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Fußballspiel gegen Ungarn
DFB-Frauennationalmannschaft lädt Flüchtlinge ein

Das heutige Euro-Qualifikationsspiel der DFB-Frauen gegen Ungarn können 100 Flüchtlinge live von der Tribüne aus verfolgen. Die Einladung erging im Rahmen der DFB-Flüchtlingsinitiative "1:0 für ein Willkommen". Sie unterstützt Vereine im ganzen Land, die sich für Flüchtlinge engagieren.

Von Ulrich Gineiger |
    Neutraler Lederball - Fußball-Symbolbild
    Lange wurde das Thema Flüchtlinge beim Deutschen Fußball-Bund stiefmütterlich behandelt. (imago)
    "Ich glaube, gerade in der jetzigen Phase kann jeder etwas machen. Das Thema ist sehr, sehr wichtig. Wir in Deutschland, im Grunde genommen in Europa sollten unsere Herzen für Europa öffnen, sie hier willkommen heißen."
    Saskia Bartusiak. Blondes Haar, knallharte Verteidigerin. Sie ist die neue Spielführerin der DFB-Elf der Frauen. Die Flüchtlingskrise, sagt die 33-jährige Spielerin, gehe ihr ans Herz. Vor allen Dingen, wenn sie die Bilder von den vielen Menschen sehe, die alles verloren haben und nun in Europa verzweifelt Unterschlupf suchen.
    "Glaube, dass sich die Flüchtlinge die eingeladen werden, sehr darüber freuen werden. Vielleicht auch, damit sie aus dem Alltag rauskommen, den sie gerade erleben. Das sie etwas anderes erleben und sehen können."
    Wenn man heute rund 100 Flüchtlinge einlädt, die mit im Stadion sitzen, wenn die DFB-Auswahl der Frauen in Halle gegen Ungarn antritt, dann sei das keine Aktion, die man nur mache, weil es dieser Tage gerade gut ankomme, unterstreicht Team-Managerin Doris Fitschen. Bereits mit neun Jahren hat sie mit dem Kicken begonnen und erheblichen Anteil daran, dass der Frauenfußball in Deutschland mittlerweile so einen hohen Stellenwert genießt.
    Das Ganze sei auch ein Teil der DFB-Flüchtlingsinitiative "1:0 für ein Willkommen". Für die man seitens der Frauen-Nationalmannschaft Werbung machen wolle, ergänzt die studierte Betriebswirtschaftlerin Fitschen. Mit der Flüchtlingsinitiative "1:0 für ein Willkommen" unterstützt der Deutsche Fußball-Bund Vereine, die sich explizit für Flüchtlinge engagieren. Belohnt wird das Engagement mit einer finanziellen Unterstützung von 500 Euro durch die Egidius Braun Stiftung. Nach Angaben des Deutschen Fußball-Bunds sollen mittlerweile rund 600 Vereine mitmachen.
    "Ja, Fußball verbindet, dass wissen wir ja schon sehr lange. Und gerade bei dem Thema mit den Flüchtlingen ist es eben eine tolle Möglichkeit, diese in die Vereine zu integrieren. Das ist für die Vereine eine tolle Sache und natürlich für die Flüchtlinge auch."
    Offenes Training mit Flüchtlingen
    Ein Verein für den die Integration von Flüchtlingen bereits Alltag ist, ist die SG Einheit Halle, weshalb die DFB-Frauen Verantwortliche und Spieler des Vereins zum gestrigen Training eingeladen hatten. Der Verein Einheit Halle hat vor zwei Jahren das Projekt "Einheit für Halle - Einheit für alle" ins Leben gerufen. Ziel ist es Flüchtlingen, den Einstieg in die Hallenser Gesellschaft zu vereinfachen und ihre Integration zu ermöglichen. Weshalb man jeden Montag ein sogenanntes offenes Training veranstaltet, zu dem insbesondere jeder Flüchtling eingeladen sei, erzählt Thomas Haller, der Trainer der Mannschaft.
    "Ja, wir können gut miteinander umgehen. Wir haben auch gelernt, das in ihrer Heimat andere Dinge an der Tagesordnung sind, als in unserer Gesellschaftsform. Und dass es für die Jungs nicht immer ganz leicht war, was sie dort erlebt haben oder erleben mussten. Sodass man es letztlich auch nachvollziehen kann, warum sie den Weg nach Deutschland gesucht haben."
    Einer von ihnen ist Raschad Akanini aus dem westafrikanischen Benin. Vor einigen Monaten kam er zum Training. Jetzt ist er ein festes Mitglied im Team.
    "Der Coach ist sehr, sehr nett. Sie helfen uns gerne. Manchma,l wenn wir ein Problem haben, wir können mit dem Coach sprechen, sie helfen uns einfach."
    Aktuell kickt die SG Einheit Halle - das für sein Engagement auch den DFB-Integrationspreis erhalten hat - in der Stadtoberliga Halle. Nun spielt man um den Aufstieg, wegen der Neuzugänge aus dem Flüchtlingsheim.
    "Ja schon, die heben das Niveau schon an. Bringen eine gute Leistung, sind in die Mannschaft integriert. Drei sind in der Ersten Mannschaft fest integriert, Teil des Teams. Ja und unser Ziel ist es, dieses Jahr in der Meisterschaft eine ganz gute Rolle mit zuspielen. Vorn, 3., 4. oder 5. Platz."
    100 Flüchtlinge zum Euro-Qualifikationsspiel der deutschen Frauen eingeladen
    Das sich der DFB so offenherzig für Flüchtlinge einsetzt, ist nicht selbstverständlich. Lange wurde das Thema Flüchtlinge beim Deutschen Fußball-Bund stiefmütterlich behandelt. Zur Erinnerung: Es ist noch nicht lange her, dass er Vereine wie Babelsberg oder den FC St. Pauli - Klubs die sich traditionell seit Langem schon für die Belange von Flüchtlingen engagieren - etwas abschätzig behandelt hat. Auch wenn es um Spielerpässe für Flüchtlinge ging, hat man sich beim DFB lange schwergetan. Doch davon will man heute beim DFB nichts mehr hören, was sicherlich auch mit einer neuen, jungen Generation von Spielern zu tun hat.
    Und dass jetzt beim Euro-Qualifikationsspiel der deutschen Frauen auch Flüchtlinge mit im Stadion sitzen, ist kein reines Engagement des DFB, sondern ein expliziter Wunsch der Spielerinnen der DFB-Auswahl, unterstreicht die studierte Sportwissenschaftlerin Saskia Bartusiak.
    "Natürlich wollten wir als Mannschaft auch unseren Beitrag leisten, auch wenn es nur ein kleiner ist. Ein kleiner Willkommensgruß für 100 Flüchtlinge."
    Doch warum der Deutsche Fußball-Bund nur 100 Flüchtlinge einlädt, obwohl zum heutigen Spiel im 15.000 Zuschauer fassenden Drittliga-Stadion des Halleschen FC gerade mal mit knapp 4.000 zahlenden Gästen gerechnet wird, darauf konnte oder wollte uns keiner vom DFB eine Antwort geben.