Cantona, verletzt, auf dem Rücken liegend, in den Trümmern eines eingestürzten Hauses, sucht mit einem Weggefährten, den er nicht sehen kann, nach Auswegen aus dem Chaos - die Fußballlegende spielt auf der Bühne, wo in den Nachkriegsjahren etwa Albert Camus Stücke uraufgeführt wurden, hat sich wieder mal in Gefahr begeben, eine neue Herausforderung gesucht, prüft den Unterschied zwischen 400 Zuschauern im Theater und 80.000 im Stadion, unter der Regie seiner Lebensgefährtin, früher Schauspielerin an der Comedie Francaise:
"Je näher die Premiere kam, desto mehr haben wir gearbeitet und desto mehr Vertrauen hatte ich. Die Angst, die anfangs da war, hat sich in positive Aufregung verwandelt. Theaterspielen ist wirklich außergewöhnlich aufregend."
Eric Cantona hat einige Kilo zugelegt, die Barthaare sind stellenweise grau, den langen Oberkörper trägt er aber nach wie vor steif und ungewöhnlich aufrecht - sein Markenzeichen. Und auch sein Blick ist tiefdunkel und Angst einflößend wie einst auf dem Fußballfeld. Den Leuten möge das Stück und seine Leistung gefallen oder nicht, auf jeden Fall habe man wirklich gearbeitet und halte niemanden zum Narren.
Eric Cantona und die Kultur, das ist eine lange Geschichte - als
16-Jähriger bei AJ Auxerre, hat er, fern vom Elternhaus im südlichen Marseille, in der kalten Bourgogne mit dem Malen begonnen, heftige , ausdrucksstarke Bilder und bis vor einigen Jahren immer wieder zum Pinsel gegriffen, sich nebenher ein Kunstsammlung zugelegt, der Experten Lob zollen. Als er nach seinem denkwürdigen Kung-Fu-Tritt gegen einen rechtsradikalen Hooligan 1995 bei Manchester United für neun Monate gesperrt wurde, wandte er sich der Musik zu, kann sich seitdem mit der Trompete durchaus hören lassen. Die ihn kennen sagen, man dürfe auch glauben, dass er Pasolinis und Fassbinders Filme bewundert, Schriftsteller wie Ezra Pound, Oscar Wilde oder Hermann Hesse schätzt - Cantona, der es fertig brachte, als Manchester United ihn zwang, zu seinem Kung-Fu-Tritt etwas zu sagen, bei der Pressekonferenz den Satz zu sprechen: "Die Möwen folgen dem Fischkutter, weil sie glauben, dass die Sardinen wieder ins Meer geworfen werden" , danach aufstand und wortlos den Saal verließ - als Cantona, der Rebell, der zu seiner Herkunft steht, Vater und Großvater waren Kommunisten:
"Ich bin Enkelsohn von sardischen und spanischen Einwanderern. Meine Großeltern mütterlicherseits sind spanische Einwanderer und haben gegen Franco gekämpft, der Großvater war Chef einer revolutionären Gruppe, sein Namen war auf einer Liste und sie mussten sich innerhalb weniger Minuten auf die Flucht begeben. Das alles haben wir erst nach ihrem Tod erfahren. In meiner Erziehung haben mir diese Menschen etwas mit auf den Weg gegeben, man erbt etwas aus einem solchen Leben."
Seit langem unterstützt Cantona die Abbe Pierre Stiftung für Obdachlose, hat letztes Jahr einen viel beachteten Band mit seinen Photos zum Thema Obdachlosigkeit herausgegeben, dessen gesamter Erlös der Abbe Pierre Stiftung zufließt. Deren Vorsitzender, Patrick Doutreligne erzählt, wie er Cantona traf, als der eine Fotoausstellung zum Thema Stierkampf präsentierte:
"Er hat mir gesagt, ich kann einen Fotoband für die Stiftung machen unter der Bedingung, dass ihr mich bei den Obdachlosen einführt, ich will ihre Intimität nicht verletzen, nicht als Voyeur erscheinen. Wenn Ihr mir die Kontakte herstellt, kann ich Tage mit ihnen verbringen. Und Eric hat 10 bis 15 Tage darauf verwendet, er kam nicht als Star und war gleich wieder weg - er hat mit den Armen und Obdachlosen wirklich etwas geteilt."
Der Gang über den roten Teppich bei den Filmfestspielen in Cannes als Darsteller in Ken Loachs Film "Looking for Eric", der Fotoband und jetzt seine Arbeit als Theaterschauspieler machen Cantona in den letzten Monaten zu einem gern gesehenen Gast bei Talkshows und in Fernsehstudios - auch dort schlüpft er in die Rolle des Rebellen, geißelt das politische Klima und die sozialen Ungerechtigkeiten im Land.
"Was soll man tun? Vielleicht werden wir uns eines Tages alle auflehnen, uns unsere eigene, marginalisierte Welt schaffen, vielleicht Revolution machen, wie die Verrückten auf den Straßen demonstrieren. Wenn es sein muss, werden wir das tun, wenn das so weitergeht. Jeden Tag sterben Leute auf der Straße, es gibt Diskriminierungen überall, das Denunziantentum wird gefördert, alles entmenschlicht und Solidarität existiert so gut wie gar nicht mehr."
Oft weiß man bei Eric Cantona nicht, ob Größenwahn im Spiel ist oder er sich selbst eben nicht sonderlich ernst nimmt - symbolisch dafür der Satz aus Ken Loachs Film "Looking for Eric" - wo der Schauspieler Cantona sagt: "Ich bin kein Mensch, ich bin Cantona."
"Je näher die Premiere kam, desto mehr haben wir gearbeitet und desto mehr Vertrauen hatte ich. Die Angst, die anfangs da war, hat sich in positive Aufregung verwandelt. Theaterspielen ist wirklich außergewöhnlich aufregend."
Eric Cantona hat einige Kilo zugelegt, die Barthaare sind stellenweise grau, den langen Oberkörper trägt er aber nach wie vor steif und ungewöhnlich aufrecht - sein Markenzeichen. Und auch sein Blick ist tiefdunkel und Angst einflößend wie einst auf dem Fußballfeld. Den Leuten möge das Stück und seine Leistung gefallen oder nicht, auf jeden Fall habe man wirklich gearbeitet und halte niemanden zum Narren.
Eric Cantona und die Kultur, das ist eine lange Geschichte - als
16-Jähriger bei AJ Auxerre, hat er, fern vom Elternhaus im südlichen Marseille, in der kalten Bourgogne mit dem Malen begonnen, heftige , ausdrucksstarke Bilder und bis vor einigen Jahren immer wieder zum Pinsel gegriffen, sich nebenher ein Kunstsammlung zugelegt, der Experten Lob zollen. Als er nach seinem denkwürdigen Kung-Fu-Tritt gegen einen rechtsradikalen Hooligan 1995 bei Manchester United für neun Monate gesperrt wurde, wandte er sich der Musik zu, kann sich seitdem mit der Trompete durchaus hören lassen. Die ihn kennen sagen, man dürfe auch glauben, dass er Pasolinis und Fassbinders Filme bewundert, Schriftsteller wie Ezra Pound, Oscar Wilde oder Hermann Hesse schätzt - Cantona, der es fertig brachte, als Manchester United ihn zwang, zu seinem Kung-Fu-Tritt etwas zu sagen, bei der Pressekonferenz den Satz zu sprechen: "Die Möwen folgen dem Fischkutter, weil sie glauben, dass die Sardinen wieder ins Meer geworfen werden" , danach aufstand und wortlos den Saal verließ - als Cantona, der Rebell, der zu seiner Herkunft steht, Vater und Großvater waren Kommunisten:
"Ich bin Enkelsohn von sardischen und spanischen Einwanderern. Meine Großeltern mütterlicherseits sind spanische Einwanderer und haben gegen Franco gekämpft, der Großvater war Chef einer revolutionären Gruppe, sein Namen war auf einer Liste und sie mussten sich innerhalb weniger Minuten auf die Flucht begeben. Das alles haben wir erst nach ihrem Tod erfahren. In meiner Erziehung haben mir diese Menschen etwas mit auf den Weg gegeben, man erbt etwas aus einem solchen Leben."
Seit langem unterstützt Cantona die Abbe Pierre Stiftung für Obdachlose, hat letztes Jahr einen viel beachteten Band mit seinen Photos zum Thema Obdachlosigkeit herausgegeben, dessen gesamter Erlös der Abbe Pierre Stiftung zufließt. Deren Vorsitzender, Patrick Doutreligne erzählt, wie er Cantona traf, als der eine Fotoausstellung zum Thema Stierkampf präsentierte:
"Er hat mir gesagt, ich kann einen Fotoband für die Stiftung machen unter der Bedingung, dass ihr mich bei den Obdachlosen einführt, ich will ihre Intimität nicht verletzen, nicht als Voyeur erscheinen. Wenn Ihr mir die Kontakte herstellt, kann ich Tage mit ihnen verbringen. Und Eric hat 10 bis 15 Tage darauf verwendet, er kam nicht als Star und war gleich wieder weg - er hat mit den Armen und Obdachlosen wirklich etwas geteilt."
Der Gang über den roten Teppich bei den Filmfestspielen in Cannes als Darsteller in Ken Loachs Film "Looking for Eric", der Fotoband und jetzt seine Arbeit als Theaterschauspieler machen Cantona in den letzten Monaten zu einem gern gesehenen Gast bei Talkshows und in Fernsehstudios - auch dort schlüpft er in die Rolle des Rebellen, geißelt das politische Klima und die sozialen Ungerechtigkeiten im Land.
"Was soll man tun? Vielleicht werden wir uns eines Tages alle auflehnen, uns unsere eigene, marginalisierte Welt schaffen, vielleicht Revolution machen, wie die Verrückten auf den Straßen demonstrieren. Wenn es sein muss, werden wir das tun, wenn das so weitergeht. Jeden Tag sterben Leute auf der Straße, es gibt Diskriminierungen überall, das Denunziantentum wird gefördert, alles entmenschlicht und Solidarität existiert so gut wie gar nicht mehr."
Oft weiß man bei Eric Cantona nicht, ob Größenwahn im Spiel ist oder er sich selbst eben nicht sonderlich ernst nimmt - symbolisch dafür der Satz aus Ken Loachs Film "Looking for Eric" - wo der Schauspieler Cantona sagt: "Ich bin kein Mensch, ich bin Cantona."