"Let’s Play Politik" heißt der Vortrag von Dr. Josephine Schmitt, den sie zusammen mit Prof. Christoph Bieber hält. Beide arbeiten am Bochumer Center For Advanced Internet Studies. Grundsätzlich böten Games den Spielerinnen und Spielern die Möglichkeit, bestimmte Erfahrungen zu machen: "Wir können uns in ganz anderen Rollen ausprobieren als im Alltag, wir können Monster und Terrorist sein."
Wo Feinde sind, sind auch Feindbilder. Die wirkten in vielen Computerspielen vereinfacht: Figuren mit anderer Hautfarbe sind oft aggressiver dargestellt, Frauen sexualisiert. Die Konsequenz? "Wenn etwa die arabischen Akteure in 'Call Of Duty' auf eine gewisse Weise dargestellt werden", dann könne das "Stereotype durchaus fördern".
Der Bürgermeister als Gott
Auch die politischen Institutionen wirkten oft vereinfacht oder zugespitzt. "Politische Akteure, wie wir sie aus dem Alltag kennen – Parlamente, Parteien, Regierungen – finden in Spielen eher weniger statt." Wenn einmal, wie in 'Sim City', ein Bürgermeister auftauche oder vom Spieler als Rolle übernommen werden kann, "dann hat das immer eher eine gottähnliche, distanzierte Perspektive".
Verweise auf politisches Geschehen seien überwiegend negative Verweise: Es treten Soldaten, Terroristen, Verbrecher auf. Die Frage sei: "Was das bedeutet für die eigene Wahrnehmung von politischen Institutionen in der normalen Welt?" Beantworten lasse sich das aber nicht pauschal.
Gamification der politischen Bildung
Umgekehrt würden Computerspiele in den Angeboten der politischen Bildung zunehmend genutzt, etwa sogenannte Civic Games, durch die man "tatsächlich lernen kann über historische, soziale, kulturelle Kontexte". Auch auf der Plattform "Games For Change" gebe es Spiele zu den verschiedensten gesellschaftspolitischen Themen.
"Die Frage ist, ob Spielerinnen und Spieler dann noch Spaß daran haben, die zu spielen." Es gehe den meisten schließlich ums Entertainment. Das wiederum lege sie als Mittel der politischen Bildung durchaus nahe: "Indem ich konkret etwas nehme, womit sie sich sehr viel auch in ihrem Alltag befassen, zeige ich ein gewisses Interesse an ihren Lebenswelten und kann die Relevanz von Themenfeldern besser vermitteln."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Wir haben noch länger mit Josephine Schmitt gesprochen –
hören Sie hier die Langfassung des Corsogesprächs