Zum vorläufigen Insolvenzverwalter für das Unternehmen mit mehr als 15.000 Mitarbeitern und 92 Filialen wurde der Hamburger Anwalt Stefan Denkhaus bestellt. Ziel sei, "im Zeitfenster von sieben, acht Monaten dann auch dieses Insolvenzverfahren wieder verlassen" zu können, sagte Denkhaus, der einen Investorenprozess für das Unternehmen sehr kurzfristig starten will. Es gebe bereits Interessenten. Namen nannte er nicht. Man werde auch weitere Interessenten ansprechen.
Es ist der dritte Insolvenzantrag binnen drei Jahren. Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern hatte erst Ende 2022 Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Der Handelsexperte Berentzen von der Münchner Unternehmensberatung BBE sagte dem Deutschlandfunk, entgegen den bisherigen Versuchen einer Unternehmenssanierung habe das Galeria-Management nun bei einer Regelinsolvenz keine Entscheidungsbefugnis mehr.
Problematisch sind nach Unternehmensangaben vor allem "hohe Mieten und teure Dienstleistungen". Diese schränkten die künftigen Entwicklungsmöglichkeit stark ein. Laut Handelsexperte Berentzen hat Galeria mit dem Insolvenzverfahren Möglichkeiten, aus bestehenden Verträgen leichter heraus zu kommen. Das betreffe Mieten, aber auch Personalentscheidungen. Mit Blick auf die Kosten sei dies sicher hilfreich, von einem "Befreiungsschlag" könne man aber nicht sprechen, betonte Berentzen. Er bezweifelt, ob das bisherige Geschäftsmodell der Warenhauskette noch eine Zukunft hat.
Galeria ist Teil der weit verzweigten Signa-Unternehmensgruppe des Tiroler Investors Rene Benko. Dessen Signa Holding und unter anderem zwei wichtige Immobilien-Gesellschaften haben bereits Insolvenzanträge gestellt. Signa hatte für die Sanierung von Galeria 200 Millionen Euro bis 2025 zugesagt.
Insolvenzgeld für Beschäftigte
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) wird den Beschäftigten der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof Insolvenzgeld zahlen, wenn das beantragte Insolvenzverfahren eröffnet wird. "Die BA hat nach intensiven Beratungen mit dem Unternehmen und einer detaillierten Prüfung der Voraussetzungen festgestellt, dass bei einer erneuten Insolvenzeröffnung die Beschäftigten Insolvenzgeld erhalten können", heißt es in einer Mitteilung der Behörde. Insolvenzgeld wird nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens für bis zu drei Monate rückwirkend bezahlt, in der Regel in der Höhe des letzten Nettoeinkommens. Die Beschäftigten müssten derzeit nichts unternehmen, heißt es in der Mitteilung.
Verdi fordert erfahrenen Investor
Die Gewerkschaft Verdi hält nach dem erneuten Insolvenzantrag die Übernahme durch einen erfahrenen Investor für nötig. Es wäre wünschenswert, wenn der neue Eigner Handelskompetenz habe und es Galeria ermögliche, als Ganzes erhalten zu bleiben, sagte Verdi-Vorstandsmitglied Zimmer in Berlin. Damit könnten die Arbeitsplätze gesichert werden. Aus Sicht von Verdi hat Galeria als Unternehmen eine gute Zukunft.
Diese Nachricht wurde am 09.01.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.