Es sind schwere Vorwürfe, die die Familie von Abdullah Ibhais den katarischen Behörden macht: Folter, in einem staatlichen Gefängnis.
Das berichtet der Journalist Benjamin Best, der im vergangenen Jahr selbst mit Ibhais gesprochen hat: „Die Familie hat gestern einen Brief veröffentlich, wo eben auch Abdullah Ibhais selbst zu Wort kommt. Er berichtet davon, dass er Anfang November vier Tage in Isolationshaft verbracht haben soll, in völliger Dunkelheit, dass er körperlich angegriffen worden sei. Und dass die Klimaanlage zum Beispiel auf Hochdruck lief und laut seinen Aussagen als Folterinstrument eingesetzt wurde.“
Vom Kommunikationsdirektor zum Katar-Kritiker
Ibhais ist ein bekannter Kritiker der Arbeitsbedingungen in Katar. Bis zum Jahr 2019 hat er selbst für das WM-Organisationskomitee gearbeitet, als Mediendirektor. Dann haben Arbeiter in dem Land gestreikt, unter anderem wegen schlechter Bezahlung und zu geringen Sicherheitsstandards.
Ibhais hat sich auf die Seite der Arbeiter gestellt, im Organisationskomitee sei es aber nur darum gegangen, die Außendarstellung der WM zu sichern, wie er in einer Sport-Inside-Doku im WDR gesagt hat: „In vielen Fällen ging es nur um die PR, die nach draußen ging, und wie die Welt darauf blicken würde. Wir waren dafür da, ein PR-Image zu promoten, unabhängig von den Fakten.“
Ibhais übergibt Journalisten Chats, die die Arbeitsbedingungen in dem Land protokollieren, und Innenansichten aus dem Organisationskomitee zeigen. Kurz nach dem Streik wird Ibhais entlassen, und vor einem Jahr ins Gefängnis gesteckt, angeblich wegen Korruption.
Die jetzigen Berichte der Familie über Folter sieht Benjamin Best als Zeichen, dass die Regierung den Kritiker mundtot machen möchte: „Es hat den Anschein, dass sowohl die katarische Regierung als auch das katarische WM-Organisationskomitee diese kritische Stimme mit aller Macht unterdrücken möchte.“
Sorge vor dem Vergessen
Die Fifa und die WM-Organisatoren bestätigen lediglich den Eingang des Briefes von Ibhais‘ Familie. Auf die Foltervorwürfe haben sie bislang aber nicht reagiert.
Dass die Familie von Ibhais jetzt mit seinen Erlebnissen an die Öffentlichkeit geht, wundert Benjamin Best nicht: „Die WM neigt sich dem Ende entgegen, viele Journalisten werden dann wieder das Land verlassen, und man hat die Sorge, dass dann niemand mehr über diesen Fall berichtet.“
Und darauf, dass in katarischen Gefängnissen möglicherweise gefoltert wird.