Da steht er, der kanadische Premier im Yankee-Stadion in New York City. Gerade hat er die Ehrendoktorwürde der NYU-Universität erhalten und tausende Studenten bejubeln den Mann, als habe er persönlich das Weltklima bereits gerettet. Kanada und Klimaschutz. Es ist kein Gegensatz mehr, seit Trudeau 2015 Premier wurde.
"I give you our word that Canada's efforts will not cease."
Mindestpreis für CO2-Emissionen soll steigen
Reden kann der Mann, so wie damals, als er bei den Vereinten Nationen das Pariser Klimaabkommen unterzeichnete und der Welt versprach, das Kanada nie aufhören werde, sich gegen den Klimawandel zu stemmen. Jetzt also G7-Gastgeber. Im Jahr, da Kanada den Vorsitz übernahm, führte er einen Mindestpreis für CO2-Emissionen ein. Zehn Dollar pro Tonne. Ein Preis, der kontinuierlich steigen soll.
"The government proposes that the price on carbon pollution should start at a minimun of 10 Dollar per ton in 2018 rising by 10 Dollar each year to 50 Dollar in 2022."
2022 bereits auf 50 Dollar. Wie der Mindestpreis für CO2 erreicht wird, überlasst die Zentralregierung in Ottawa dabei den Provinzen. Ob Karbonsteuer oder Zertifikate-Verkauf. Trudeau aber hat klargemacht: Erreicht eine Provinz die Ziele nicht, leitet die kanadische Regierung entsprechende Maßnahmen ein.
"Because pollution crosses borders all provinces must do their part."
Schwarzer Fleck auf Kanadas Klimaschutzseele
Aber da ist der schwarze Fleck auf Kanadas Klimaschutzseele. Die dreckigen Teersandöle aus Alberta. Gerade erst hat Trudeau die Erweiterung der Trans-Mountain-Pipeline nicht nur genehmigt, sondern gekauft, um sicherzustellen, dass demnächst pro Tag 800.000 Barrel des dreckigsten Öls, das es gibt, auf den Weltmarkt kommen. Mehr Öl, mehr Lecks, mehr Chancen auf eine Tankerkatastrophe vor Kanadas Küsten. Umweltschützer toben. Heiße Luft sagen sie, was Trudeau in Sachen Klimaschutz öffentlich verkünde: Der antwortet als Premier und Politiker wie ein Premier und Politiker:
"Es gibt Familien, die keine Jobs haben, die Hilfe brauchen und aggressive Rhetorik hilft weder Ihnen noch dem Erreichen unserer Klimaschutzziele. "
Bis 2030 will Kanada den Ausstoß von Treibhausgasen im Vergleich zu 2005 um 30 Prozent gesenkt haben. Ein Ansatz: Recycling und Plastikverbote. Genau darum soll es auch auf diesem G7-Gipfel am zweiten Gipfeltag gehen. Vermeidung von Plastikproduktion. Klingt erst einmal abwegig, sagt Umweltexpertin Amy Myers Jaffe. Aber die Ölindustrie selbst prognostiziere, dass die Plastikproduktion ihr größter Wachstumsmarkt sei:
"Wenn man sich ums Klima sorgt und eine Reduktion von fossilen Brennstoffen will, ist eine Reduzierung von Plastik ein guter Weg. Und das schließt genau das Recycling ein, dass Kanada hier auf dem G-7-Gipfel vorschlägt. Ein weltweites Abkommen, das ist ein wichtiger Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgase."
Große Diskussion über Plastikabfälle im Meer anberaumt
Am zweiten Gipfeltag hat Trudeau zwölf andere Staaten eingeladen, um mit ihnen genau über dieses Thema zu diskutieren. Mehr Recycling, weniger neue Plastikproduktion. Zum Schutz der Weltmeere, aber auch des Klimas, sagt Kanadas Gipfelsherpa, der Mann, der das G7-Treffen für Premier Trudeau vorbereitet, Peter Boehm im ARD-Interview. Boehm war vier Jahre Kanadas Botschafter in Berlin. Jetzt muss er versuchen, beim G7-Gipfel das Thema Klimaschutz so anzusprechen, dass US-Präsident Trump nicht gleich den Raum verlässt. Kanadas Weg: Lasst uns über Plastikmüll im Meer reden.
"Für uns ist das sehr wichtig und wir werden am zweiten Tag des Gipfels andere Regierungschefs einladen, um eine große Diskussion über Plastikabfälle im Meer zu führen."
Klimaschutz und Kanada: Es geht voran, langsam, aber mehr als beim südlichen Nachbarn, sagt Gipfelsherpa Boehm: "Es geht halt langsam weiter, viele möchten es beschleunigen, aber ich glaube, wir machen schon Schritte vorwärts und müssen halt mehr Gas geben, wenn ich das sagen darf."