Insekten in Massenproduktion – so oder so ähnlich könnte das klingen. Wie so etwas aussieht, weiß Heinrich Katz, der im brandenburgischen Baruth Nutzinsekten züchtet, hingegen recht genau:
"Wir haben da sogenannte Bioreaktoren entwickelt, da kommt das Futtersubstrat rein und dann werden die Junglarven da aufgebracht. Ein Reaktor hat so die Größe von einem Überseecontainer."
Einer dieser Reaktoren läuft bereits im Testbetrieb. Auf mehreren Ebenen können hier bis zu 700.000 Larven aufwachsen, bei einem Endgewicht von 0,3 Gramm pro Tier ergäbe das dann pro Ebene 210 Kilogramm Insekten-Lebendmasse. Die dann – zu Mehl verarbeitet – einen prima Futterzusatz abgeben würde, sagt Heinrich Katz:
"Wir haben verschiedene Fütterungsversuche gemacht, die alle sehr gut gelaufen sind – zum Beispiel wir selber mit Karpfen. Auch sind verschiedene Masthähnchen-Fütterungsversuche gelaufen, und mit Puten."
Auch die Universitäten in Turin und Wageningen forschen zurzeit an der Einsetzbarkeit von Insekten in der Tiermast, mit dem Ergebnis: Fliegen, Mehlwürmer, Grillen und Heimchen können eine qualitativ ähnliche Eiweißversorgung bieten wie beispielsweise Fischmehl. Das zu ersetzen wäre am dringlichsten in der Fischzucht notwendig, meint Heinrich Katz:
"Da braucht man einfach tierisches Protein. Einen Lachs bekommen Sie nicht nur mit Soja groß. Und deshalb werden die Weltmeere leergefischt."
Die Fütterung von Soja – derzeit Hauptbestandteil der Eiweißfutterration bei Schweinen und Geflügel – hält Katz ebenfalls für keine ideale Lösung:
"Wenn man Regenwälder rodet, um Soja dafür anzubauen, wenn man sieht, was mit der gentechnisch veränderten Soja da passiert – wollen wir das?"
In Deutschland will ein Großteil der Konsumenten das nicht und lehnt Gentech-Lebensmittel ab – auch wenn viele Tierhalter hierzulande Gentech-Soja verfüttern, dies aber nirgendwo gekennzeichnet werden muss.
Auch für die Landwirte scheint die aktuelle Situation unbefriedigend zu sein. Heinrich Katz erhält täglich Anfragen von Bauern, die Interesse am neuen Futtermittel haben. Wieso nun ausgerechnet Insekten die ideale Alternative sein sollen, liegt für Katz auf der Hand:
"Wenn man die Masse von Insekten anguckt, die ja mit Abstand die größte Masse darstellen von dem, was lebt auf dem Planeten, dann sind wir da sicher ganz am Anfang mit nutzbaren Insekten."
Zurzeit dürfen Insekten innerhalb der EU jedoch gar nicht verfüttert werden. Dabei hätte ihre Verwendung noch einen Zusatznutzen: Insekten lassen sich mit organischen Reststoffen jeglicher Art ernähren, könnten somit also quasi nebenbei als Resteverwerter dienen. Doch auch hier gibt es Hindernisse – noch einmal Heinrich Katz:
"Stand jetzt dürfen wir nur rein pflanzliche Futtermittel verwenden und da müsste sich die EU bewegen, dass sie zum Beispiel überlagerte Lebensmittel, mit Fisch- und Fleischbestandteilen zulässt."
Für Futterinsekten gelten nämlich dieselben Regeln wie für andere Nutztiere. Bis Grillen und Heimchen hierzulande als Ersatz für Fischmehl und Soja dienen können, muss auf EU-Ebene also noch einiges geschehen. Die EU-Kommission fördert zurzeit ein eigenes Projekt namens 'Proteinsect', um die Sicherheit von Insekten als Futtermittel zu überprüfen. Das zuständige deutsche Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung teilt dazu in einer schriftlichen Stellungnahme mit (Zitat): "Sollte die Europäische Kommission einen Vorschlag zur Lockerung des Verbots der Verfütterung von Insektenmehl vorlegen, würde das BMEL diesen ergebnisoffen prüfen." Bereits im kommenden Jahr könnte es soweit sein.