Abgespeist mit der zweiten Reihe aus Stellvertretern und Abteilungsleitern – so wenig Aufmerksamkeit ist Sigmar Gabriel nicht gewöhnt. Umso mehr bemüht sich der Bundeswirtschaftsminister um gute Miene zum enttäuschenden Spiel. Drei der sechs eingeladenen Energieminister sind zur G7-Konferez in Hamburg ja immerhin erschienen:
"Wir haben, finde ich, auch mit den Kollegen, die als Vertreter ihrer Minister gekommen sind, eine ziemlich starke Debatte gehabt."
Hamburg ist vor dem G7-Gipfel im Juni in Elmau und der UN-Klimakonferenz Ende des Jahres in Paris eine Art Relais-Station auf dem Weg zu mehr Klimaschutz und internationaler Energiesicherheit. Das Abschlusspapier gleicht einem Konglomerat aus Absichtserklärungen. Die G7-Staaten wollen unabhängiger werden von russischen Energieimporten. Zugleich wird der Ukraine, die die Hälfte ihres Erdgases aus Russland bezieht, mehr Unterstützung zugesagt. Denn, so Sigmar Gabriel:
"Niemand glaubt heute, dass der Ukraine-Konflikt vollends gelöst ist, aber die Aufgabe, vor der alle Industrienationen stehen: Wir müssen dafür sorgen, dass die Energieversorgungssicherheit weltweit nachhaltig gesichert wird."
Und zwar mit Flüssiggas, so schlägt der amerikanische Energieminister Ernest Moniz vor. Dank ihres Schiefergas-Booms durch Fracking wollen die USA in den kommenden Jahren zu einem der entscheidenden Gas-Exporteure aufsteigen. Das schaffe Versorgungssicherheit und helfe die Verschmutzung durch CO2-Emissionen, so wirbt der Minister aus den USA.
Warnung vor Gefahren aus dem Netz
Zweites Anliegen der G7-Energieminister: Mehr Sicherheit gegen islamistische und gegen Hackerangriffe auf bestehende Energienetze. Die fortschreitende Digitalisierung erzeuge neue Gefahren, erklärt Gabriel:
"Deshalb haben wir verabredet, dass bei der Bekämpfung dieser Risiken wir in den nächsten Runden uns abstimmen wollen."
Die Stimmung in Hamburg sei gut und von Pragmatismus geprägt gewesen, betont Gabriel. Keine ideologischen Debatten, keine Besserwisserei. US-Energieminister Moniz schwärmt gar, man sei einer Einigung vor der entscheidenden UN-Klimakonferenz in Paris Ende des Jahres inzwischen viel näher gekommen.
Dann aber streut der deutsche Energieminister doch noch ein bisschen Salz in die Wunde: Über die Klimaschutzziele sei man sich wohl einig, aber der Weg dorthin bleibt umstritten:
"Es gibt einige Staaten, die halten die Nutzung von Nuklearenergie für unverzichtbar. Es gibt Staaten, die gehen davon aus, dass sie noch eine ganze Weile Kohle brauchen. Und wieder andere die glauben, dass sie mit einem immer stärkeren Ausbau Erneuerbarer Energien alleine diese Fortschritte schneller hinbekommen können."
Das Heft des Handelns liegt nun bei den Staats- und Regierungschefs, die unter deutscher Präsidentschaft im Juni zum G7-Gipfel nach Elmau reisen. Bei der UN-Klimakonferenz in Paris steht dann im Dezember die entscheidende Frage an, ob es der Weltgemeinschaft gelingt, sich auf das Zwei-Grad-Ziel zu einigen, also eine Begrenzung der Erderwärmung um maximal zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter. Auf dem Weg dorthin war die Energieministerkonferenz in Hamburg nur eine Etappe von vielen.