Die Brexit-Entscheidung der Briten soll keine wirtschaftlichen Bremsspuren hinterlassen, dafür braucht es allerdings Reformen. Das ist im Kern die Botschaft von Finanzminister Wolfgang Schäuble. Er hatte sich mit seinen G20-Kollegen im chinesischen Chengdu getroffen, zusammen mit den Notenbankchefs der zwanzig führenden Schwellen- und Industrieländer.
Fazit: Die Gruppe sieht sich gut gewappnet, um negative wirtschaftliche Folgen des britischen Referendums zu bewältigen. In ihrer Abschlusserklärung räumen die G20-Minister zwar ein, dass der Ausgang der Abstimmung die Ungewissheiten für die globale Wirtschaft noch verstärke. Gleichzeitigg hoffen sie aber, dass Großbritannien auch in Zukunft ein enger Partner der EU ist.
Volkswirtschaften auf Wachtsumspfad führen
Die G20 halten daran fest, ihre Volkswirtschaften bis 2018 auf einen um zwei Prozentpunkte höheren Wachstumspfad führen zu wollen. Das Ziel war vor zwei Jahren beim Gipfel in Brisbane ausgerufen worden. Um Wirtschaft und Beschäftigung anzukurbeln, setzen die G20 nach den Worten Schäubles verstärkt auf grundlegende Reformen. "Wir brauchen nachhaltige Investitionen, wir brauchen Strukturreformen", sagte der Finanzminister. Die Debatte verlagere sich zunehmend in diese Richtung. Die Finanz- und Geldpolitik spiele natürlich eine Rolle. Sie sei aber kein Ersatz, so Schäuble.
Unzufrieden sind die G20-Länder mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in der Welt, der hinter den Erwartungen zurückbleibe. Die Risiken für die Weltwirtschaft, hätten zugenommen. Dazu gehörten die Flüchtlingskrise, Terrorismus und geopolitische Konflikte wie im Nahen Osten.
Brexit-Problem nicht gelöst - Aussichten aber unverändert
Für Schäuble ist allerdings auch nach der G20-Konferenz weiter unklar, wie der britische EU-Austritt genau laufen wird. Zwar werde man mit jedem Gespräch etwas schlauer, doch das Problem bleibe erst einmal ungelöst, sagte er. Sein britischer Kollege Philip Hammond meinte, bis zum Ende des Jahres solle es mehr Klarheit geben. Er warnte allerdings vor Unruhen an den Finanzmärkten während der Verhandlungsphase. Die könnte gut zwei Jahre dauern. Den formellen Antrag für den Austritt muss Großbritannien allerdings erst noch stellen.
Nach Darstellung von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann gibt es zwar Unsicherheiten durch das Brexit-Votum. Es bestehe gleichwohl Einigkeit in der G20, dass die Weltwirtschaft ihre Erfolgsfahrt fortsetzen werde. Der britische EU-Austritt könnte im Jahr 2018 etwa 0,2 bis 0,3 Prozentpunkt Wachstum kosten. Dennoch blieben sowohl die deutsche Konjunktur als auch die Weltwirtschaft auf Wachstumskurs. "Bisher gibt es keine Anzeichen, dass sich das Konjunkturbild durch das Brexit-Votum grundlegend geändert hat", sagte Weidmann. Die Reaktionen der Finanzmärkte insgesamt seien moderat und besonnen.
Mit ihren Beratungen bereiteten die Finanzminister und Notenbankchefs den G20-Gipfel am 4. und 5. September in der chinesischen Stadt Hangzhou vor. China hält in diesem Jahr erstmals die G20-Präsidentschaft.
(rm/tzi)