Archiv

Fußballrechte
Bundesliga künftig ohne Eurosport?

Wenn in der Bundesliga wieder der Ball rollt, könnte bei den Freitagsspielen und den Relegationspartien der Bildschirm schwarz bleiben. Denn als einziger Medienpartner der DFL hat Eurosport offenbar die Vorauszahlung für die Übertragungsrechte nicht geleistet. Steigt Eurosport aus?

Von Heinz Peter Kreuzer |
Das Logo des privaten Fernsehsenders Eurosport, einer Tochter der Discovery Communications Deutschland GmbH & Co KG.,
Der private Fernsehsender Eurosport, Discovery-Tochter, überträgt 2018 bis 2024 die Olympischen Spiele (Andreas Gebert, dpa)
Geschätzte 40 Millionen Euro hat DAZN für die Rechte an 45 Partien der Fußball-Bundesliga vor der Saison an Eurosport gezahlt. Der Spartensender muss etwa das Doppelte an die Deutsche Fußball-Liga DFL überweisen.
Jetzt will Eurosport nach Medienberichten die letzte Rate in Höhe von zehn Millionen Euro nicht zahlen. Darüber hinaus spekuliert die Sportbild, Eurosport wolle den Vertrag für die kommende Saison auch kündigen. Ein Dementi von Eurosport bleibt aus.
Eurosports Mutterkonzern Discovery ist finanziell angeschlagen
Auch DAZN und die DFL äußern sich nicht. Manuel Weis, Chefredakteur des Branchendienstes Quotenmeter, erstaunt die Entwicklung:
"Grundsätzlich ist die Situation, die hier eingetreten ist, schon überraschend, weil ja nur noch ein Jahr der Vertragslaufzeit aussteht. Wenn man sich die Umsätze großer Medienunternehmen ansieht, dann sind das vergleichsweise nur Peanuts. Das aber kann auch ein großes Ausrufezeichen sein."
Denn die finanzielle Lage von Eurosports Mutterkonzern Discovery ist angespannt. Vor seit der Verlegung der Sommerspiele 2020. Bei der US-Finanzaufsichtsbehörde wurden schon am 24. März olympiabezogene Verluste bis zu 200 Millionen US-Dollar für das dritte Quartal gemeldet.
Wegen der Coronavirus-Pandemie hat Discovery seinen Kreditrahmen strapaziert und eine halbe Milliarde US-Dollar zur Aufrechterhaltung der Liquidität beansprucht. Zusätzlich tritt man nun auf die Kostenbremse. Der Weiterverkauf der Bundesligarechte war da nur eine von vielen Maßnahmen.
Eurosport - das neue Arena?
Für Eurosport war es kostengünstiger, die Rechte zum halben Preis abzugeben, als sie zu vermarkten. Für den Branchenexperten Weis ist diese Entwicklung keine Überraschung:
"Die jüngsten Schlagzeilen um Discovery zeigen, dass es selbst bei großen Medienunternehmen kein Selbstläufer ist, mit der Fußball-Bundesliga Geld zu verdienen, sofern sie nicht schon über einen bestehenden Stamm an Sportabonnenten verfügen. Discovery und Eurosport sind ein Beispiel, vor eineinhalb Jahrzehnten war Arena ein anderes."
Für die DFL sind das keine tollen Perspektiven. Zum einen droht noch ein Rechtsstreit mit Eurosport wegen der kommenden Saison. Und für die Ausschreibung der nächsten Rechteperiode, die im Juni wieder aufgenommen werden soll, sind schwer zu refinanzierende Medienrechte kein Preistreiber.