier entsprechend ihrer Platzierung aber trotzdem noch zusätzliche Zahlungen erhalten, hätte der DFB die Möglichkeit gehabt, die Prämien eigenständig an die der Männer anzupassen. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz hatte sich öffentlichkeitswirksam für gleichberechtigte Prämien ausgesprochen. Die Männer hätten für den WM-Titel in Katar vom DFB jeweils 400.000 Euro erhalten.
Der DFB hatte das aber mit Verweis auf die Zahlungen des Weltverbandes abgelehnt. Die im Vergleich geringere Prämie für den Verband will der DFB deshalb lieber in die Infrastruktur für den Frauen-Fußball investieren. Der DFB sieht es als Win-Win-Situation für alle: mehr Geld für die Spielerinnen - und mehr Geld für die Infrastruktur.
Einige Länder, beispielsweise Norwegen, Finnland oder die Schweiz, aber auch erfolgreiche Fußballnationen wie England, die Niederlande oder Spanien haben "Equal Pay" bereits verbandsintern umgesetzt. Dort bekommen Männer und Frauen in den Nationalteams die gleichen Prämien ausgezahlt.
Zwar hatte die deutsche Kapitänin, Alexandra Popp, betont, dass das Nationalteam "schon mehr als zufrieden" mit den festgelegten Prämien sei. Kurz vor Beginn der Fußball-WM haben die Spielerinnen von Co-Gastgeber Australien die Fifa allerdings für das im Vergleich zu den Männern geringe Preisgeld kritisiert. In einem Video der Spielergewerkschaft PFA pochen die "Matildas" auf gleiche Preisgelder, Rechte und Strukturen.
Wie soll es mit dem Frauenfußball in Deutschland weitergehen?
Das DFB-Präsidium hatte erstmals im Dezember 2021 seine "Strategie Frauen im Fußball FF27" vorgestellt. Damit wurde ein übergreifendes Konzept festgelegt, das die Zukunftsfähigkeit des Frauenfußballs sichern und stärken soll. Der DFB verfolgt darin bis zum Jahr 2027 vier konkrete Ziele. Demnach soll es künftig wieder mehr deutsche Erfolge, eine Erhöhung der Zahl der Aktiven, mehr Sichtbarkeit sowie einen höheren Frauenanteil in DFB-Gremien geben.
Für jedes der vier Ziele wurde ein konkretes Maßnahmenpaket mit verschiedenen Projekten entwickelt. Für mehr Erfolge der Nationalmannschaft oder auch deutscher Vereinsmannschaften soll so unter anderem die Trainerausbildung optimiert und die Förderstruktur im Nachwuchs verbessert werden. Um die Zahl aktiver Spielerinnen oder Trainerinnen um 25 Prozent zu erhöhen, sollen schon im Kindesalter mehr Mädchen für Fußball begeistert und der Zugang erleichtert werden.
Für eine bessere Sichtbarkeit wird eine größere Attraktivität des Frauenfußballs als Produkt angepeilt. Dazu gehört eine eigenständige Vermarktung, eine Personalisierung der Spielerinnen wie in der neuesten DFB-Doku oder der Gang in Social-Media-Kanäle wie TikTok.
Sabine Mammitzsch, für den Frauen- und Mädchenfußball zuständige Vizepräsidentin des DFB, hat im Deutschlandfunk Kultur ein positives Zwischenfazit der Strategie gezogen – gerade mit Blick auf die Sichtbarkeit: "Die ist enorm gestiegen – und damit auch die Vermarktungserlöse. Wir konnten die kontinuierliche Reichweite um 60 Prozent erhöhen. In den sozialen Medien sogar um 200 Prozent. Der Zuschauerschnitt bei den Frauen-Bundesligaspielen ist um 200 Prozent gestiegen. Also im Durchschnitt von 800 auf 2.500 Zuschauer:innen."