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Fußball
WM-Millionen als Dankeschön

Die Schweizer Bundesanwaltschaft hat im Skandal um die Vergabe der WM 2006 nach Deutschland ein Strafverfahren gegen die Organisatoren um Franz Beckenbauer eingeleitet. Es geht unter anderem um den Verdacht der Betrugs und der Veruntreuung. FIFA-Experte Thomas Kistner erläuterte die Vorwürfe im DLF.

Thomas Kistner im Gespräch mit Philipp May |
    Franz Beckenbauer hebt während einer Rede die rechte Hand und zeigt mit dem Finger auf etwas.
    Franz Beckenbauer reist nicht zur WM nach Brasilien (picture-alliance/ dpa / Felix Hörhager)
    Im Zusammenhang mit der Affäre um die Vergabe der WM 2006 ermittelt die Schweizer Bundesanwaltschaft gegen vier prominente Persönlichkeiten des deutschen Fußballs. Neben Franz Beckenbauer werden die früheren DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach sowie der ehemalige Generalsekretär Horst R. Schmidt beschuldigt. Hintergrund sind dubiose Zahlungen vor der WM. Weltmeisterschaft.
    "Die Berner Bundesanwälte gehen von zwei Optionen aus: Entweder flossen die Millionen als Dankeschön für die im Juli 2000 erfolgte Wahl Deutschlands zum WM-Land 2006. Als zweites Erklärungsmodel aus Berner Sicht sind die Millionen als Zuschuss für den damaligen FIFA-Präsident Sepp Blatter zu betrachten, der sich in dem Jahr 2002 in einem heiklen Wahlkampf befunden hat", erläuterte FIFA-Experte Thomas Kistner im Deutschlandfunk.
    Der Journalist der Süddeutschen Zeitung ergänzte, ein zweiter Gewinn aus den Ermittlungen könnte sein, dass weitere spannende Millionenbewegungen von deutschen Funktionären im FIFA-Dunstkreis erhellt würden.
    Ermittlungen auch gegen Radmann
    Die Schweizer Bundesanwaltschaft ermittelt im Zusammenhang mit der Affäre auch gegen Fedor Radmann, der als enger Vertrauter von Franz Beckenbauer gilt. "Hier geht es um Millionenzahlungen der FIFA aus den Jahren 2008 bis 2011 gehen. In dieser Zeit war Franz Beckenbauer im Vorstand der FIFA", sagte Kistner. Da weise vom zeitlichen Rahmen nichts auf einen Zusammenhang mit der Sommermärchen-Affäre hin. "Weitgehend verifizieren ließ sich bisher, dass es um Urkundenfälschung gehen soll."
    Der Journalist Thomas Kistner
    Der Journalist Thomas Kistner (imago stock & people)
    WM-Gala im Fokus
    Auch die abgesagte WM-Eröffnungsgala von 2006 rückt in den Blickpunkt. "Sie ist aus fadenscheinigen Begründungen abgesagt worden." Die FIFA habe aufgrund der Absage einen horrenden zweistelligen Millionenbetrag als sogenannte Ausfallsentschädigung gezahlt, obwohl die Gala schon ein halbes Jahr vor dem Showtermin geplatzt sei.
    "Die FIFA ist absolut unbekannt dafür, eigene Fehler einzugestehen und schon gar nicht ist sie dafür bekannt, ohne juristische Not großzügig Kompensationen in solchen Umfängen zu bezahlen", ergänzte Kistner. "Das wirft die Frage auf, wie es zu der jähen Absage gekommen ist und wo die Millionen der FIFA letztlich gelandet sind."
    Das gesamte Gespräch können Sie nach der Sendung mindestens sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.