Der neueste Hit der Obachan, der schrillen Tanten von Osaka. Den haben die Frauen, ihr Durchschnittsalter ist 66, extra für den Gipfel aufgenommen. In Tigerhosen hüpfen sie in ihrem neuesten Video über die Leinwand. Sie stehen für die Lebensfreude und den Humor in Osaka, im Westen Japans.
Ebenso wie die verrückten Tanten gehört das gute Essen nach Osaka zum Beispiel Takoyakibällchen. Was dort reingehört, erklärt Nao-aki Morita, der im Büroviertel Umeda ein Geschäft betreibt: "Tintenfisch, japanische Zwiebeln, Teig und kleine Tempuras. Tempura ist ein Teig, der hier zerbröselt wurde." Mit einem kleinen Pinsel verteilt Morita anschließend Öl in einem Brateisen und füllt die Zutaten nacheinander ein. Dazu kommen noch roter Ingwer und getrocknete und geräucherte Flocken vom Bonito-Fisch. Nach etwa 15 Minuten nimmt Morita einen kleinen Piekser. Jetzt müssen aus der Masse noch Bällchen werden. "Den Teig darf man nicht zu viel anfassen, sonst wird er klein."
Für den bevorstehenden G20-Gipfel hat der Ladenbesitzer nicht viel übrig. "Ich interessiere mich nicht so für den G20-Gipfel, aber ich habe dennoch ein bisschen Angst vor Anschlägen, weil ja hier so viel Polizei ist und die Medien so viel berichten." Der 37-Jährige findet es falsch, dass der Gipfel in einer Stadt ausgetragen wird. Denn das sei, wie immer bei solchen Großereignissen, mit starken Beeinträchtigungen für die Anwohner verbunden.
Einschränkungen auch im Nahverkehr erwartet
Mitten in Osaka erhebt sich das Wahrzeichen, die Burg. Anfang der Woche bummeln hier umgeben von Polizeifahrzeugen noch Touristen. Ende der Woche wird hier viel abgeriegelt sein, weil die mächtigsten Politiker und Politikerinnen der Welt hier wohl zu Abend essen. Auch viele Straßen werden gesperrt sein, im Nahverkehr gibt es Einschränkungen. Viele Bewohner freuen sich trotzdem, dass nicht immer die Hauptstadt Tokio im Mittelpunkt steht. "Ich bin schon stolz, dass so viele Staatsgäste kommen, das ist auch gut für Osaka. Das hat es bisher noch nie gegeben, darauf bin ich wirklich stolz. Ich freue mich sehr und hoffe, dass Osaka davon profitiert."
Keine "freiwillige Liebe" während der beiden Gipfel-Tage
Osaka war im Mittelalter mal Hauptstadt und ist jetzt Handels- und Hafenmetropole mit der längsten Shoppingmeile Japans und zwei großen Bordellvierteln, die erstmals seit 30 Jahren zum Gipfel zwei Tage schließen. Da Prostitution in Japan verboten ist, sind die Etablissements offiziell als Restaurants deklariert und werden geduldet: "Ein Mädchen serviert einem erst das Essen, und dann gibt es sozusagen freiwillige Liebe", erzählt Restaurantbesitzer Atsushi Matsumoto. Seine fünf Mitarbeiterinnen sitzen hinter einem halboffenen Vorhang und warten auf Kundschaft. Mit seinen weißen Lampions wirkt das Viertel Tobita Shinchi fast gemütlich. Dass es jetzt hier zwei Tage keinen Sex geben wird, sei eine freiwillige Entscheidung gewesen, versichert er. "Alle 159 Restaurantbesitzer haben sich im vergangenen Herbst zusammengesetzt und beschlossen, zum G20-Gipfel zu schließen. Wir wollen damit unseren Beitrag zum Erfolg des Gipfels leisten." Dennoch: Da eine Viertelstunde "freiwillige Liebe" 90 Euro kostet, dürfte Matsumoto erstmal viel Geld verlieren. Schließlich gehen 50 Prozent der Einnahmen an ihn.
Das Zentrum der Macht liegt während der zwei Gipfeltage auf der vorgelagerten Insel Sakishima im Intex Osaka, einem Kongresszentrum aus den 80er-Jahren. Zum Gipfel wurden dort jetzt noch schnell die letzten japanischen Hocktoiletten gegen westliche ausgetauscht.