Sie machen kein Geheimnis um ihre Verbitterung. 90elf gibt keine Interviews – aber die Pressemitteilung ist überraschend deutlich:
"Wir sind natürlich unendlich enttäuscht über diese Entscheidung! Wir haben in den zurückliegenden Wochen gekämpft wie die Löwen, haben eine überzeugende Bewerbung abgegeben und sind bei unserem Gebot an die Grenzen des wirtschaftlich Machbaren gegangen. Wir können mit erhobenem Haupt vom Platz gehen auch wenn wir dieses 'Spiel' verloren haben."
Jahrelang hieß es, die Deutsche Fußball-Liga und 90elf seien enge Partner. Auch, weil man sich als Pionier sieht:
"Wir haben den davor kaum wahrgenommenen Audiorechten erst einen Wert verliehen. Das nennt man wohl Ironie des Schicksals."
Reporter-Legende Manni Breuckmann, der auf 90elf Spiele kommentiert, erklärt die Überraschung:
"Die Deutsche Fußball-Liga hat das Radio 90elf immer in den höchsten Tönen gelobt. Aber das alles zählt offensichtlich überhaupt nichts. Am Ende entscheidet das, was da unten rechts steht. Und wenn da eine größere Summe steht, dann kriegen die einfach den Zuschlag. Obwohl die Deutsche Fußball-Liga das überhaupt gar nicht nötig gehabt hätte, denn diese Rechte im Internet, die spielen sich in einem finanziellen Rahmen ab, der im Verhältnis zum Fernsehen eigentlich nur Peanuts ist."
Wie groß diese Peanuts waren, war nicht zu erfahren. Einer DFL-Sprecherin zufolge soll das Angebot von Sport 1 aber deutlich höher gewesen sein, sodass die DFL keine andere Wahl gehabt habe. Von hohen sechsstelligen Summen pro Spielzeit ist die Rede. Manche in der Branche sagen: für nichts. Denn die Audiorechte, die die DFL hier verkauft, gebe es gar nicht. Kein Urheberrecht, weil bestenfalls der Reporter das Recht am eigenen Wort hätte. Auch kein Wettbewerbsrecht: Wer ein Spiel kommentiert, ahmt es nicht nach. Und so kommt es über einen ziemlich skurrilen Umweg dazu, dass die DFL mit der Pfeife des Schiedsrichters oder den Fangesängen im Stadion Geld verdienen kann.
"Letztlich ist das Hausrecht der Vereine der Anknüpfungspunkt, oder sagen wir mal, der Notanker, über den diese Rechte konstruiert werden,"
erklärt Thomas Stadler, Fachanwalt für IT-Recht und Gewerblichen Rechtsschutz. Für 90elf könnte es demnach eine Option sein, die Reporter künftig alle ins Studio zu setzen und vom Fernseher aus kommentieren zu lassen:
"Es könnte aber natürlich ein Problem darin bestehen, wenn man sagt, man möchte jetzt noch irgendeinen Live-Ton und übernimmt beispielsweise aus einer Fernsehübertragung Stadionkulisse aus dem Hintergrund. Denn da würde man natürlich wieder Teile einer Sendung übernehmen, und das würde wiederum gegen das Leistungsschutzrecht desjenigen verstoßen, der die Senderechte hat. Aber solange man sich im Grunde nur vor den Fernseher setzt und das kommentiert, was man am Bildschirm sieht, dürfte das meines Erachtens gegen keinerlei Rechte verstoßen."
Bleibt die Frage, ob ein Fußballradio ohne Stadion-Atmo hörenswert genug ist. Womöglich wird Sport 1 Teile seiner neu erworbenen Rechte weiter verkaufen. Zum Beispiel die für das Digitalradio DAB. Neue bundesweite Frequenzen sind dort derzeit nicht zu bekommen: Sport 1 hat die Rechte, kann bis auf Weiteres da aber nicht senden - 90elf hingegen dank Lizenz schon. Vielleicht kommt es auch andersrum und 90elf gibt die DAB-Zulassung an Sport1 ab. Denn ob sich ein Betrieb allein auf DAB refinanzieren lässt, ist mangels Hörern und Reichweitenmessung ziemlich unsicher. Möglicherweise wird Sport 1 aber auch jede Zusammenarbeit mit 90elf ablehnen – denn der Sport 1-Besitzer produziert über eine Tochterfirma auch den Fußball-Content für Bild und die Telekom. Synergie-Effekte sind also da.
Und so heißt es derzeit bei 90elf: Man werde jetzt in Ruhe überlegen, wie es weitergeht – und sich nach Ostern äußern.
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Jahrelang hieß es, die Deutsche Fußball-Liga und 90elf seien enge Partner. Auch, weil man sich als Pionier sieht:
"Wir haben den davor kaum wahrgenommenen Audiorechten erst einen Wert verliehen. Das nennt man wohl Ironie des Schicksals."
Reporter-Legende Manni Breuckmann, der auf 90elf Spiele kommentiert, erklärt die Überraschung:
"Die Deutsche Fußball-Liga hat das Radio 90elf immer in den höchsten Tönen gelobt. Aber das alles zählt offensichtlich überhaupt nichts. Am Ende entscheidet das, was da unten rechts steht. Und wenn da eine größere Summe steht, dann kriegen die einfach den Zuschlag. Obwohl die Deutsche Fußball-Liga das überhaupt gar nicht nötig gehabt hätte, denn diese Rechte im Internet, die spielen sich in einem finanziellen Rahmen ab, der im Verhältnis zum Fernsehen eigentlich nur Peanuts ist."
Wie groß diese Peanuts waren, war nicht zu erfahren. Einer DFL-Sprecherin zufolge soll das Angebot von Sport 1 aber deutlich höher gewesen sein, sodass die DFL keine andere Wahl gehabt habe. Von hohen sechsstelligen Summen pro Spielzeit ist die Rede. Manche in der Branche sagen: für nichts. Denn die Audiorechte, die die DFL hier verkauft, gebe es gar nicht. Kein Urheberrecht, weil bestenfalls der Reporter das Recht am eigenen Wort hätte. Auch kein Wettbewerbsrecht: Wer ein Spiel kommentiert, ahmt es nicht nach. Und so kommt es über einen ziemlich skurrilen Umweg dazu, dass die DFL mit der Pfeife des Schiedsrichters oder den Fangesängen im Stadion Geld verdienen kann.
"Letztlich ist das Hausrecht der Vereine der Anknüpfungspunkt, oder sagen wir mal, der Notanker, über den diese Rechte konstruiert werden,"
erklärt Thomas Stadler, Fachanwalt für IT-Recht und Gewerblichen Rechtsschutz. Für 90elf könnte es demnach eine Option sein, die Reporter künftig alle ins Studio zu setzen und vom Fernseher aus kommentieren zu lassen:
"Es könnte aber natürlich ein Problem darin bestehen, wenn man sagt, man möchte jetzt noch irgendeinen Live-Ton und übernimmt beispielsweise aus einer Fernsehübertragung Stadionkulisse aus dem Hintergrund. Denn da würde man natürlich wieder Teile einer Sendung übernehmen, und das würde wiederum gegen das Leistungsschutzrecht desjenigen verstoßen, der die Senderechte hat. Aber solange man sich im Grunde nur vor den Fernseher setzt und das kommentiert, was man am Bildschirm sieht, dürfte das meines Erachtens gegen keinerlei Rechte verstoßen."
Bleibt die Frage, ob ein Fußballradio ohne Stadion-Atmo hörenswert genug ist. Womöglich wird Sport 1 Teile seiner neu erworbenen Rechte weiter verkaufen. Zum Beispiel die für das Digitalradio DAB. Neue bundesweite Frequenzen sind dort derzeit nicht zu bekommen: Sport 1 hat die Rechte, kann bis auf Weiteres da aber nicht senden - 90elf hingegen dank Lizenz schon. Vielleicht kommt es auch andersrum und 90elf gibt die DAB-Zulassung an Sport1 ab. Denn ob sich ein Betrieb allein auf DAB refinanzieren lässt, ist mangels Hörern und Reichweitenmessung ziemlich unsicher. Möglicherweise wird Sport 1 aber auch jede Zusammenarbeit mit 90elf ablehnen – denn der Sport 1-Besitzer produziert über eine Tochterfirma auch den Fußball-Content für Bild und die Telekom. Synergie-Effekte sind also da.
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