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Fußball-WM in Russland
Minderheiten mussten sich neues Quartier suchen

Ein Schutzraum für Minderheiten, eine Begegnungsstätte für Aktivisten - diesem Anspruch soll das "Diversity House" während der Weltmeisterschaft gerecht werden. Mit zwei Anlaufstellen in Moskau und St. Petersburg. Doch Letztere konnte erst mit Verspätung öffnen.

Von Ronny Blaschke |
    Teilnehmer der LGBT Pride in Sankt Petersburg im August 2017.
    Teilnehmer der LGBT Pride in Sankt Petersburg im August 2017. (imago stock&people)
    Das "Diversity House" in St. Petersburg sollte eigentlich in der Nähe des offiziellen Fanfestes stattfinden, mit Ausstrahlung auf WM-Touristen aus aller Welt. Doch der Vermieter kündigte kurzfristig den Vertrag, ohne Angaben von Gründen. Die Aktivisten mussten umplanen, das kostete Zeit und Geld. Nun ist ihr Quartier in einem abgelegenen Hinterhof untergebracht, umgeben von Cafés und Szeneläden. Olga Polyakova gehört zum Organisationsteam – und hat sich an Schwierigkeiten gewöhnt.
    "Das war eine dunkle Geschichte für uns. Es war generell nicht leicht, in St. Petersburg die Akteure der Zivilgesellschaft zusammen zu bringen. Wir haben keine große Institution hinter uns. Wir sind auf viele kleine und mittelgroße Partner angewiesen. Dass es hier überhaupt dieses ein 'Diversity House' gibt, ist ein Erfolg. Wir möchten die WM nutzen, um Kontakte herzustellen, auch zu internationalen Aktivisten und Journalisten."
    Nicht "Pride", sondern "Diversity"
    Das "Diversity House" verdeutlicht den Druck auf die Zivilgesellschaft. Vor der ersten Wiederwahl Wladimir Putins 2012 existierten in Russland 400.000 Nichtregierungsorganisationen, inzwischen sind es 220.000. Vergleichbare Orte wie das "Diversity House" trugen bei früheren Sportgroßereignissen einen anderen Namen: "Pride House".
    Mit Verbindung zum LGBT-Netzwerk. Doch lesbische, schwule, bi- und transsexuelle Menschen sind in Russland von starker Ausgrenzung betroffen, berichtet Alexander Agapov. Er ist Präsident des schwullesbischen Sportverbandes in Russland – und muss ständig improvisieren.
    Drohungen oder spontane Absagen
    "Wir können die genauen Adressen unserer Sportveranstaltungen nicht veröffentlichen. Sonst könnte man uns kurzfristig die Sportstätte entziehen oder es gibt eine falsche Bombendrohung. Bei einem Wintersportfest nahe St. Petersburg haben wir auf alles genau geachtet.
    Eine Seite des Geländes wurde durch einen Fluss begrenzt, eine andere Seite durch dicht geparkte Autos. Wir beauftragen oft einen Sicherheitsdienst und bitten unsere Mitglieder um eine verschlüsselte Kommunikation im Internet. Diese Maßnahmen kosten Energie, aber sie halten uns nicht auf."
    Alexander Agapov hat das "Diversity House" in Moskau mit Vertretern des Weltfußballverbandes Fifa eröffnet. Er hofft, dass das Interesse anhält, auch nach der Weltmeisterschaft. Auch in der Anlaufstelle in St. Petersburg soll es an jedem Tag Veranstaltungen geben. Vorträge, Konferenzen, Ausstellungen. Das Organisationsteam hat dafür einen besonderen Namen gewählt. "Cup for people". Das Turnier für die Menschen.