Im Trainingslager in Helsingör übten Dänemarks Nationalspieler heute nicht nur Standards und Ausdauer. Auf dem Programm stand auch eine Unterrichtsstunde von Amnesty Dänemark zur politischen Situation im WM-Gastgeberland. Simone Hald – politische Beraterin zum Thema Russland von Amnesty Dänemark, erklärt gegenüber dem Deutschlandfunk:
"Der Grund aus dem wir die Spieler direkt informieren ist, dass wir ihnen ein differenzierteres Bild von der Lage in Russland vermitteln wollen als sie es von den russischen Offiziellen vermittelt bekommen werden. Das beinhaltet leider auch ernsthafte Menschenrechtsverletzungen."
Auch DFB informiert die Spieler
Auch der Deutsche Fußball-Bund ist bereits vor einem Jahr mit Amnesty in Kontakt getreten. Seitdem habe es mehrere Treffen gegeben, unter anderem mit DFB-Präsident Reinhard Grindel und Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger, DFB-Botschafter für Vielfalt, berichtet Peter Franck, der Sprecher der Russland-Koordinationsgruppe von Amnesty Deutschland.
Er lobt das Interesse des DFB: "Durch die Kontaktaufnahme zu uns und anderen Menschenrechtsorganisationen haben wir schon das Bedürfnis mitbekommen über die Lage in dem Land, in das man da reist, informiert zu sein." Fußballer sollten über die prekäre Menschenrechtssituation informiert sein, so Peter Franck. Denn es sei so:
"Dass man als öffentliche Person auch ein Stück gesellschaftliche Verantwortung trägt, dass einem da eine Vorbildfunktion zukommt, der man dann natürlich versucht auch gerecht zu werden, also sich dann informiert zeigt, als mündiger Staatsbürger in so einer Situation, wenn man von Medien interviewt wird, dann eben auch auf einer guten Informationsgrundlage verhält und verantwortlich Auskunft gibt."
Keine Haltung vorgeben
Dass dies, anders als bei der dänischen Mannschaft, nicht direkt, sondern über den Verband geschehen sei, liege auch daran, dass der Kader noch nicht lange bekannt sei. Der direkte Kontakt zu den Spielern ist laut Amnesty-Russland-Koordinator Franck auch nicht unbedingt erforderlich: "Wir haben das Gefühl, dass praktisch die Information, die wir gegeben haben, mindestens auch die Spieler erreicht, da haben wir keinen Zweifel dran."
Möglicherweise komme es noch zu einzelnen Treffen mit Nationalspielern. Eine Haltung wolle man ihnen aber nicht vorgeben: "Wir haben jahrelang Informationen über die Situation in Russland gesammelt und stellen diese den Leuten zur Verfügung und was die dann damit machen ist letztlich ihre Verantwortung. Wir haben da jetzt nicht spezifische Erwartungen und sehen durchaus, dass man da Sportler auch nicht überfordern darf. Die machen ihren Sport da, aber sie sind auch nicht ohne Verantwortung. Das muss dann letztlich jeder Spieler selbst sehen, wie er mit den Informationen umgeht, denke ich."
Peter Franck von Amnesty hofft, dass sich während der Weltmeisterschaft mehr Menschen als sonst mit der Menschenrechtssituation in Russland befassen.