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G7-Staaten
Alternativen zu russischem Gas suchen

Die G7-Staaten wollen wegen der Ukraine-Krise mit Flüssiggas-Importen, neuen Gasspeichern und mehr Pipelines die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen verringern. Bei einem Sondertreffen in Rom vereinbarten die Energieminister der führenden sieben Industriestaaten (G7) am Dienstag einen 13-Punkte-Plan.

    Gaspipeline in Brandow, Usti-Region.
    Die G7-Staaten wollen neue Versorgungsquellen erschließen und mehr Pipelines bauen. (dpa / Libor Zavoral)
    Es sei der Beginn eines energiepolitischen "Entwaffnungsprozesses" in den nächsten Jahren, sagte der britische Energieminister Ed Davey nach der Konferenz. Die neue Strategie solle Russland die Möglichkeit nehmen, Energie als Waffe einzusetzen.
    Änderungen können nur langfristig erzielt werden
    Einigkeit bestand darin, dass Änderungen nur mittel- bis langfristig erzielt werden können. "Es wird mit Blick auf die aktuelle Krise keine schnelle Lösung geben", sagte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) nach dem Treffen in Rom. Der Wirtschaftsminister kenne niemanden auf der Welt, "der sagen könnte, wie kurzfristig die Abhängigkeit von russischen Gasimporten geändert werden kann."
    Die USA beispielsweise seien frühestens Ende des Jahrzehnts in der Lage, ihre Flüssiggas-Exporte auszubauen, betonte der Vizekanzler. Für die Ukraine sollen nun Notfallpläne erarbeitet werden, falls Russland dem Land den Gashahn zudreht. Gabriel forderte neben einer breiter aufgestellten Versorgung auch eine politische Initiative unter Einschluss Russlands. "Eigentlich brauchen wir in Europa so etwas wie eine Energie-KSZE." In der Hochphase des Kalten Krieges habe es mit der Helsinki-Schlussakte der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) eine Übereinkunft über Achtung von Grenzen und Völkerrecht gegeben.
    Energieexporte dürfen nicht zur wirtschaftlichen Waffe werden
    "Wir brauchen eine Verständigung darüber, dass Energieimporte und Energieexporte nie zur politischen und wirtschaftlichen Waffe der Auseinandersetzungen in Europa und der Welt werden dürfen", sagte Gabriel. Die Energieminister beschlossen einen 13-Punkte-Plan. Die Minister waren sich zumindest in der Theorie darin einig, dass man vor allem in Europa an einem Strang ziehen muss, um die Abhängigkeit von der russischen Energie zu reduzieren.
    Der 13-Punkte-Plan der G7
    Das sind die wichtigsten Ideen, um die Abhängigkeit vom russischen Gas zu verringern:
    • Neue Routen und Transportwege, etwa aus Aserbaidschan über die Türkei nach Europa - und mehr Einspeisepunkte
    • Förderung CO2-armer Technologien. Einige Staaten wie Großbritannien fordern mehr Atom, Deutschland mehr Ökoenergie und bessere Gebäudedämmungen
    • Notfallpläne für stark von Russland abhängige Staaten
    • Einige Staaten wollen das Gas-Fracking verstärken, also die Förderung aus tiefem Gestein mit Chemikalieneinsatz
    • Aufbau eines Flüssiggas-Marktes mit Terminals in Nordamerika, dem Mittleren Osten und Europa
    (tzi/sima)