Archiv

Fußball-WM in Brasilien
Ausschreitungen vor der Eröffnung

Der WM-Auftakt wird in São Paulo von Protesten überlagert. Bei Kämpfen zwischen Demonstranten und der Polizei sollen mehrere Menschen verletzt worden sein. Das Problem: Um 22 Uhr beginnt in der Arena de São Paulo das Eröffnungsspiel Brasilien gegen Kroatien.

    Maskierte errichteten in São Paulo Stunden vor dem Anpfiff der Fußball-Weltmeisterschaft brennende Straßenbarrikaden. Sie knickten Straßenschilder um, rissen Mülleimer aus den Halterungen und zündeten Müll auf der Straße an. Zudem bewarfen sie Polizisten mit Steinen. Die Sicherheitskräfte reagierten am Donnerstag mit Tränengasgranaten und Gummigeschossen. Die Polizei war mit vielen Einsatzkräften vor Ort. Präsidentin Dilma Rousseff hatte erst am Mittwoch betont, dass es gegenüber Randalierern keine Rücksichtnahme geben werde.In der Arena de São Paulo wird das Auftaktspiel zwischen Brasilien und Kroatien angepfiffen.
    Die WM steht in Brasilien vielerorts in der Kritik, da die Kosten für das Turnier nach Meinung der Gegner zu hoch seien und das Geld an anderen Stellen beispielsweise für Schulen oder Krankenhäuser fehlen würde. Ganze Wohngebiete wurden zudem eingezäunt oder verlegt - wie an Rios Stadion Maracana für einen Stadionparkplatz. Ein Demonstrant sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass das Ziel der Demo die Besetzung des Stadions sei. Die Aktivisten wollen den WM-Start verhindern. "Brasilianer lieben den Fußball, aber wir brauchen diese WM nicht. Alle Brasilianer sollten sich erheben." Am Mittag Ortszeit hatte sich die Lage halbwegs beruhigt.
    Powerful drawing. pic.twitter.com/GTGtNeqiIM— FIFA World Cup 2014 (@FIFAWorldCupTM) 12. Juni 2014
    Streikdrohungen an Rios Flughäfen und bei Natals Busfahrern
    Neue Streiks könnten auch den Verkehr in den anderen WM-Spielorten beeinträchtigen. Nach Gewerkschaftsangaben soll ein Fünftel der Mitarbeiter der drei Flughäfen in Rio de Janeiro für 24 Stunden die Arbeit niederlegen. Das Bodenpersonal habe sich "nach neun Monaten intensiver, aber erfolgloser Verhandlungen" für den Streik entschieden, hieß es. Die Gewerkschaft fordert bis zu zwölf Prozent mehr Lohn, Bonuszahlungen für die WM und bessere Arbeitsbedingungen.
    In der WM-Stadt Natal im Nordosten Brasiliens droht ein Verkehrschaos wegen eines Streiks der Busfahrer. Nach Gewerkschaftsangaben sind Busse und Mini-Busse betroffen – die einzigen öffentlichen Verkehrsmittel in der Stadt. In Natal werden vier Spiele ausgetragen, darunter die Begegnung zwischen Mexiko und Kamerun am Freitag.
    Keine neuen U-Bahn-Streiks in Sao Paulo
    Die U-Bahn-Angestellten in Sao Paulo wollen dagegen vorerst nicht wieder streiken. In der vergangenen Woche hatte ihr fünftägiger Streik ein Verkehrschaos in der 20-Millionen-Metropole ausgelöst. Der Chef der Gewerkschaft hatte danach mit neuen Streiks zum WM-Auftakt gedroht. Er forderte vergeblich die Wiedereinstellung von 42 Mitarbeitern, die wegen des Ausstands entlassen worden waren.
    "There will not be a World Cup" reads the protestors sign. pic.twitter.com/nzmUtOPGOV— Richard Conway (@richard_conway) 12. Juni 2014
    Blatter will für weitere Amtszeit kandidieren
    Inmitten der aufgeheizten Atmosphäre kündigte Fifa-Präsident Sepp Blatter an, dass er im kommenden Jahr für eine fünfte Amtszeit kandidieren will. "Ich bin bereit, euch in die Zukunft zu begleiten", sagte der 78-jährige Schweizer auf dem Fifa-Kongress in Sao Paulo und erteilte damit Rücktrittsforderungen eine Absage.
    Blatter stand zuletzt wegen Vorwürfen in der Kritik, bei der Vergabe der Fußball-WM 2022 an Katar seien Bestechungsgelder in Millionenhöhe geflossen. Der ehemalige englische Verbandspräsident, Lord David Triesman, griff Blatter und die Fifa scharf an: Die Fifa verhalte sich wie eine "Mafia-Familie". Es gebe dort eine jahrzehntelange Tradition von Bestechungs- und Schmiergeldzahlungen und Korruption.
    Hinweis: Wir übertragen das Eröffnungsspiel Brasilien gegen Kroatien um 22 Uhr in unserem Live-Stream.
    (nch/ach/tj/tön)