Eine außergewöhnliche Bundesliga-Saison neigt sich dem Ende zu. Nach einer zweimonatigen coronabedingten Unterbrechung von Mitte März bis Mitte Mai, fand der Rest der Spiele ohne Fans in den Stadien statt. So ganz daran gewöhnt hat sich Matthias Ginter von Borussia Mönchengladbach nicht. "Richtig viel mit Bundesliga hat das nicht zu tun gehabt. Wie sind alle froh, wenn wieder Zuschauer da sind", sagte der Abwehrspieler im Dlf-Sportgespräch.
Darauf hofft der deutsche Nationalspieler vor allem bei der für kommendes Jahr geplanten paneuropäischen Fußball-EM: "Gerade so ein großes Turnier wäre schade - ganz ohne Fans." Dennoch ist er - Stand heute - skeptisch, was die Austragung angeht. "Es ist natürlich schon nochmal was anderes, wenn da aus ganz Europa oder aus der ganzen Welt Leute umherreisen und natürlich dann auch in den Stadien, auf den ganzen Versammlung, auch außerhalb des Stadions. Also, das ist natürlich im Moment noch schwer vorstellbar." Er hofft, dass bis dahin wirksame Impfstoff oder Medikamente entwickelt worden sind.
Ginter unterstützt politische Debatte
Was von der Bundesliga-Saison auch noch hängenbleibt, ist der Protest gegen Rassismus. Der fand in Mönchengladbach seinen Beginn - mit dem Kniefall von Marcus Thuram nach dessen Torerfolg. Es habe öfter rassistische Vorfälle gegeben, auch auf Schalke im Februar, sagte Ginter. Darüber könne man nur den Kopf schütteln. "Wenn ein Spieler aus der Mannschaft ein politisches Statement setzt, dann finde ich das auf jeden Fall top und sehr in Ordnung."
Alle Spieler und Verantwortlichen hätten an einem Strang gezogen und dagegen angekämpft. Auch das sei eine Erkenntnis dieser besonderen Saison: "Dass wir dann auch als Mannschaft auch da ein Zeichen setzen, zum Beispiel auf Gehalt verzichten. Oder wenn ein Spieler von uns ein politisches Zeichen setzt, dass wir auch da voll zusammenstehen. Und ich glaube, das hat uns als Mannschaft noch einmal ein bisschen enger zusammengerückt. Genauso wie uns alle im Verein, mit den Mitarbeitern, mit den Fans, mit dem ganzen Umfeld, dass wir da schon signalisiert haben, dass wir als Borussia Mönchengladbach auch für gewisse Werte stehen."
Auch sportlich ein positives Fazit
Das erste Geisterspiel gegen den 1. FC Köln sei wie ein Freundschaftsspiel gewesen, erinnert sich Ginter. Keine Stimmung von den Rängen, kein Szenenapplaus, keinen Push bei Rückstand und der Heimvorteil quasi verloren – dafür verstehe man die Kollegen und den Trainer besser.
Für die umstrittene Entscheidung, die Saison zu Ende zu spielen, hat Ginter Verständnis. Es sei wichtig für die Vereine gewesen - gleich mehrere Existenzen hingen an der Auszahlung der TV-Gelder. "Niemand konnte erahnen, wie schlimm die ganze Sache ist, ob, wann und ob es überhaupt weitergehen kann. Darauf konnte man sich nicht vorbereiten. Und ich glaube, deshalb sollten wir nicht zu kritisch mit den Entscheidungsträgern umgehen, sondern einfach auch ein bisschen Verständnis für die sehr, sehr schwierige Situation haben."
Er selbst fühlte sich stets gut informiert, durch Vereinsvertreter, Ärzte und die DFL. Seine Bereitschaft zu spielen sei freiwillig gewesen. "Grundsätzlich glaube ich, können wir als Mönchengladbach schon zufrieden sein, dass wir, gerade auch nach dem Trainerwechsel das sehr, sehr gut angenommen haben, viele Spieler wirklich sehr, sehr gut gespielt haben. Und dass wir uns wieder für Europa qualifiziert haben."