Schon ab 2026 soll die Fußball-Weltmeisterschaft nicht mehr alle vier, sondern alle zwei Jahre stattfinden. Zumindest, wenn es nach dem Willen des Weltverbandes FIFA und dessen Präsidenten Gianni Infantino geht. In Südamerika und Europa regt sich massiver Protest, der die Pläne zum Scheitern bringen könnte.
Der einzige Grund, eine WM alle zwei Jahre austragen zu wollen, sei Geld, sagte Thomas Kistner von der Süddeutschen Zeitung im Dlf-Sportgespräch. "Intern tut Gianni Infantino auch gar nicht so. Die ganze Geschichte steht in einer Reihe mit permanenten Vorstößen Infantinos. Er unternimmt seit 2018 jährlich einen Versuch, die Position der UEFA entscheidend zu schwächen und Wettbewerbe zu erfinden, die er dann unter das Dach der FIFA ziehen kann, um dann Rechte unter dem UEFA-Dach ausschlachten zu können." Unter anderem stehe Infantino hinter der Club-WM und habe auch die Super League unterstützt, so Kistner. "Und jetzt kommt eben diese WM. Wir werden das immer wieder erleben, dass Gianni Infantino nach den Fleischtöpfen greift."
Allianz zwischen UEFA und CONMEBOL
Für eine WM alle zwei Jahre sehe Kistner aber "null Chance". Das habe UEFA-Präsident Aleksander Ceferin klar gesagt. Vielmehr habe Infantino nun dazu beigetragen, dass die UEFA und der südamerikabnische Verband CONMEBOL eine Allianz geschmeidet hätten. "Ich bin sicher, dass die WM nicht durchgeht, denn die können ja einfach sagen: Viel Spaß, wir sind beschäftigt. Macht die WM ohne uns."
Noël Le Graët, der Präsident des französischen Fußball-Verbandes zeigte sich jedoch offen für eine WM alle zwei Jahre. "Ich glaube, die Idee ist noch nicht zu hundert Prozent tot", sagte Chaled Nahar aus der Dlf-Sportredaktion. "Wenn Infantino Le Graët bekommt, hätte er einen ersten Riss in der Mauer, die die Uefa jetzt mit CONMEBOL bildet. Und man darf nicht vergessen, abstimmen müssen am Ende die 211 Verbände im Kongress und nicht die Konföderationen. Die UEFA hat jetzt einen Zwischensieg. Aber ob das auch so ins Ziel kommt, hängt davon ab, ob sie ihre Verbände so zusammenhalten kann. Und das wird dann schwierig, wenn erste finanzielle Angebote auf den Tischen kommen."
Um die Beliebtheit bei den Fans müsse sich die FIFA keine Gedanken machen, denn da gäbe es überhaupt keine mehr, waren sich Kistner und Nahar einig. Kistner sagte: "Man muss sich auch klar machen, dass es nicht um die FIFA als Organisation geht. Wir reden von Gianni Infantino, einen Mann, der nachweislich immer wieder versucht, sich diesen Fußball mit seinen Rechten untertan zu machen. Und wenn die Frage ist, fährt die FIFA sehenden Auges an die Wand, würde ich sagen, das ist Infantino letztlich egal. Wenn erst einmal die Gelder fließen, dauert es ja noch sechs bis acht Jahre, bis man sieht, ob es funktioniert. Aber dann haben wir keinen Gianni Infantino mehr an die Spitze, weil der da ganz schnell verschwinden wird."
Geld muss aus anderen Bereichen kommen
Eine WM alle zwei Jahre würde auch bedeuten, dass die Kontinentalturniere wie die Europameisterschaft ebenfalls alle zwei Jahre stattfinden würde. Das zusätzliche Geld, was dort dann erwirtschaftet wird, müsste jedoch in anderen Bereichen abgezogen werden. "Vielleicht in der Bundesliga, vielleicht im DFB-Pokal oder vielleicht in ganz anderen Sportarten, im Wintersport im Sommersport oder bei den Olympischen Spielen. Das IOC wird auch nicht begeistert sein über diese Pläne", sagte Nahar. "Also es ist zwischen allen, die auf diesem Markt agieren ein Kampf ums Geld. Und letztendlich wird sich in den nächsten Jahren auch die Frage darüber entbrennen, ob es weiter so sein kann, dass Verbände diese Turniere ausrichten dürfen. Also die FIFA regiert quasi über den Kalender und kann bestimmen, was passiert. Und dann haben sich alle anderen danach zu richten, während man gegenseitig in Konkurrenz tritt um dieses Geld. Schwierig."
Auch Kistner sieht, dass sich EM und WM durch einen neuen Rhythmus entwerten. "Aber das IOC wird sich da ganz massiv aufstellen, und zwar jetzt schon. Eine Europameisterschaft, die die Sommerspiele einbettet, saugt unglaublich viel Geld von den Spielen ab. Eins ist klar: Bei den Sponsoren wird das nicht auf Gegenliebe stoßen. Es wird nicht mehr Geld geben, es wird eine Umverteilung geben. Und zwar nach oben."